Laube, Heinrich: Das junge Europa. Bd. 1, 2. Leipzig, 1833.chen nach eben diesen Grundsätzen die Aemter beweglich, Dies und manches Andere sprach ich in stillen chen nach eben dieſen Grundſätzen die Aemter beweglich, Dies und manches Andere ſprach ich in ſtillen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0170" n="158"/> chen nach eben dieſen Grundſätzen die Aemter beweglich,<lb/> nur die Kraft behält ſie, dem Herkommen zahlt man kei¬<lb/> nen Deut — Alles gilt nur durch das, was es iſt,<lb/> nicht was es war oder heißt. Soll es mit den Aemtern<lb/> der Liebe nicht eben ſo werden? Daſſelbe Geſchrei, was<lb/> ſich gegen Aufhebung von Ehe und Treue jetzt erheben<lb/> wird, erhob ſich gegen den wechſelnden Staatsdienſt in<lb/> den neu conſtuirten Staaten. — Fülle vom Leben bringt<lb/> allerdings auch oft ſchnellen Tod; man wird neue Ge¬<lb/> ſetze für jenes geſellſchaftliche Verhältniß erfinden, wie<lb/> man ſie für dieſe gefunden, denn auch die Freiheit hat<lb/> ihre Geſetze. Aber ſie müſſen ſich in allen Theilen er¬<lb/> weitern, darin ruht das unbehagliche Drängen des jun¬<lb/> gen Geſchlechts. Der Furchtſame mag davor erſchrecken,<lb/> den Muthigen gehört die Welt. Was man nicht er¬<lb/> werben kann, fürchtet man am meiſten zu verlieren;<lb/> wer die Kraft in ſich fühlt, bangt vor keinem Verluſt,<lb/> und nur die Kraft ſoll herrſchen, nicht das Herkommen.</p><lb/> <p>Dies und manches Andere ſprach ich in ſtillen<lb/> Stunden zu Camilla. Sie hörte aufmerkſam zu, ſchmählte<lb/> oft, es ſei ihr zu hoch, nöthigte mich deutlicher zu ſpre¬<lb/> chen, nickte lächelnd, daß ſie mich verſtünde, weinte<lb/> dann, daß ſie mich verlieren werde und lachte wieder,<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [158/0170]
chen nach eben dieſen Grundſätzen die Aemter beweglich,
nur die Kraft behält ſie, dem Herkommen zahlt man kei¬
nen Deut — Alles gilt nur durch das, was es iſt,
nicht was es war oder heißt. Soll es mit den Aemtern
der Liebe nicht eben ſo werden? Daſſelbe Geſchrei, was
ſich gegen Aufhebung von Ehe und Treue jetzt erheben
wird, erhob ſich gegen den wechſelnden Staatsdienſt in
den neu conſtuirten Staaten. — Fülle vom Leben bringt
allerdings auch oft ſchnellen Tod; man wird neue Ge¬
ſetze für jenes geſellſchaftliche Verhältniß erfinden, wie
man ſie für dieſe gefunden, denn auch die Freiheit hat
ihre Geſetze. Aber ſie müſſen ſich in allen Theilen er¬
weitern, darin ruht das unbehagliche Drängen des jun¬
gen Geſchlechts. Der Furchtſame mag davor erſchrecken,
den Muthigen gehört die Welt. Was man nicht er¬
werben kann, fürchtet man am meiſten zu verlieren;
wer die Kraft in ſich fühlt, bangt vor keinem Verluſt,
und nur die Kraft ſoll herrſchen, nicht das Herkommen.
Dies und manches Andere ſprach ich in ſtillen
Stunden zu Camilla. Sie hörte aufmerkſam zu, ſchmählte
oft, es ſei ihr zu hoch, nöthigte mich deutlicher zu ſpre¬
chen, nickte lächelnd, daß ſie mich verſtünde, weinte
dann, daß ſie mich verlieren werde und lachte wieder,
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