Die Vormittagssonne weckte Valerius aus seinen Träumen, und brachte ihm, wie sie es stets that, die Hoffnung auf einen lebendigen, heitern Tag, auf eine lichte Zukunft. Er schrieb's auch diesen Sonnenstrahlen zu, daß er sein Herz so ahnungs- reich und fröhlich bewegt fühlte, als stünden ihm große Freuden bevor. Er hatte es zwar nicht ver- gessen, daß er sich Briefe bei der Fürstin holen sollte, aber er meinte, diese schöne verführerische Frau habe keinen Antheil an seiner angenehmen Stimmung, und er werde auch heute noch nicht zu ihr gehen.
Mit diesen herumspielenden Gedanken legte er sich in's Fenster, mitten in's Gold der Sonne hinein, und athmete heiter die milde Winterluft. Das Fenster führte nach der südöstlichen Fläche vor
17.
Die Vormittagsſonne weckte Valerius aus ſeinen Träumen, und brachte ihm, wie ſie es ſtets that, die Hoffnung auf einen lebendigen, heitern Tag, auf eine lichte Zukunft. Er ſchrieb’s auch dieſen Sonnenſtrahlen zu, daß er ſein Herz ſo ahnungs- reich und fröhlich bewegt fühlte, als ſtünden ihm große Freuden bevor. Er hatte es zwar nicht ver- geſſen, daß er ſich Briefe bei der Fürſtin holen ſollte, aber er meinte, dieſe ſchöne verführeriſche Frau habe keinen Antheil an ſeiner angenehmen Stimmung, und er werde auch heute noch nicht zu ihr gehen.
Mit dieſen herumſpielenden Gedanken legte er ſich in’s Fenſter, mitten in’s Gold der Sonne hinein, und athmete heiter die milde Winterluft. Das Fenſter führte nach der ſüdöſtlichen Fläche vor
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17.
Die Vormittagsſonne weckte Valerius aus ſeinen
Träumen, und brachte ihm, wie ſie es ſtets that,
die Hoffnung auf einen lebendigen, heitern Tag,
auf eine lichte Zukunft. Er ſchrieb’s auch dieſen
Sonnenſtrahlen zu, daß er ſein Herz ſo ahnungs-
reich und fröhlich bewegt fühlte, als ſtünden ihm
große Freuden bevor. Er hatte es zwar nicht ver-
geſſen, daß er ſich Briefe bei der Fürſtin holen
ſollte, aber er meinte, dieſe ſchöne verführeriſche
Frau habe keinen Antheil an ſeiner angenehmen
Stimmung, und er werde auch heute noch nicht
zu ihr gehen.
Mit dieſen herumſpielenden Gedanken legte er
ſich in’s Fenſter, mitten in’s Gold der Sonne
hinein, und athmete heiter die milde Winterluft.
Das Fenſter führte nach der ſüdöſtlichen Fläche vor
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Laube, Heinrich: Das junge Europa. Bd. 2, 1. Mannheim, 1837, S. [187]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laube_europa0201_1837/197>, abgerufen am 04.05.2024.
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