die Geldinteressen wieder die zweite, unterstützende, nicht aber herrschende Stelle einnehmen werden? Frankreich, als Flügelmann Europas, ist auch das Horoskop Europa's. Ueber kurz oder lang sinkt auch die englische Aristokratie unter den Zahlen der brittischen Kaufleute, und so geht's weiter. Oder ist nicht eigentlich jetzt schon das Geld ein wesent- liches Moment der englischen Lords? Besitz ist die Losung unsrer Tage, und die Kultur, wenn sie was gelten soll, muß sich ebenfalls darnach richten. Erfinde eine Poesie des Besitzes, oder wir gehen unter in dieser breiten Prosa.
Du hast Recht, wenn Du mir Vorwürfe machst über mein völliges Stillschweigen seit so langer Zeit, ich hatte aber auch Recht. Jch fing an, ein- herzutappen, statt einherzuschreiten durch die Welt. Soll ich meinen Freund mit herumzerren in der trunknen Bewegung? Schon bin ich wieder fester, und da bin ich auch wieder bei Dir. Wo Dich meine Briefe treffen werden -- denn jetzt werd' ich Dir öfter schreiben -- weiß ich nicht; ich will sie alle nach Grünschloß schicken, früher oder später kommen sie Dir von dort sicher in die Hände.
die Geldintereſſen wieder die zweite, unterſtützende, nicht aber herrſchende Stelle einnehmen werden? Frankreich, als Flügelmann Europas, iſt auch das Horoskop Europa’s. Ueber kurz oder lang ſinkt auch die engliſche Ariſtokratie unter den Zahlen der brittiſchen Kaufleute, und ſo geht’s weiter. Oder iſt nicht eigentlich jetzt ſchon das Geld ein weſent- liches Moment der engliſchen Lords? Beſitz iſt die Loſung unſrer Tage, und die Kultur, wenn ſie was gelten ſoll, muß ſich ebenfalls darnach richten. Erfinde eine Poeſie des Beſitzes, oder wir gehen unter in dieſer breiten Proſa.
Du haſt Recht, wenn Du mir Vorwürfe machſt über mein völliges Stillſchweigen ſeit ſo langer Zeit, ich hatte aber auch Recht. Jch fing an, ein- herzutappen, ſtatt einherzuſchreiten durch die Welt. Soll ich meinen Freund mit herumzerren in der trunknen Bewegung? Schon bin ich wieder feſter, und da bin ich auch wieder bei Dir. Wo Dich meine Briefe treffen werden — denn jetzt werd’ ich Dir öfter ſchreiben — weiß ich nicht; ich will ſie alle nach Grünſchloß ſchicken, früher oder ſpäter kommen ſie Dir von dort ſicher in die Hände.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0019"n="11"/>
die Geldintereſſen wieder die zweite, unterſtützende,<lb/>
nicht aber herrſchende Stelle einnehmen werden?<lb/>
Frankreich, als Flügelmann Europas, iſt auch das<lb/>
Horoskop Europa’s. Ueber kurz oder lang ſinkt<lb/>
auch die engliſche Ariſtokratie unter den Zahlen der<lb/>
brittiſchen Kaufleute, und ſo geht’s weiter. Oder<lb/>
iſt nicht eigentlich jetzt ſchon das Geld ein weſent-<lb/>
liches Moment der engliſchen Lords? Beſitz iſt die<lb/>
Loſung unſrer Tage, und die Kultur, wenn ſie<lb/>
was gelten ſoll, muß ſich ebenfalls darnach richten.<lb/>
Erfinde eine Poeſie des Beſitzes, oder wir gehen<lb/>
unter in dieſer breiten Proſa.</p><lb/><p>Du haſt Recht, wenn Du mir Vorwürfe machſt<lb/>
über mein völliges Stillſchweigen ſeit ſo langer<lb/>
Zeit, ich hatte aber auch Recht. Jch fing an, ein-<lb/>
herzutappen, ſtatt einherzuſchreiten durch die Welt.<lb/>
Soll ich meinen Freund mit herumzerren in der<lb/>
trunknen Bewegung? Schon bin ich wieder feſter,<lb/>
und da bin ich auch wieder bei Dir. Wo Dich<lb/>
meine Briefe treffen werden — denn jetzt werd’<lb/>
ich Dir öfter ſchreiben — weiß ich nicht; ich will<lb/>ſie alle nach Grünſchloß ſchicken, früher oder ſpäter<lb/>
kommen ſie Dir von dort ſicher in die Hände.<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[11/0019]
die Geldintereſſen wieder die zweite, unterſtützende,
nicht aber herrſchende Stelle einnehmen werden?
Frankreich, als Flügelmann Europas, iſt auch das
Horoskop Europa’s. Ueber kurz oder lang ſinkt
auch die engliſche Ariſtokratie unter den Zahlen der
brittiſchen Kaufleute, und ſo geht’s weiter. Oder
iſt nicht eigentlich jetzt ſchon das Geld ein weſent-
liches Moment der engliſchen Lords? Beſitz iſt die
Loſung unſrer Tage, und die Kultur, wenn ſie
was gelten ſoll, muß ſich ebenfalls darnach richten.
Erfinde eine Poeſie des Beſitzes, oder wir gehen
unter in dieſer breiten Proſa.
Du haſt Recht, wenn Du mir Vorwürfe machſt
über mein völliges Stillſchweigen ſeit ſo langer
Zeit, ich hatte aber auch Recht. Jch fing an, ein-
herzutappen, ſtatt einherzuſchreiten durch die Welt.
Soll ich meinen Freund mit herumzerren in der
trunknen Bewegung? Schon bin ich wieder feſter,
und da bin ich auch wieder bei Dir. Wo Dich
meine Briefe treffen werden — denn jetzt werd’
ich Dir öfter ſchreiben — weiß ich nicht; ich will
ſie alle nach Grünſchloß ſchicken, früher oder ſpäter
kommen ſie Dir von dort ſicher in die Hände.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Laube, Heinrich: Das junge Europa. Bd. 3. Mannheim, 1837, S. 11. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laube_europa03_1837/19>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.