Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Laube, Heinrich: Das junge Europa. Bd. 3. Mannheim, 1837.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>
15.
Valerius an Hippolyt.

Du gehst zu Grabe, Du gehst zu Grabe, Genosse
meiner Jugendzeit! Du hast Dich allein in den
Ocean geworfen, Dein Arm ist stark, Deine Kraft
ist groß, aber wenn der Mensch allein mit den
Elementen ringen will, da ist ihm der Tod gewiß,
nur in der Gemeinschaft ist der Mensch mächtig;
weil er die Gesellschaft erfunden hat, ist er Herr
der Welt, und Du höhnst und tödtest die Gesell-
schaft. Jch habe Deine letzten Briefe aus England
erhalten -- Deine Tragödie geht zu Ende, Du
raffinirst schon mit Tallon und Lord Henry nach
Aeusserungen des Herzens und Leibes; erinnerst Du
Dich Lothario's in Wilhelm Meister, als er inne
wird, daß eine Blutsverwandtschaft zwischen ihm

15.
Valerius an Hippolyt.

Du gehſt zu Grabe, Du gehſt zu Grabe, Genoſſe
meiner Jugendzeit! Du haſt Dich allein in den
Ocean geworfen, Dein Arm iſt ſtark, Deine Kraft
iſt groß, aber wenn der Menſch allein mit den
Elementen ringen will, da iſt ihm der Tod gewiß,
nur in der Gemeinſchaft iſt der Menſch mächtig;
weil er die Geſellſchaft erfunden hat, iſt er Herr
der Welt, und Du höhnſt und tödteſt die Geſell-
ſchaft. Jch habe Deine letzten Briefe aus England
erhalten — Deine Tragödie geht zu Ende, Du
raffinirſt ſchon mit Tallon und Lord Henry nach
Aeuſſerungen des Herzens und Leibes; erinnerſt Du
Dich Lothario’s in Wilhelm Meiſter, als er inne
wird, daß eine Blutsverwandtſchaft zwiſchen ihm

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0284" n="[276]"/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">15.<lb/>
Valerius an Hippolyt.</hi> </head><lb/>
          <p><hi rendition="#in">D</hi>u geh&#x017F;t zu Grabe, Du geh&#x017F;t zu Grabe, Geno&#x017F;&#x017F;e<lb/>
meiner Jugendzeit! Du ha&#x017F;t Dich allein in den<lb/>
Ocean geworfen, Dein Arm i&#x017F;t &#x017F;tark, Deine Kraft<lb/>
i&#x017F;t groß, aber wenn der Men&#x017F;ch allein mit den<lb/>
Elementen ringen will, da i&#x017F;t ihm der Tod gewiß,<lb/>
nur in der Gemein&#x017F;chaft i&#x017F;t der Men&#x017F;ch mächtig;<lb/>
weil er die Ge&#x017F;ell&#x017F;chaft erfunden hat, i&#x017F;t er Herr<lb/>
der Welt, und Du höhn&#x017F;t und tödte&#x017F;t die Ge&#x017F;ell-<lb/>
&#x017F;chaft. Jch habe Deine letzten Briefe aus England<lb/>
erhalten &#x2014; Deine Tragödie geht zu Ende, Du<lb/>
raffinir&#x017F;t &#x017F;chon mit Tallon und Lord Henry nach<lb/>
Aeu&#x017F;&#x017F;erungen des Herzens und Leibes; erinner&#x017F;t Du<lb/>
Dich Lothario&#x2019;s in Wilhelm Mei&#x017F;ter, als er inne<lb/>
wird, daß eine Blutsverwandt&#x017F;chaft zwi&#x017F;chen ihm<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[276]/0284] 15. Valerius an Hippolyt. Du gehſt zu Grabe, Du gehſt zu Grabe, Genoſſe meiner Jugendzeit! Du haſt Dich allein in den Ocean geworfen, Dein Arm iſt ſtark, Deine Kraft iſt groß, aber wenn der Menſch allein mit den Elementen ringen will, da iſt ihm der Tod gewiß, nur in der Gemeinſchaft iſt der Menſch mächtig; weil er die Geſellſchaft erfunden hat, iſt er Herr der Welt, und Du höhnſt und tödteſt die Geſell- ſchaft. Jch habe Deine letzten Briefe aus England erhalten — Deine Tragödie geht zu Ende, Du raffinirſt ſchon mit Tallon und Lord Henry nach Aeuſſerungen des Herzens und Leibes; erinnerſt Du Dich Lothario’s in Wilhelm Meiſter, als er inne wird, daß eine Blutsverwandtſchaft zwiſchen ihm

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/laube_europa03_1837
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/laube_europa03_1837/284
Zitationshilfe: Laube, Heinrich: Das junge Europa. Bd. 3. Mannheim, 1837, S. [276]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laube_europa03_1837/284>, abgerufen am 17.05.2024.