Laube, Heinrich: Das junge Europa. Bd. 1, 2. Leipzig, 1833.Glaube eingesogen, später eingedroht und eingeprügelt, "Was ist denn das für ein Geschenk, was mir Glaube eingeſogen, ſpäter eingedroht und eingeprügelt, „Was iſt denn das für ein Geſchenk, was mir <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0138" n="126"/> Glaube eingeſogen, ſpäter eingedroht und eingeprügelt,<lb/> wie jener Knecht Ruprecht wird der Schöpfer gemacht,<lb/> nichts als Furcht und Furcht und Demuth wird gepre¬<lb/> digt — nur die unverſiegbare, unzerſtörliche Quelle der<lb/> geiſtigen Geſundheit des Menſchen, nur die Herrſchluſt<lb/> der Stärkeren hat die Menſchen noch bisher in einer<lb/> halb aufrechten Stellung erhalten und ſie nur theilweiſe<lb/> zu Quäkern, Herrnhuthern und dergleichen zuſammen¬<lb/> knicken laſſen. Die lebendige Natur in ihrer Lebendig¬<lb/> keit entwickelt lauter Freude, aber wir ſollen uns nur<lb/> „unter Furcht und Zittern“ freuen, weil es einſt welt¬<lb/> beherrſchende Römer gegeben hat, die die Welt in ſtraf¬<lb/> fen Zügeln hielten, weil es einmal ausgeartete Juden<lb/> gab, weil einſt der trefflichſte Mann zwiſchen dem ga¬<lb/> liläiſchen und todten Meer auf das unwürdigſte und<lb/> tödtlichſte verfolgt wurde, weil man vor ſo vielen Jahr¬<lb/> hunderten ſo furchtſam gedacht oder die Menſchen ſo<lb/> furchtſam geſtempelt hat.“</p><lb/> <p>„Was iſt denn das für ein Geſchenk, was mir<lb/> keine Freude macht? Welch ein unwürdiger Gedanke<lb/> von der göttlichen Gerechtigkeit, daß uns etwas aufge¬<lb/> drängt werde, was uns nicht gefällt! Was ſchwatzt<lb/> Ihr denn vom freien Willen und rühmt Euch deſſen,<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [126/0138]
Glaube eingeſogen, ſpäter eingedroht und eingeprügelt,
wie jener Knecht Ruprecht wird der Schöpfer gemacht,
nichts als Furcht und Furcht und Demuth wird gepre¬
digt — nur die unverſiegbare, unzerſtörliche Quelle der
geiſtigen Geſundheit des Menſchen, nur die Herrſchluſt
der Stärkeren hat die Menſchen noch bisher in einer
halb aufrechten Stellung erhalten und ſie nur theilweiſe
zu Quäkern, Herrnhuthern und dergleichen zuſammen¬
knicken laſſen. Die lebendige Natur in ihrer Lebendig¬
keit entwickelt lauter Freude, aber wir ſollen uns nur
„unter Furcht und Zittern“ freuen, weil es einſt welt¬
beherrſchende Römer gegeben hat, die die Welt in ſtraf¬
fen Zügeln hielten, weil es einmal ausgeartete Juden
gab, weil einſt der trefflichſte Mann zwiſchen dem ga¬
liläiſchen und todten Meer auf das unwürdigſte und
tödtlichſte verfolgt wurde, weil man vor ſo vielen Jahr¬
hunderten ſo furchtſam gedacht oder die Menſchen ſo
furchtſam geſtempelt hat.“
„Was iſt denn das für ein Geſchenk, was mir
keine Freude macht? Welch ein unwürdiger Gedanke
von der göttlichen Gerechtigkeit, daß uns etwas aufge¬
drängt werde, was uns nicht gefällt! Was ſchwatzt
Ihr denn vom freien Willen und rühmt Euch deſſen,
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