Laube, Heinrich: Das junge Europa. Bd. 1, 1. Leipzig, 1833.reichen Schriftsteller, der mit der Orthographie noch So eben habe ich Werners Martin Luther gele¬ "Dann schau, Gevatter, wenn ich auch nicht singe, So ist mir's doch, als säng' mir was im Herzen, Als ob mir, Gott verzeih's, der liebe Herrgott Die Liedlein selber spiel' in meiner Brust." Der Mann hat doch Poesie und selbst seine Fehler reichen Schriftſteller, der mit der Orthographie noch So eben habe ich Werners Martin Luther gele¬ „Dann ſchau, Gevatter, wenn ich auch nicht ſinge, So iſt mir's doch, als ſäng' mir was im Herzen, Als ob mir, Gott verzeih's, der liebe Herrgott Die Liedlein ſelber ſpiel' in meiner Bruſt.“ Der Mann hat doch Poeſie und ſelbſt ſeine Fehler <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0174" n="164"/> reichen Schriftſteller, der mit der Orthographie noch<lb/> nicht im Reinen iſt! Und hab' ich nicht Recht, daß<lb/> die Novellenfigur der eklektiſche Skeptizismus iſt —<lb/> hab' ich's nicht? O bleibt bei mir, geht nicht von<lb/> mir, Freunde, auch wenn ich nach Paris gehe! Es<lb/> kümmert ſich ja keine Seele um mich, ich lebe und<lb/> ſterbe unbeweint. Wollt Ihr nicht, o ich bitt' Euch<lb/> ſchön. — —</p><lb/> <p>So eben habe ich Werners Martin Luther gele¬<lb/> ſen. Es iſt wirklich ſchade, daß die unglückſelige Kar¬<lb/> funkelſchwärmerei Zachariam ſo ſehr beherrſchte. Was<lb/> hätte dieſer Prachtmann der teutſchen Tragödie werden<lb/> können. Aber da er einmal ein Teutſcher war, ſo<lb/> mußte er gleich auf die kräftigen Arme irgend ein Wik¬<lb/> kelkindchen nehmen. Neben den konfuſen, verzeichneten<lb/> Figuren: welche Geſtalten! ſo feſt und beſtimmt, ſo<lb/> lebenskräftig und wahr und mitunter eine ſo einfach<lb/> herzliche Lyrik.</p><lb/> <lg type="poem"> <l>„Dann ſchau, Gevatter, wenn ich auch nicht ſinge,</l><lb/> <l>So iſt mir's doch, als ſäng' mir was im Herzen,</l><lb/> <l>Als ob mir, Gott verzeih's, der liebe Herrgott</l><lb/> <l>Die Liedlein ſelber ſpiel' in meiner Bruſt.“</l><lb/> </lg> <p>Der Mann hat doch Poeſie und ſelbſt ſeine Fehler<lb/> haben einen unläugbar poetiſchen Urſprung; aber er iſt<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [164/0174]
reichen Schriftſteller, der mit der Orthographie noch
nicht im Reinen iſt! Und hab' ich nicht Recht, daß
die Novellenfigur der eklektiſche Skeptizismus iſt —
hab' ich's nicht? O bleibt bei mir, geht nicht von
mir, Freunde, auch wenn ich nach Paris gehe! Es
kümmert ſich ja keine Seele um mich, ich lebe und
ſterbe unbeweint. Wollt Ihr nicht, o ich bitt' Euch
ſchön. — —
So eben habe ich Werners Martin Luther gele¬
ſen. Es iſt wirklich ſchade, daß die unglückſelige Kar¬
funkelſchwärmerei Zachariam ſo ſehr beherrſchte. Was
hätte dieſer Prachtmann der teutſchen Tragödie werden
können. Aber da er einmal ein Teutſcher war, ſo
mußte er gleich auf die kräftigen Arme irgend ein Wik¬
kelkindchen nehmen. Neben den konfuſen, verzeichneten
Figuren: welche Geſtalten! ſo feſt und beſtimmt, ſo
lebenskräftig und wahr und mitunter eine ſo einfach
herzliche Lyrik.
„Dann ſchau, Gevatter, wenn ich auch nicht ſinge,
So iſt mir's doch, als ſäng' mir was im Herzen,
Als ob mir, Gott verzeih's, der liebe Herrgott
Die Liedlein ſelber ſpiel' in meiner Bruſt.“
Der Mann hat doch Poeſie und ſelbſt ſeine Fehler
haben einen unläugbar poetiſchen Urſprung; aber er iſt
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