ste Ziel der Civilisation. Dieses Ende verschließt Deine Auctoritätstheorie für immer, Dein Schluß muß eine starre Monarchie sein, der meine ist die fröhlichste, un¬ gebundenste Allherrschaft, wo jede Individualität gilt, weil jede in sich gesetzmäßig ist und in ihrer Veredlung das neben ihr wandelnde Gesetz nicht stört. Zu diesem Ziele ist das Zurückdrängen des Individuums Weg, -- bei Dir aber leider Endpunkt. Darum tadle auch ich es, wenn Constantin jetzt, wo die große Epoche des Demo¬ kratismus erst beginnt, ihre Vollendung für sich antici¬ pirt, und nur sein persönliches Wohlsein im Auge habend, Unheil anrichtet. Er betrügt seine Umgebungen, die noch auf einer tiefern Stufe der Entwickelung stehen und in anderer Münze Zahlung erwarten, als er gewähren will.
Unsere Ansichten verhalten sich zu einander wie zur Vereinigung zusammenlaufende und in endlose Weite auseinandergehende Linien. Du willst die Menschheit zu einer willenlosen Masse, zu einem Punkte zusammen¬ drängen, ich will sie aus dem engen Raume der For¬ mel ausbreiten in das unedliche Gebiet des unermesse¬ nen inneren Menschen. Drum bist Du Monarchist, ich Republikaner und mehr denn dies.
Ich weiß, daß tausend solche Opfer wie Constan¬
ſte Ziel der Civiliſation. Dieſes Ende verſchließt Deine Auctoritätstheorie für immer, Dein Schluß muß eine ſtarre Monarchie ſein, der meine iſt die fröhlichſte, un¬ gebundenſte Allherrſchaft, wo jede Individualität gilt, weil jede in ſich geſetzmäßig iſt und in ihrer Veredlung das neben ihr wandelnde Geſetz nicht ſtört. Zu dieſem Ziele iſt das Zurückdrängen des Individuums Weg, — bei Dir aber leider Endpunkt. Darum tadle auch ich es, wenn Conſtantin jetzt, wo die große Epoche des Demo¬ kratismus erſt beginnt, ihre Vollendung für ſich antici¬ pirt, und nur ſein perſönliches Wohlſein im Auge habend, Unheil anrichtet. Er betrügt ſeine Umgebungen, die noch auf einer tiefern Stufe der Entwickelung ſtehen und in anderer Münze Zahlung erwarten, als er gewähren will.
Unſere Anſichten verhalten ſich zu einander wie zur Vereinigung zuſammenlaufende und in endloſe Weite auseinandergehende Linien. Du willſt die Menſchheit zu einer willenloſen Maſſe, zu einem Punkte zuſammen¬ drängen, ich will ſie aus dem engen Raume der For¬ mel ausbreiten in das unedliche Gebiet des unermeſſe¬ nen inneren Menſchen. Drum biſt Du Monarchiſt, ich Republikaner und mehr denn dies.
Ich weiß, daß tauſend ſolche Opfer wie Conſtan¬
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ſte Ziel der Civiliſation. Dieſes Ende verſchließt Deine
Auctoritätstheorie für immer, Dein Schluß muß eine
ſtarre Monarchie ſein, der meine iſt die fröhlichſte, un¬
gebundenſte Allherrſchaft, wo jede Individualität gilt,
weil jede in ſich geſetzmäßig iſt und in ihrer Veredlung
das neben ihr wandelnde Geſetz nicht ſtört. Zu dieſem
Ziele iſt das Zurückdrängen des Individuums Weg, —
bei Dir aber leider Endpunkt. Darum tadle auch ich es,
wenn Conſtantin jetzt, wo die große Epoche des Demo¬
kratismus erſt beginnt, ihre Vollendung für ſich antici¬
pirt, und nur ſein perſönliches Wohlſein im Auge habend,
Unheil anrichtet. Er betrügt ſeine Umgebungen, die noch
auf einer tiefern Stufe der Entwickelung ſtehen und in
anderer Münze Zahlung erwarten, als er gewähren will.
Unſere Anſichten verhalten ſich zu einander wie zur
Vereinigung zuſammenlaufende und in endloſe Weite
auseinandergehende Linien. Du willſt die Menſchheit
zu einer willenloſen Maſſe, zu einem Punkte zuſammen¬
drängen, ich will ſie aus dem engen Raume der For¬
mel ausbreiten in das unedliche Gebiet des unermeſſe¬
nen inneren Menſchen. Drum biſt Du Monarchiſt, ich
Republikaner und mehr denn dies.
Ich weiß, daß tauſend ſolche Opfer wie Conſtan¬
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Laube, Heinrich: Das junge Europa. Bd. 1, 1. Leipzig, 1833, S. 37. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laube_europa0101_1833/47>, abgerufen am 27.07.2024.
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