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Laube, Heinrich: Das junge Europa. Bd. 2, 1. Mannheim, 1837.

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dadurch etwas Klerikalisches. Die Haltung des Kör-
pers schien von Sorgen oder Studien gebeugt zu
sein -- da die Gegend, in welcher sich der Redner
befand, heller beleuchtet war, als die Tiefe des Saa-
les, so konnte Valerius die Gesichtszüge genau un-
terscheiden. Es lagen tiefe geheimnißvolle Furchen
in dem magern blassen Antlitze, die Nase war spitz
und scharf geformt, und die tiefliegenden Augen
waren still und fast ohne Bewegung, bevor der
Redner zu sprechen begann. Dann aber flogen sie
zuweilen hervor mit einem wie unterirdischen Feuer,
zuweilen glänzten sie sanft und mild wie die Seele
der wohlwollendsten Weisheit. Derselbe Wechsel spielte
um den feinen Mund, und dessen schmale Lippen:
bald schienen Pfeile des tiefsten Hasses aus den
Winkeln zu fliegen, bald saß ein Lächeln darauf,
was aus dem schönsten Herzen zu kommen schien,
und von unendlicher Liebe zeugte.

Die Stimme war sanft und äußerst wohlklin-
gend, und der Accent der schönste, welchen Valerius
noch in Polen gehört: die schwierigsten Konsonanten
zerflossen auf jenen feinen Lippen, und Alles schmiegte
sich in Wohlklang und Reiz. Der Redner begann

dadurch etwas Klerikaliſches. Die Haltung des Kör-
pers ſchien von Sorgen oder Studien gebeugt zu
ſein — da die Gegend, in welcher ſich der Redner
befand, heller beleuchtet war, als die Tiefe des Saa-
les, ſo konnte Valerius die Geſichtszüge genau un-
terſcheiden. Es lagen tiefe geheimnißvolle Furchen
in dem magern blaſſen Antlitze, die Naſe war ſpitz
und ſcharf geformt, und die tiefliegenden Augen
waren ſtill und faſt ohne Bewegung, bevor der
Redner zu ſprechen begann. Dann aber flogen ſie
zuweilen hervor mit einem wie unterirdiſchen Feuer,
zuweilen glänzten ſie ſanft und mild wie die Seele
der wohlwollendſten Weisheit. Derſelbe Wechſel ſpielte
um den feinen Mund, und deſſen ſchmale Lippen:
bald ſchienen Pfeile des tiefſten Haſſes aus den
Winkeln zu fliegen, bald ſaß ein Lächeln darauf,
was aus dem ſchönſten Herzen zu kommen ſchien,
und von unendlicher Liebe zeugte.

Die Stimme war ſanft und äußerſt wohlklin-
gend, und der Accent der ſchönſte, welchen Valerius
noch in Polen gehört: die ſchwierigſten Konſonanten
zerfloſſen auf jenen feinen Lippen, und Alles ſchmiegte
ſich in Wohlklang und Reiz. Der Redner begann

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[137/0147] dadurch etwas Klerikaliſches. Die Haltung des Kör- pers ſchien von Sorgen oder Studien gebeugt zu ſein — da die Gegend, in welcher ſich der Redner befand, heller beleuchtet war, als die Tiefe des Saa- les, ſo konnte Valerius die Geſichtszüge genau un- terſcheiden. Es lagen tiefe geheimnißvolle Furchen in dem magern blaſſen Antlitze, die Naſe war ſpitz und ſcharf geformt, und die tiefliegenden Augen waren ſtill und faſt ohne Bewegung, bevor der Redner zu ſprechen begann. Dann aber flogen ſie zuweilen hervor mit einem wie unterirdiſchen Feuer, zuweilen glänzten ſie ſanft und mild wie die Seele der wohlwollendſten Weisheit. Derſelbe Wechſel ſpielte um den feinen Mund, und deſſen ſchmale Lippen: bald ſchienen Pfeile des tiefſten Haſſes aus den Winkeln zu fliegen, bald ſaß ein Lächeln darauf, was aus dem ſchönſten Herzen zu kommen ſchien, und von unendlicher Liebe zeugte. Die Stimme war ſanft und äußerſt wohlklin- gend, und der Accent der ſchönſte, welchen Valerius noch in Polen gehört: die ſchwierigſten Konſonanten zerfloſſen auf jenen feinen Lippen, und Alles ſchmiegte ſich in Wohlklang und Reiz. Der Redner begann

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Zitationshilfe: Laube, Heinrich: Das junge Europa. Bd. 2, 1. Mannheim, 1837, S. 137. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laube_europa0201_1837/147>, abgerufen am 06.10.2024.