eine dämmernde Ferne verliert. Er wußte nicht mehr, wo das Bild hingekommen war, in diesem Augenblicke glaubte er, es gesehen zu haben. Aber er konnte nicht rasten, da sein Begleiter umkehrte, und nach dem vorletzten Zimmer zurückschritt. Eine schmeichelnde Unruhe bemächtigte sich seiner, es hielt ihn fest in diesen Zimmern, und er zog Stanis- laus auf ein Sopha. Auf einem Tische vor dem- selben lag eine große Mappe, und während der junge Pole allmählig in seine sinnende Schweig- samkeit versank, blätterte Valerius unter den Gemäl- den und Kupferstichen, welche er in der Mappe fand. Eine versteckte Seitentasche fiel ihm auf, und er zog ein kleines Blatt Papier heraus, was mit Versen beschrieben war. -- Er hatte sie selbst geschrie- ben, diese Göthe'schen Verse:
Geh den Weibern zart entgegen, Du gewinnst sie auf mein Wort; Und wer rasch ist und verwegen, Kommt vielleicht noch besser fort; Doch wem wenig dran gelegen Scheinet, ob er reizt und rührt, Der beleidigt. der verführt.
eine dämmernde Ferne verliert. Er wußte nicht mehr, wo das Bild hingekommen war, in dieſem Augenblicke glaubte er, es geſehen zu haben. Aber er konnte nicht raſten, da ſein Begleiter umkehrte, und nach dem vorletzten Zimmer zurückſchritt. Eine ſchmeichelnde Unruhe bemächtigte ſich ſeiner, es hielt ihn feſt in dieſen Zimmern, und er zog Stanis- laus auf ein Sopha. Auf einem Tiſche vor dem- ſelben lag eine große Mappe, und während der junge Pole allmählig in ſeine ſinnende Schweig- ſamkeit verſank, blätterte Valerius unter den Gemäl- den und Kupferſtichen, welche er in der Mappe fand. Eine verſteckte Seitentaſche fiel ihm auf, und er zog ein kleines Blatt Papier heraus, was mit Verſen beſchrieben war. — Er hatte ſie ſelbſt geſchrie- ben, dieſe Göthe’ſchen Verſe:
Geh den Weibern zart entgegen, Du gewinnſt ſie auf mein Wort; Und wer raſch iſt und verwegen, Kommt vielleicht noch beſſer fort; Doch wem wenig dran gelegen Scheinet, ob er reizt und rührt, Der beleidigt. der verführt.
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eine dämmernde Ferne verliert. Er wußte nicht
mehr, wo das Bild hingekommen war, in dieſem
Augenblicke glaubte er, es geſehen zu haben. Aber
er konnte nicht raſten, da ſein Begleiter umkehrte,
und nach dem vorletzten Zimmer zurückſchritt. Eine
ſchmeichelnde Unruhe bemächtigte ſich ſeiner, es hielt
ihn feſt in dieſen Zimmern, und er zog Stanis-
laus auf ein Sopha. Auf einem Tiſche vor dem-
ſelben lag eine große Mappe, und während der
junge Pole allmählig in ſeine ſinnende Schweig-
ſamkeit verſank, blätterte Valerius unter den Gemäl-
den und Kupferſtichen, welche er in der Mappe
fand. Eine verſteckte Seitentaſche fiel ihm auf, und
er zog ein kleines Blatt Papier heraus, was mit
Verſen beſchrieben war. — Er hatte ſie ſelbſt geſchrie-
ben, dieſe Göthe’ſchen Verſe:
Geh den Weibern zart entgegen,
Du gewinnſt ſie auf mein Wort;
Und wer raſch iſt und verwegen,
Kommt vielleicht noch beſſer fort;
Doch wem wenig dran gelegen
Scheinet, ob er reizt und rührt,
Der beleidigt. der verführt.
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Laube, Heinrich: Das junge Europa. Bd. 2, 1. Mannheim, 1837, S. 210. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laube_europa0201_1837/220>, abgerufen am 04.12.2024.
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