Laube, Heinrich: Das junge Europa. Bd. 1, 1. Leipzig, 1833.kleinen Diebe hängt man, nur die kleinen Sünder beich¬ Um mich verrückt zu machen, fehlt weiter nichts kleinen Diebe hängt man, nur die kleinen Sünder beich¬ Um mich verrückt zu machen, fehlt weiter nichts <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0103" n="93"/> kleinen Diebe hängt man, nur die kleinen Sünder beich¬<lb/> ten und büßen. Alles kommt auf die Quantität, die<lb/> Maſſe an — mit Millionen von Goldſtücken, oder von<lb/> Liebe, oder von Ehre, oder Luſt iſt Jedermann zu be¬<lb/> ſtechen. Ich ſchwör' es, Jedermann. O, will mich<lb/> Niemand beſtechen!</p><lb/> <p>Um mich verrückt zu machen, fehlt weiter nichts<lb/> als die Liebe — wenn ich nicht ſo ſehr liebte, wär'<lb/> ich längſt verrückt. Es giebt keinen liebevolleren Men¬<lb/> ſchen als mich. Die winſelnden Lyrika ſcheinen uns<lb/> verlaſſen zu haben und das iſt gut, ich halte ſie nur<lb/> für eine Uebergangsſtufe. Der Dichter ſoll und muß<lb/> über der Empfindung ſtehen. Der Gedanke bringt die<lb/> Empfindung, aber die Ausführung gehört ins Geiſtig-<lb/> Materielle und nun wird der Dichter Künſtler, der<lb/> Handwerkszeug und Handgriffe nothwendig hat, und<lb/> darauf achten muß, daß Aller Augen den rechten Ge¬<lb/> ſichtspunkt bekommen. Wäre das nicht, ſo brauchte<lb/> man ſich nicht zu geniren, wo aber Jeder anders ſieht,<lb/> muß man etwas aufſtellen, was eine gewiſſe Allge¬<lb/> meinheit an ſich trägt. Ich weiß nicht, ob ich klar ge¬<lb/> ſprochen habe, weiß ich doch kaum, ob ich klar denke.<lb/> Lies doch den Börne und ſchreibe mir über ihn.</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [93/0103]
kleinen Diebe hängt man, nur die kleinen Sünder beich¬
ten und büßen. Alles kommt auf die Quantität, die
Maſſe an — mit Millionen von Goldſtücken, oder von
Liebe, oder von Ehre, oder Luſt iſt Jedermann zu be¬
ſtechen. Ich ſchwör' es, Jedermann. O, will mich
Niemand beſtechen!
Um mich verrückt zu machen, fehlt weiter nichts
als die Liebe — wenn ich nicht ſo ſehr liebte, wär'
ich längſt verrückt. Es giebt keinen liebevolleren Men¬
ſchen als mich. Die winſelnden Lyrika ſcheinen uns
verlaſſen zu haben und das iſt gut, ich halte ſie nur
für eine Uebergangsſtufe. Der Dichter ſoll und muß
über der Empfindung ſtehen. Der Gedanke bringt die
Empfindung, aber die Ausführung gehört ins Geiſtig-
Materielle und nun wird der Dichter Künſtler, der
Handwerkszeug und Handgriffe nothwendig hat, und
darauf achten muß, daß Aller Augen den rechten Ge¬
ſichtspunkt bekommen. Wäre das nicht, ſo brauchte
man ſich nicht zu geniren, wo aber Jeder anders ſieht,
muß man etwas aufſtellen, was eine gewiſſe Allge¬
meinheit an ſich trägt. Ich weiß nicht, ob ich klar ge¬
ſprochen habe, weiß ich doch kaum, ob ich klar denke.
Lies doch den Börne und ſchreibe mir über ihn.
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