Laube, Heinrich: Das junge Europa. Bd. 1, 2. Leipzig, 1833.liebt Jahrelang ohne Worte, der Mann nicht so viel liebt Jahrelang ohne Worte, der Mann nicht ſo viel <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0165" n="153"/> liebt Jahrelang ohne Worte, der Mann nicht ſo viel<lb/> Monate. „Camilla,“ ſprach ich leiſe — ſie ahnete,<lb/> was kommen würde und bebte zuſammen. „Valerius,“<lb/> fragte ſie kaum hörbar zurück. Der Bleiſtift fiel ihr<lb/> aus der Hand, ſie neigte ſich darnach und die Fülle<lb/> ihrer Haare fiel ihr über die Wange, Schultern und<lb/> Buſen. Ich ergriff ihre Hand, führte ſie an meinen<lb/> Mund, und ſah ihr bewegt in die Augen. Sie er¬<lb/> widerte den Druck meiner Hand nicht, aber die Thrä¬<lb/> nen ſtanden ihr im Auge, und als ich meinen Kopf an<lb/> ihre Schulter in die herunter wallenden Locken drückte,<lb/> da zog ſie die Hand aus der meinen und ich fühlte den<lb/> weichen runden Arm um meinen Nacken und ihre Thräne<lb/> fiel auf meine Stirn. Ich ſah in ihr ſeliges Geſicht,<lb/> und ſagte leiſe: „Camilla, ich liebe Dich.“ Ihr leiſes<lb/> Weinen ging in Schluchzen über und ihr Antlitz an<lb/> meinem Haupte verbergend vernahm nur mein nahes<lb/> Ohr die kaum hörbaren Worte: „Ich liebe Dich un¬<lb/> ſäglich.“ Da ſprang ich auf, hob ihr Geſicht in die<lb/> Höhe, küßte ihr die Thränen vom Auge <choice><sic>nud</sic><corr>und</corr></choice> drückte die<lb/> weiche nachgiebige Geſtalt feſt an mein Herz. Sie lä¬<lb/> chelte jetzt wie ein Engel, und wir küßten uns und<lb/> freuten uns unſrer Liebe. Aller frühere Uebermuth,<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [153/0165]
liebt Jahrelang ohne Worte, der Mann nicht ſo viel
Monate. „Camilla,“ ſprach ich leiſe — ſie ahnete,
was kommen würde und bebte zuſammen. „Valerius,“
fragte ſie kaum hörbar zurück. Der Bleiſtift fiel ihr
aus der Hand, ſie neigte ſich darnach und die Fülle
ihrer Haare fiel ihr über die Wange, Schultern und
Buſen. Ich ergriff ihre Hand, führte ſie an meinen
Mund, und ſah ihr bewegt in die Augen. Sie er¬
widerte den Druck meiner Hand nicht, aber die Thrä¬
nen ſtanden ihr im Auge, und als ich meinen Kopf an
ihre Schulter in die herunter wallenden Locken drückte,
da zog ſie die Hand aus der meinen und ich fühlte den
weichen runden Arm um meinen Nacken und ihre Thräne
fiel auf meine Stirn. Ich ſah in ihr ſeliges Geſicht,
und ſagte leiſe: „Camilla, ich liebe Dich.“ Ihr leiſes
Weinen ging in Schluchzen über und ihr Antlitz an
meinem Haupte verbergend vernahm nur mein nahes
Ohr die kaum hörbaren Worte: „Ich liebe Dich un¬
ſäglich.“ Da ſprang ich auf, hob ihr Geſicht in die
Höhe, küßte ihr die Thränen vom Auge und drückte die
weiche nachgiebige Geſtalt feſt an mein Herz. Sie lä¬
chelte jetzt wie ein Engel, und wir küßten uns und
freuten uns unſrer Liebe. Aller frühere Uebermuth,
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