Laube, Heinrich: Das junge Europa. Bd. 1, 1. Leipzig, 1833.lich zusammenbrechen, wenn wir einander gegenüberstän¬ -- Nicht der Schwur, Freund, bindet mich, aber O hättest Du sie gesehen, als sie mich von sich lich zuſammenbrechen, wenn wir einander gegenüberſtän¬ — Nicht der Schwur, Freund, bindet mich, aber O hätteſt Du ſie geſehen, als ſie mich von ſich <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0076" n="66"/> lich zuſammenbrechen, wenn wir einander gegenüberſtän¬<lb/> den mit treuloſen Armen. Ich meinte, wir tödteten,<lb/> wir erwürgten uns damals in glückſeliger Gewißheit<lb/> gegenſeitiger rieſengroßer Liebe; es war ein Umarmen,<lb/> ein Küſſen und Lachen, als ob die Engel trunken um<lb/> die Herrlichkeit der Sonne herumſprängen und es war<lb/> die Nacht unſerer Liebe. Jene Nacht iſt der ſchönſte<lb/> Gedanke meines Lebens, aber ſie ward auch die ſchönſte<lb/> Feſſel meiner äußern Freiheit — ich weiß es, Clara<lb/> verginge wie das grüne Blatt des ſpaniſchen Feigen¬<lb/> baums, über welches der giftige Solano hinſtreicht,<lb/> wenn ans Licht des Tages und vor ihr erſchrocknes Auge<lb/> die Nachricht träte „Valer liebt eine andre.“ —</p><lb/> <p>— Nicht der Schwur, Freund, bindet mich, aber<lb/> das Schwören.</p><lb/> <p>O hätteſt Du ſie geſehen, als ſie mich von ſich<lb/> trieb! Einen dunkelgrünen Ueberrock von leichter Seide<lb/> hatte ſie übergeworfen, das Geſicht war verklärt wie<lb/> Seligkeitstraum, das Haar ſchlang ſich lüſtern in den<lb/> offnen Buſen, das weiße Unterkleid lachte ſchelmiſch<lb/> triumphirend ob ſeines Mitwiſſens; ſo beugte ſie ſich<lb/> über mich, der ich ſelig träumend auf dem Lager ruhte,<lb/> und mit offnen weiten Augen in den dämmernden Mor¬<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [66/0076]
lich zuſammenbrechen, wenn wir einander gegenüberſtän¬
den mit treuloſen Armen. Ich meinte, wir tödteten,
wir erwürgten uns damals in glückſeliger Gewißheit
gegenſeitiger rieſengroßer Liebe; es war ein Umarmen,
ein Küſſen und Lachen, als ob die Engel trunken um
die Herrlichkeit der Sonne herumſprängen und es war
die Nacht unſerer Liebe. Jene Nacht iſt der ſchönſte
Gedanke meines Lebens, aber ſie ward auch die ſchönſte
Feſſel meiner äußern Freiheit — ich weiß es, Clara
verginge wie das grüne Blatt des ſpaniſchen Feigen¬
baums, über welches der giftige Solano hinſtreicht,
wenn ans Licht des Tages und vor ihr erſchrocknes Auge
die Nachricht träte „Valer liebt eine andre.“ —
— Nicht der Schwur, Freund, bindet mich, aber
das Schwören.
O hätteſt Du ſie geſehen, als ſie mich von ſich
trieb! Einen dunkelgrünen Ueberrock von leichter Seide
hatte ſie übergeworfen, das Geſicht war verklärt wie
Seligkeitstraum, das Haar ſchlang ſich lüſtern in den
offnen Buſen, das weiße Unterkleid lachte ſchelmiſch
triumphirend ob ſeines Mitwiſſens; ſo beugte ſie ſich
über mich, der ich ſelig träumend auf dem Lager ruhte,
und mit offnen weiten Augen in den dämmernden Mor¬
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