Dabei, lieber Hyppolit, muß ich im Vorbeigehen dem Valerius Recht geben, und ihm Dank sagen: er behauptete oft, wenn von dem Reiz der Schauspielerinnen die Rede war, daß man mit diesen Damen nur ver¬ kehren müßte, wenn sie noch in selbigem Anzuge seien, der sie auf der Bühne geschmückt, mit dem Gewande schwinde die Illusion, und man bekäme ein Gedicht in schleppende Prosa übersetzt.
Wahrhaftig, die Welt der Täuschung ist ja das Einzige, was am Leben erfreut, ein Narr, der einen Fetzen davon aufgiebt. Das Gepränge der Täuschung macht die Schauspielerinnen gefährlich, -- wer möchte in die Gefahr eingehen und den Glanz wegwerfen. Eine Bajadere in ein Kattunkleid gesteckt, was zwei Ellen lang, lieben wollen, heißt sich an einer Statue er¬ götzen, die gegen die Witterung in Leinwand gehüllt ist.
Kurz, ich führte meine Bajadere nach Hause und sprach geflügelte Worte mit ihr. Aber das Erzählen ist träg -- ein andermal von Euern Thaten, Sir John -- Ade, mein Fähndrich! --
Dabei, lieber Hyppolit, muß ich im Vorbeigehen dem Valerius Recht geben, und ihm Dank ſagen: er behauptete oft, wenn von dem Reiz der Schauſpielerinnen die Rede war, daß man mit dieſen Damen nur ver¬ kehren müßte, wenn ſie noch in ſelbigem Anzuge ſeien, der ſie auf der Bühne geſchmückt, mit dem Gewande ſchwinde die Illuſion, und man bekäme ein Gedicht in ſchleppende Proſa überſetzt.
Wahrhaftig, die Welt der Täuſchung iſt ja das Einzige, was am Leben erfreut, ein Narr, der einen Fetzen davon aufgiebt. Das Gepränge der Täuſchung macht die Schauſpielerinnen gefährlich, — wer möchte in die Gefahr eingehen und den Glanz wegwerfen. Eine Bajadere in ein Kattunkleid geſteckt, was zwei Ellen lang, lieben wollen, heißt ſich an einer Statue er¬ götzen, die gegen die Witterung in Leinwand gehüllt iſt.
Kurz, ich führte meine Bajadere nach Hauſe und ſprach geflügelte Worte mit ihr. Aber das Erzählen iſt träg — ein andermal von Euern Thaten, Sir John — Ade, mein Fähndrich! —
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Dabei, lieber Hyppolit, muß ich im Vorbeigehen
dem Valerius Recht geben, und ihm Dank ſagen: er
behauptete oft, wenn von dem Reiz der Schauſpielerinnen
die Rede war, daß man mit dieſen Damen nur ver¬
kehren müßte, wenn ſie noch in ſelbigem Anzuge ſeien,
der ſie auf der Bühne geſchmückt, mit dem Gewande
ſchwinde die Illuſion, und man bekäme ein Gedicht in
ſchleppende Proſa überſetzt.
Wahrhaftig, die Welt der Täuſchung iſt ja das
Einzige, was am Leben erfreut, ein Narr, der einen
Fetzen davon aufgiebt. Das Gepränge der Täuſchung
macht die Schauſpielerinnen gefährlich, — wer möchte
in die Gefahr eingehen und den Glanz wegwerfen. Eine
Bajadere in ein Kattunkleid geſteckt, was zwei Ellen
lang, lieben wollen, heißt ſich an einer Statue er¬
götzen, die gegen die Witterung in Leinwand gehüllt iſt.
Kurz, ich führte meine Bajadere nach Hauſe und
ſprach geflügelte Worte mit ihr. Aber das Erzählen iſt
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Laube, Heinrich: Das junge Europa. Bd. 1, 1. Leipzig, 1833, S. 11. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laube_europa0101_1833/21>, abgerufen am 16.07.2024.
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