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Laube, Heinrich: Das junge Europa. Bd. 1, 1. Leipzig, 1833.

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ner Höhe an, und brachte mir die verbindlichste und
dringendste Einladung. Man habe mir Vielerlei mitzu¬
theilen. Mantel, schütze mich vor Blößen! "Men¬
schenrecht." wahre meine Freiheit -- in dies dum¬
me Zeug hat mich Valers besorgliche Gutmüthigkeit
wahrscheinlich gestürzt. Bitte ihn doch, daß er die Leu¬
te unterrichten läßt, ich sei ein Taugenichts. Dann
lassen sie mich hoffentlich in Ruhe. Ich räusperte mich,
und hielt dem Diener eine jakobinische Standrede. Er¬
stens bedeutete ich ihn, daß mein Name Müller, ein¬
fach Müller, Stadtmusikus Müller sei, mein Vater
heiße von Müller, ich aber nicht -- das von sei
überhaupt nicht mehr Mode und die Mode sei die
Hauptsache. Zweitens paßte mein Aeußeres und In¬
neres nicht in ein Gesandtschaftshotel, drittens gehörte
ich zu den Sanscülotten, viertens würde ich ihm den
Hals brechen, wenn er sich noch einmal bei mir sehen
lasse. --

Ich hoffe, er hat genug.

Gestern habe ich in der Zeitung gelesen, daß meine
gute Schwester gestorben ist, es war, als ob eine alte
Saite in mir spränge, es schwirrte eine ganze Weile.
Ach, Sterben ist keine Kunst; -- nur weil die Leute

ner Höhe an, und brachte mir die verbindlichſte und
dringendſte Einladung. Man habe mir Vielerlei mitzu¬
theilen. Mantel, ſchütze mich vor Blößen! „Men¬
ſchenrecht.“ wahre meine Freiheit — in dies dum¬
me Zeug hat mich Valers beſorgliche Gutmüthigkeit
wahrſcheinlich geſtürzt. Bitte ihn doch, daß er die Leu¬
te unterrichten läßt, ich ſei ein Taugenichts. Dann
laſſen ſie mich hoffentlich in Ruhe. Ich räuſperte mich,
und hielt dem Diener eine jakobiniſche Standrede. Er¬
ſtens bedeutete ich ihn, daß mein Name Müller, ein¬
fach Müller, Stadtmuſikus Müller ſei, mein Vater
heiße von Müller, ich aber nicht — das von ſei
überhaupt nicht mehr Mode und die Mode ſei die
Hauptſache. Zweitens paßte mein Aeußeres und In¬
neres nicht in ein Geſandtſchaftshotel, drittens gehörte
ich zu den Sanscülotten, viertens würde ich ihm den
Hals brechen, wenn er ſich noch einmal bei mir ſehen
laſſe. —

Ich hoffe, er hat genug.

Geſtern habe ich in der Zeitung geleſen, daß meine
gute Schweſter geſtorben iſt, es war, als ob eine alte
Saite in mir ſpränge, es ſchwirrte eine ganze Weile.
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[111/0121] ner Höhe an, und brachte mir die verbindlichſte und dringendſte Einladung. Man habe mir Vielerlei mitzu¬ theilen. Mantel, ſchütze mich vor Blößen! „Men¬ ſchenrecht.“ wahre meine Freiheit — in dies dum¬ me Zeug hat mich Valers beſorgliche Gutmüthigkeit wahrſcheinlich geſtürzt. Bitte ihn doch, daß er die Leu¬ te unterrichten läßt, ich ſei ein Taugenichts. Dann laſſen ſie mich hoffentlich in Ruhe. Ich räuſperte mich, und hielt dem Diener eine jakobiniſche Standrede. Er¬ ſtens bedeutete ich ihn, daß mein Name Müller, ein¬ fach Müller, Stadtmuſikus Müller ſei, mein Vater heiße von Müller, ich aber nicht — das von ſei überhaupt nicht mehr Mode und die Mode ſei die Hauptſache. Zweitens paßte mein Aeußeres und In¬ neres nicht in ein Geſandtſchaftshotel, drittens gehörte ich zu den Sanscülotten, viertens würde ich ihm den Hals brechen, wenn er ſich noch einmal bei mir ſehen laſſe. — Ich hoffe, er hat genug. Geſtern habe ich in der Zeitung geleſen, daß meine gute Schweſter geſtorben iſt, es war, als ob eine alte Saite in mir ſpränge, es ſchwirrte eine ganze Weile. Ach, Sterben iſt keine Kunſt; — nur weil die Leute

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Zitationshilfe: Laube, Heinrich: Das junge Europa. Bd. 1, 1. Leipzig, 1833, S. 111. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laube_europa0101_1833/121>, abgerufen am 23.11.2024.