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Laube, Heinrich: Die Bernsteinhexe. Leipzig, 1846.

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Die Bernsteinhexe.
daß Jhr Eure Jungfer in Acht nehmen solltet! Das
dumme Volk im Dorfe steckt die Köpfe zusammen, weil
sie dem kranken Vieh nicht mehr helfen kann, und sie
wischeln und zischeln schon die schlimmsten Dinge, und
die alten Weiber klatschen: 's wär' vorbei mit der Jungfer
ihrer Kraft, und der Teufel steckte schon dahinter! Es
steckt aber nichts dahinter als die Kolken-Liese, die sich ihr
Handwerk nicht verderben lassen will durch die Jungfer,
und wenn der Herr Pfarr dem Dinge nicht ein Ende
macht, so wird er das ganze dumme Bauernvolk auf den
Hals kriegen, und die Jungfer wird Schaden nehmen!
Und das hab' ich ihm sagen wollen, und hab' mir's nicht
getraut, weil die dumme Jlse gethan hat, als würdet Jhr
mich fressen, und deshalb hab' ich mich fix verkrochen, als
das alte Thürschloß im unrechten Augenblick zugeschnappt
war, und das ist die ganze Teufelei, Herr Pfarr, und
deshalb bin ich noch nicht gottlos!
(Pause.)
Schweidler.
Gottlos ist er doch, weil er nichts Rechtes glaubt --
zieh's Schloß wieder auf, Jlse, ich muß an die Luft, mir
ist schlecht zu Muthe.
(Jlse thut's und öffnet die Thür. Man
sieht ihn am Altanfenster vorübergehen.)

Die Bernſteinhexe.
daß Jhr Eure Jungfer in Acht nehmen ſolltet! Das
dumme Volk im Dorfe ſteckt die Koͤpfe zuſammen, weil
ſie dem kranken Vieh nicht mehr helfen kann, und ſie
wiſcheln und ziſcheln ſchon die ſchlimmſten Dinge, und
die alten Weiber klatſchen: ’s waͤr’ vorbei mit der Jungfer
ihrer Kraft, und der Teufel ſteckte ſchon dahinter! Es
ſteckt aber nichts dahinter als die Kolken-Lieſe, die ſich ihr
Handwerk nicht verderben laſſen will durch die Jungfer,
und wenn der Herr Pfarr dem Dinge nicht ein Ende
macht, ſo wird er das ganze dumme Bauernvolk auf den
Hals kriegen, und die Jungfer wird Schaden nehmen!
Und das hab’ ich ihm ſagen wollen, und hab’ mir’s nicht
getraut, weil die dumme Jlſe gethan hat, als wuͤrdet Jhr
mich freſſen, und deshalb hab’ ich mich fix verkrochen, als
das alte Thuͤrſchloß im unrechten Augenblick zugeſchnappt
war, und das iſt die ganze Teufelei, Herr Pfarr, und
deshalb bin ich noch nicht gottlos!
(Pauſe.)
Schweidler.
Gottlos iſt er doch, weil er nichts Rechtes glaubt —
zieh’s Schloß wieder auf, Jlſe, ich muß an die Luft, mir
iſt ſchlecht zu Muthe.
(Jlſe thut’s und oͤffnet die Thuͤr. Man
ſieht ihn am Altanfenſter voruͤbergehen.)

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[52/0058] Die Bernſteinhexe. daß Jhr Eure Jungfer in Acht nehmen ſolltet! Das dumme Volk im Dorfe ſteckt die Koͤpfe zuſammen, weil ſie dem kranken Vieh nicht mehr helfen kann, und ſie wiſcheln und ziſcheln ſchon die ſchlimmſten Dinge, und die alten Weiber klatſchen: ’s waͤr’ vorbei mit der Jungfer ihrer Kraft, und der Teufel ſteckte ſchon dahinter! Es ſteckt aber nichts dahinter als die Kolken-Lieſe, die ſich ihr Handwerk nicht verderben laſſen will durch die Jungfer, und wenn der Herr Pfarr dem Dinge nicht ein Ende macht, ſo wird er das ganze dumme Bauernvolk auf den Hals kriegen, und die Jungfer wird Schaden nehmen! Und das hab’ ich ihm ſagen wollen, und hab’ mir’s nicht getraut, weil die dumme Jlſe gethan hat, als wuͤrdet Jhr mich freſſen, und deshalb hab’ ich mich fix verkrochen, als das alte Thuͤrſchloß im unrechten Augenblick zugeſchnappt war, und das iſt die ganze Teufelei, Herr Pfarr, und deshalb bin ich noch nicht gottlos! (Pauſe.) Schweidler. Gottlos iſt er doch, weil er nichts Rechtes glaubt — zieh’s Schloß wieder auf, Jlſe, ich muß an die Luft, mir iſt ſchlecht zu Muthe. (Jlſe thut’s und oͤffnet die Thuͤr. Man ſieht ihn am Altanfenſter voruͤbergehen.)

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Zitationshilfe: Laube, Heinrich: Die Bernsteinhexe. Leipzig, 1846, S. 52. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laube_bernsteinhexe_1846/58>, abgerufen am 05.05.2024.