zutraut, weil man selbst keinen hat -- eine neue Welt, welche von der alten nur ein Paar Zahlen geerbt hat; was nicht Geld einbringt, ist unnütz, was nicht nützt, ist überflüssig! O schöne Freude einer edlen Bildung, warum habe ich Dich mit Füßen gestoßen, eine Kaufmannsschule, welche sich für eine Welt ausgiebt, rächt Dich an mir!"
Die übrigen Zettel sind im Trubel der letzten Tage verloren gegangen, hören Sie die Erzählung derselben zum letzten Andenken an Jhren Freund.
Jch kam auf demselben Schiffe mit ihm hierher, die Rache trieb mich, ihn zu vernichten. Auf dem Schiffe konnte ich nicht an ihn kommen, obwohl sich mir mehrmals die Gelegenheit bot, ihn rücklings über Bord zu stoßen; ich fürchtete mich vor ihm. Und hier, ach, hier wurde ich wieder Weib, der zerschmetterte Titan jammerte meine Seele, ich weinte hinter ihm her, wenn er einmal einen Spaziergang wagte. Die stolze Gestalt war geknickt, der wilde Kopf neigte sich auf die Brust, das schwarze Haar ergraute, das große, kühne Auge war verschleiert
zutraut, weil man ſelbſt keinen hat — eine neue Welt, welche von der alten nur ein Paar Zahlen geerbt hat; was nicht Geld einbringt, iſt unnütz, was nicht nützt, iſt überflüſſig! O ſchöne Freude einer edlen Bildung, warum habe ich Dich mit Füßen geſtoßen, eine Kaufmannsſchule, welche ſich für eine Welt ausgiebt, rächt Dich an mir!“
Die übrigen Zettel ſind im Trubel der letzten Tage verloren gegangen, hören Sie die Erzählung derſelben zum letzten Andenken an Jhren Freund.
Jch kam auf demſelben Schiffe mit ihm hierher, die Rache trieb mich, ihn zu vernichten. Auf dem Schiffe konnte ich nicht an ihn kommen, obwohl ſich mir mehrmals die Gelegenheit bot, ihn rücklings über Bord zu ſtoßen; ich fürchtete mich vor ihm. Und hier, ach, hier wurde ich wieder Weib, der zerſchmetterte Titan jammerte meine Seele, ich weinte hinter ihm her, wenn er einmal einen Spaziergang wagte. Die ſtolze Geſtalt war geknickt, der wilde Kopf neigte ſich auf die Bruſt, das ſchwarze Haar ergraute, das große, kühne Auge war verſchleiert
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0293"n="285"/>
zutraut, weil man ſelbſt keinen hat — eine neue<lb/>
Welt, welche von der alten nur ein Paar Zahlen<lb/>
geerbt hat; was nicht Geld einbringt, iſt unnütz,<lb/>
was nicht nützt, iſt überflüſſig! O ſchöne Freude<lb/>
einer edlen Bildung, warum habe ich Dich mit<lb/>
Füßen geſtoßen, eine Kaufmannsſchule, welche ſich<lb/>
für eine Welt ausgiebt, rächt Dich an mir!“</p><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/><p>Die übrigen Zettel ſind im Trubel der letzten<lb/>
Tage verloren gegangen, hören Sie die Erzählung<lb/>
derſelben zum letzten Andenken an Jhren Freund.</p><lb/><p>Jch kam auf demſelben Schiffe mit ihm hierher,<lb/>
die Rache trieb mich, ihn zu vernichten. Auf dem<lb/>
Schiffe konnte ich nicht an ihn kommen, obwohl<lb/>ſich mir mehrmals die Gelegenheit bot, ihn rücklings<lb/>
über Bord zu ſtoßen; ich fürchtete mich vor ihm.<lb/>
Und hier, ach, hier wurde ich wieder Weib, der<lb/>
zerſchmetterte Titan jammerte meine Seele, ich weinte<lb/>
hinter ihm her, wenn er einmal einen Spaziergang<lb/>
wagte. Die ſtolze Geſtalt war geknickt, der wilde<lb/>
Kopf neigte ſich auf die Bruſt, das ſchwarze Haar<lb/>
ergraute, das große, kühne Auge war verſchleiert<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[285/0293]
zutraut, weil man ſelbſt keinen hat — eine neue
Welt, welche von der alten nur ein Paar Zahlen
geerbt hat; was nicht Geld einbringt, iſt unnütz,
was nicht nützt, iſt überflüſſig! O ſchöne Freude
einer edlen Bildung, warum habe ich Dich mit
Füßen geſtoßen, eine Kaufmannsſchule, welche ſich
für eine Welt ausgiebt, rächt Dich an mir!“
Die übrigen Zettel ſind im Trubel der letzten
Tage verloren gegangen, hören Sie die Erzählung
derſelben zum letzten Andenken an Jhren Freund.
Jch kam auf demſelben Schiffe mit ihm hierher,
die Rache trieb mich, ihn zu vernichten. Auf dem
Schiffe konnte ich nicht an ihn kommen, obwohl
ſich mir mehrmals die Gelegenheit bot, ihn rücklings
über Bord zu ſtoßen; ich fürchtete mich vor ihm.
Und hier, ach, hier wurde ich wieder Weib, der
zerſchmetterte Titan jammerte meine Seele, ich weinte
hinter ihm her, wenn er einmal einen Spaziergang
wagte. Die ſtolze Geſtalt war geknickt, der wilde
Kopf neigte ſich auf die Bruſt, das ſchwarze Haar
ergraute, das große, kühne Auge war verſchleiert
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Laube, Heinrich: Das junge Europa. Bd. 3. Mannheim, 1837, S. 285. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laube_europa03_1837/293>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.