Valerius war in jener Nacht nur auf kurze Zeiträume aus seiner Träumerei zu wecken gewesen. Er machte sich die lebhaftesten Vorwürfe über diese gefährliche Schwäche, als ihm Magyac am andern Morgen die Begebenheiten der Nacht erzählte.
Das ist jenes thörichte Leben in die Weite, in die Ferne, was den Baum vor Augen nicht merkt, bis er sich kund giebt durch einen heftigen Stoß. Das ist jenes Raisonniren in's Ungemessene hinaus, jenes deutsche Komponiren der nächsten weltgeschicht- lichen Epochen, worüber die Gegenwart und das zeitig Nothwendige unbenutzt vorüberstreicht, das ist jenes unpraktische Wesen, was sich so gern und so leicht mit höheren weiteren Zwecken entschuldigt, was gepriesen sein möchte als weitsichtiges, höheres Element, und was doch übertroffen wird von jenem
11.
Valerius war in jener Nacht nur auf kurze Zeiträume aus ſeiner Träumerei zu wecken geweſen. Er machte ſich die lebhafteſten Vorwürfe über dieſe gefährliche Schwäche, als ihm Magyac am andern Morgen die Begebenheiten der Nacht erzählte.
Das iſt jenes thörichte Leben in die Weite, in die Ferne, was den Baum vor Augen nicht merkt, bis er ſich kund giebt durch einen heftigen Stoß. Das iſt jenes Raiſonniren in’s Ungemeſſene hinaus, jenes deutſche Komponiren der nächſten weltgeſchicht- lichen Epochen, worüber die Gegenwart und das zeitig Nothwendige unbenutzt vorüberſtreicht, das iſt jenes unpraktiſche Weſen, was ſich ſo gern und ſo leicht mit höheren weiteren Zwecken entſchuldigt, was geprieſen ſein möchte als weitſichtiges, höheres Element, und was doch übertroffen wird von jenem
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11.
Valerius war in jener Nacht nur auf kurze
Zeiträume aus ſeiner Träumerei zu wecken geweſen.
Er machte ſich die lebhafteſten Vorwürfe über dieſe
gefährliche Schwäche, als ihm Magyac am andern
Morgen die Begebenheiten der Nacht erzählte.
Das iſt jenes thörichte Leben in die Weite, in
die Ferne, was den Baum vor Augen nicht merkt,
bis er ſich kund giebt durch einen heftigen Stoß.
Das iſt jenes Raiſonniren in’s Ungemeſſene hinaus,
jenes deutſche Komponiren der nächſten weltgeſchicht-
lichen Epochen, worüber die Gegenwart und das
zeitig Nothwendige unbenutzt vorüberſtreicht, das iſt
jenes unpraktiſche Weſen, was ſich ſo gern und
ſo leicht mit höheren weiteren Zwecken entſchuldigt,
was geprieſen ſein möchte als weitſichtiges, höheres
Element, und was doch übertroffen wird von jenem
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Laube, Heinrich: Das junge Europa. Bd. 2, 1. Mannheim, 1837, S. [103]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laube_europa0201_1837/113>, abgerufen am 08.05.2024.
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