Laube, Heinrich: Das junge Europa. Bd. 1, 2. Leipzig, 1833.auch den Aermsten freigebig schenkt, die Weltgeschichte auch den Aermſten freigebig ſchenkt, die Weltgeſchichte <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0162" n="150"/> auch den Aermſten freigebig ſchenkt, die Weltgeſchichte<lb/> ging roſenfarbig an mir vorüber, ich hoffte das Beſte<lb/> für die ſtrebenden Menſchen. In dieſer Stimmung ritt<lb/> ich langſam in den Schloßhof. Auf den Stufen vor<lb/> dem Schloſſe ſah ich zwei Damen ſtehen und die eine,<lb/> ich erkannte Alberta am weißen leuchtendem Gewande —<lb/> mir mit dem Tuche winken. Camilla war die andre,<lb/> ſie war eben angekommen. In meine glückſelige Seele<lb/> fiel ihr verſchämter Blick wie ein tiefſinniger Liebesge¬<lb/> danke Byrons, die ruhige Freude in mir, die wie ein<lb/> glücklicher Vogel in den Baumzweigen ſaß, erhob plötz¬<lb/> lich die Schwingen und flatterte jubelnd in die Höhe,<lb/> die ruhige Freude in meinem Innern erhob ſich zu ei¬<lb/> nem Jauchzen über namenloſes Glück. Ich ſah plötz¬<lb/> lich, daß ich Camilla liebte. Sie reichte mir ihre ſchöne,<lb/> weiße Hand, ich drückte ſie innig an meine zuckende<lb/> Lippe, ich ſah aus meinem Glück heraus ihr tief in<lb/> die feuchten glänzenden Augen bis ins Herz hinein,<lb/> unſre Hände vermählten ſich, und die harmloſe Alberta<lb/> freute ſich unſrer Freude. Wir gingen in den Garten<lb/> und ſpielten wie die glücklichen Kinder. Camilla war<lb/> weich, innig und warm wie ein Maiabend und ihr Auge<lb/> hing wie ein küßender Engel an meinen Blicken; ſie<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [150/0162]
auch den Aermſten freigebig ſchenkt, die Weltgeſchichte
ging roſenfarbig an mir vorüber, ich hoffte das Beſte
für die ſtrebenden Menſchen. In dieſer Stimmung ritt
ich langſam in den Schloßhof. Auf den Stufen vor
dem Schloſſe ſah ich zwei Damen ſtehen und die eine,
ich erkannte Alberta am weißen leuchtendem Gewande —
mir mit dem Tuche winken. Camilla war die andre,
ſie war eben angekommen. In meine glückſelige Seele
fiel ihr verſchämter Blick wie ein tiefſinniger Liebesge¬
danke Byrons, die ruhige Freude in mir, die wie ein
glücklicher Vogel in den Baumzweigen ſaß, erhob plötz¬
lich die Schwingen und flatterte jubelnd in die Höhe,
die ruhige Freude in meinem Innern erhob ſich zu ei¬
nem Jauchzen über namenloſes Glück. Ich ſah plötz¬
lich, daß ich Camilla liebte. Sie reichte mir ihre ſchöne,
weiße Hand, ich drückte ſie innig an meine zuckende
Lippe, ich ſah aus meinem Glück heraus ihr tief in
die feuchten glänzenden Augen bis ins Herz hinein,
unſre Hände vermählten ſich, und die harmloſe Alberta
freute ſich unſrer Freude. Wir gingen in den Garten
und ſpielten wie die glücklichen Kinder. Camilla war
weich, innig und warm wie ein Maiabend und ihr Auge
hing wie ein küßender Engel an meinen Blicken; ſie
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