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Laube, Heinrich: Das junge Europa. Bd. 3. Mannheim, 1837.

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Mit dem Sonnenschein mag es draußen ein
Ende haben, Regen und Wind schlagen an meine
Blechblende, es wird Herbst sein -- das beruhigt
mich in etwas, nur die Hypochondristen gehen jetzt
draußen spaziren. Aber es ist Sonntag, hat mir
der Wärter gesagt, und der Schmutz und das Un-
sonntägliche ist rings um mich her in alter trau-
riger Gestalt.

Heut ist Sonntag in der Welt,
Es putzen sich alle Leute,
Ein Jeder hofft für Glück und Geld
Heut irgend eine Freude.
Hab drum mein bestes Hemd erwählt,
Wollt' auch gern Sonntag haben --
Du sieche Brust, so arg gequält,
Sollst Dich am Hemde laben.


Wenn sie auch Dir nicht nahe liegt, denn Du
bist ein gottloser Mensch, aber andern Leuten ist
die Frage natürlich: Warum suchst Du keinen Trost
bei Gott, warum flüchtest Du nicht, von aller Welt

Mit dem Sonnenſchein mag es draußen ein
Ende haben, Regen und Wind ſchlagen an meine
Blechblende, es wird Herbſt ſein — das beruhigt
mich in etwas, nur die Hypochondriſten gehen jetzt
draußen ſpaziren. Aber es iſt Sonntag, hat mir
der Wärter geſagt, und der Schmutz und das Un-
ſonntägliche iſt rings um mich her in alter trau-
riger Geſtalt.

Heut iſt Sonntag in der Welt,
Es putzen ſich alle Leute,
Ein Jeder hofft für Glück und Geld
Heut irgend eine Freude.
Hab drum mein beſtes Hemd erwählt,
Wollt’ auch gern Sonntag haben —
Du ſieche Bruſt, ſo arg gequält,
Sollſt Dich am Hemde laben.


Wenn ſie auch Dir nicht nahe liegt, denn Du
biſt ein gottloſer Menſch, aber andern Leuten iſt
die Frage natürlich: Warum ſuchſt Du keinen Troſt
bei Gott, warum flüchteſt Du nicht, von aller Welt

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[123/0131] Mit dem Sonnenſchein mag es draußen ein Ende haben, Regen und Wind ſchlagen an meine Blechblende, es wird Herbſt ſein — das beruhigt mich in etwas, nur die Hypochondriſten gehen jetzt draußen ſpaziren. Aber es iſt Sonntag, hat mir der Wärter geſagt, und der Schmutz und das Un- ſonntägliche iſt rings um mich her in alter trau- riger Geſtalt. Heut iſt Sonntag in der Welt, Es putzen ſich alle Leute, Ein Jeder hofft für Glück und Geld Heut irgend eine Freude. Hab drum mein beſtes Hemd erwählt, Wollt’ auch gern Sonntag haben — Du ſieche Bruſt, ſo arg gequält, Sollſt Dich am Hemde laben. Wenn ſie auch Dir nicht nahe liegt, denn Du biſt ein gottloſer Menſch, aber andern Leuten iſt die Frage natürlich: Warum ſuchſt Du keinen Troſt bei Gott, warum flüchteſt Du nicht, von aller Welt

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Zitationshilfe: Laube, Heinrich: Das junge Europa. Bd. 3. Mannheim, 1837, S. 123. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laube_europa03_1837/131>, abgerufen am 23.11.2024.