Laube, Heinrich: Das junge Europa. Bd. 1, 2. Leipzig, 1833.ereignet, bricht es ab, stört, und kein Mensch mit fei¬ Das ist z. B. gute feine Manier, um Ihnen ereignet, bricht es ab, ſtört, und kein Menſch mit fei¬ Das iſt z. B. gute feine Manier, um Ihnen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0046" n="34"/> ereignet, bricht es ab, ſtört, und kein Menſch mit fei¬<lb/> nen Manieren fragt, welcher Gedanke, welche Folgerung<lb/> unterbrochen worden ſei — darum weil dieſe Manieren<lb/> ihnen nur der Form, nicht der Gedanken halber da ſind;<lb/> der Gedanke erzeugt bei ihnen nicht die Form, ſondern<lb/> die Form den Gedanken. Darum iſt ihr Gipfel die<lb/> Förmlichkeit, und nur die Auserwählten werden das,<lb/> was die Römer <hi rendition="#aq">formosi</hi> nannten, äußerlich ſchön, mehr<lb/> aber nicht. Jedermann aber weiß, daß Roms größte<lb/> Männer nicht die <hi rendition="#aq">formosi</hi> geweſen ſind.</p><lb/> <p>Das iſt z. B. gute feine Manier, um Ihnen<lb/> durch ein Beiſpiel anzudeuten, was ich darunter ver¬<lb/> ſtehe: dem Andern durch alle Schlangenwindungen des<lb/> Gedankenproceſſes zu folgen, wo er ſtrauchelt ihm die<lb/> Hand zu reichen, wo er eilt und fliegt, nachzueilen,<lb/> nachzufliegen und wenn's wirklich geflogen iſt und man<lb/> artig ſein will, dies bemerken — alle geiſtigen oder<lb/> ſonſtigen Intereſſen des Anderen zu den eignen machen<lb/> und mit Theilnahme verfolgen, der geiſtigen oder mo¬<lb/> raliſchen Atmosphäre, die um ihn iſt, ungetheilte Auf¬<lb/> merkſamkeit ſchenken — da kann manches Aeußere, eine<lb/> herab gefallene Nadel, ein Zwirnknäul ꝛc. überſehen wer¬<lb/> den: wenn man dem Beſten des Menſchen ſich anſchmiegt,<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [34/0046]
ereignet, bricht es ab, ſtört, und kein Menſch mit fei¬
nen Manieren fragt, welcher Gedanke, welche Folgerung
unterbrochen worden ſei — darum weil dieſe Manieren
ihnen nur der Form, nicht der Gedanken halber da ſind;
der Gedanke erzeugt bei ihnen nicht die Form, ſondern
die Form den Gedanken. Darum iſt ihr Gipfel die
Förmlichkeit, und nur die Auserwählten werden das,
was die Römer formosi nannten, äußerlich ſchön, mehr
aber nicht. Jedermann aber weiß, daß Roms größte
Männer nicht die formosi geweſen ſind.
Das iſt z. B. gute feine Manier, um Ihnen
durch ein Beiſpiel anzudeuten, was ich darunter ver¬
ſtehe: dem Andern durch alle Schlangenwindungen des
Gedankenproceſſes zu folgen, wo er ſtrauchelt ihm die
Hand zu reichen, wo er eilt und fliegt, nachzueilen,
nachzufliegen und wenn's wirklich geflogen iſt und man
artig ſein will, dies bemerken — alle geiſtigen oder
ſonſtigen Intereſſen des Anderen zu den eignen machen
und mit Theilnahme verfolgen, der geiſtigen oder mo¬
raliſchen Atmosphäre, die um ihn iſt, ungetheilte Auf¬
merkſamkeit ſchenken — da kann manches Aeußere, eine
herab gefallene Nadel, ein Zwirnknäul ꝛc. überſehen wer¬
den: wenn man dem Beſten des Menſchen ſich anſchmiegt,
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