Laube, Heinrich: Das junge Europa. Bd. 1, 2. Leipzig, 1833.sein. Sie ist ein sehr liebenswürdiges Wesen, hat viel ſein. Sie iſt ein ſehr liebenswürdiges Weſen, hat viel <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0030" n="18"/> ſein. Sie iſt ein ſehr liebenswürdiges Weſen, hat viel<lb/> Verſtand, faßt ſehr ſchnell und iſt munter über und<lb/> über. Du weißt, wie ich das liebe. Sie ſtellt ſich zwar,<lb/> als ſchnelle ſie die Gefühle mit dem Finger fort, ich<lb/> glaube aber aus einzelnen Gewitterſchlägen ihres Weſens<lb/> ſchließen zu können, daß ſie der tiefſten Leidenſchaft fä¬<lb/> hig iſt, da ſie zu den verſchloſſnen Gemüthern gehört —<lb/> verſtehe mich recht: zu denen, welche alle Thüren des<lb/> Weſens offen halten, die innerſte Herzensthür aber nur<lb/> allein unter Thränen der ſchönſten Freude oder des tief¬<lb/> ſten Leids öffnen, ſonſt aber ſo verſtellen, daß man gar<lb/> keine Thür ahnen, und Alles an ihnen zu wiſſen glau¬<lb/> ben möchte. Da ſie ein ſolch verſtocktes Gemüth iſt,<lb/> ſo wird ſie einſt unendlich reicher als tauſend Andre be¬<lb/> glücken können, aber auch unendlich glücklicher oder un¬<lb/> glücklicher ſein. Alle innerſten Herzenskräfte harren näm¬<lb/> lich noch ungeſchwächt ihrer Befreiung. Sie iſt hoch<lb/> und ſehr ſchön gewachſen und hat ein äußerſt liebreiches<lb/> Geſicht, lächelnde ſchalkhafte Augen, eine zierliche Stumpf¬<lb/> naſe, einen kleinen üppigen Mund, der viel ſchwatzt<lb/> und lacht und blendend weiße Zähne zeigt. Ihr volles<lb/> lichtbraunes Haar flattert in zurückgeſtrichenen Locken in<lb/> einen vollen, feiſten, ſchneeweißen Nacken, der wie zum<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [18/0030]
ſein. Sie iſt ein ſehr liebenswürdiges Weſen, hat viel
Verſtand, faßt ſehr ſchnell und iſt munter über und
über. Du weißt, wie ich das liebe. Sie ſtellt ſich zwar,
als ſchnelle ſie die Gefühle mit dem Finger fort, ich
glaube aber aus einzelnen Gewitterſchlägen ihres Weſens
ſchließen zu können, daß ſie der tiefſten Leidenſchaft fä¬
hig iſt, da ſie zu den verſchloſſnen Gemüthern gehört —
verſtehe mich recht: zu denen, welche alle Thüren des
Weſens offen halten, die innerſte Herzensthür aber nur
allein unter Thränen der ſchönſten Freude oder des tief¬
ſten Leids öffnen, ſonſt aber ſo verſtellen, daß man gar
keine Thür ahnen, und Alles an ihnen zu wiſſen glau¬
ben möchte. Da ſie ein ſolch verſtocktes Gemüth iſt,
ſo wird ſie einſt unendlich reicher als tauſend Andre be¬
glücken können, aber auch unendlich glücklicher oder un¬
glücklicher ſein. Alle innerſten Herzenskräfte harren näm¬
lich noch ungeſchwächt ihrer Befreiung. Sie iſt hoch
und ſehr ſchön gewachſen und hat ein äußerſt liebreiches
Geſicht, lächelnde ſchalkhafte Augen, eine zierliche Stumpf¬
naſe, einen kleinen üppigen Mund, der viel ſchwatzt
und lacht und blendend weiße Zähne zeigt. Ihr volles
lichtbraunes Haar flattert in zurückgeſtrichenen Locken in
einen vollen, feiſten, ſchneeweißen Nacken, der wie zum
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