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Laube, Heinrich: Die Bernsteinhexe. Leipzig, 1846.

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Einleitung.
nahme für mich geöffnet. Das geschah einmal im Früh-
jahr tief im Walde: Jch strich mit dem Gewehr umher
auf der Pirsch und hörte aus einem tiefen Thale einen
Schuß fallen. Auf einer Meile Rund wenigstens durfte
Niemand schießen in diesem Forste, der Schuß mußte also
von einem Wilddiebe ausgegangen sein, und ich schlich
vorsichtig in das Thal hinab, eines Wildschützens gewär-
tig, den ich über Zerlegung des geschossenen Thiers finden
würde. Statt seiner fand ich einen Steinsprenger, der sich
mir bei längerer Unterhaltung für einen Geisterbeschwörer
und Schatzgräber ausgab. Heutiges Tages begegnet Einem
Dies nur noch in der Wildniß, dort nimmt sich Dies aber
ganz anders aus, und es machte mir denn auch wirklich
einen Eindruck, als ich den ganz verständigen Mann mit
der ruhigsten Sicherheit von seiner Macht über die Gei-
sterwelt reden hörte. Er beschrieb so genau, wie wir eine
Reise beschreiben, in welcher Weise und Gestalt die Gei-
ster auf seine Beschwörung erschienen, als dicke Nebel,
bald grau, bald gelblich, bald schwärzlich. Dazu nannte
er sie alle mit wunderlichen Namen und schien mit jedem
einzelnen persönlich bekannt zu sein. Jn Böhmen wollte
er das Beschwören gelernt haben und behauptete ruhig,
diese geheime Wissenschaft werde noch durch die ganze Welt
von einer verborgenen, eng zusammenhängenden Kette
kundiger Leute betrieben. Er selbst habe es nur bis zum
zweiten Grade gebracht, und könne noch keinen Schatz he-
ben, weil er die Formel des dritten Grades nicht erlernt

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Einleitung.
nahme fuͤr mich geoͤffnet. Das geſchah einmal im Fruͤh-
jahr tief im Walde: Jch ſtrich mit dem Gewehr umher
auf der Pirſch und hoͤrte aus einem tiefen Thale einen
Schuß fallen. Auf einer Meile Rund wenigſtens durfte
Niemand ſchießen in dieſem Forſte, der Schuß mußte alſo
von einem Wilddiebe ausgegangen ſein, und ich ſchlich
vorſichtig in das Thal hinab, eines Wildſchuͤtzens gewaͤr-
tig, den ich uͤber Zerlegung des geſchoſſenen Thiers finden
wuͤrde. Statt ſeiner fand ich einen Steinſprenger, der ſich
mir bei laͤngerer Unterhaltung fuͤr einen Geiſterbeſchwoͤrer
und Schatzgraͤber ausgab. Heutiges Tages begegnet Einem
Dies nur noch in der Wildniß, dort nimmt ſich Dies aber
ganz anders aus, und es machte mir denn auch wirklich
einen Eindruck, als ich den ganz verſtaͤndigen Mann mit
der ruhigſten Sicherheit von ſeiner Macht uͤber die Gei-
ſterwelt reden hoͤrte. Er beſchrieb ſo genau, wie wir eine
Reiſe beſchreiben, in welcher Weiſe und Geſtalt die Gei-
ſter auf ſeine Beſchwoͤrung erſchienen, als dicke Nebel,
bald grau, bald gelblich, bald ſchwaͤrzlich. Dazu nannte
er ſie alle mit wunderlichen Namen und ſchien mit jedem
einzelnen perſoͤnlich bekannt zu ſein. Jn Boͤhmen wollte
er das Beſchwoͤren gelernt haben und behauptete ruhig,
dieſe geheime Wiſſenſchaft werde noch durch die ganze Welt
von einer verborgenen, eng zuſammenhaͤngenden Kette
kundiger Leute betrieben. Er ſelbſt habe es nur bis zum
zweiten Grade gebracht, und koͤnne noch keinen Schatz he-
ben, weil er die Formel des dritten Grades nicht erlernt

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[19/0025] Einleitung. nahme fuͤr mich geoͤffnet. Das geſchah einmal im Fruͤh- jahr tief im Walde: Jch ſtrich mit dem Gewehr umher auf der Pirſch und hoͤrte aus einem tiefen Thale einen Schuß fallen. Auf einer Meile Rund wenigſtens durfte Niemand ſchießen in dieſem Forſte, der Schuß mußte alſo von einem Wilddiebe ausgegangen ſein, und ich ſchlich vorſichtig in das Thal hinab, eines Wildſchuͤtzens gewaͤr- tig, den ich uͤber Zerlegung des geſchoſſenen Thiers finden wuͤrde. Statt ſeiner fand ich einen Steinſprenger, der ſich mir bei laͤngerer Unterhaltung fuͤr einen Geiſterbeſchwoͤrer und Schatzgraͤber ausgab. Heutiges Tages begegnet Einem Dies nur noch in der Wildniß, dort nimmt ſich Dies aber ganz anders aus, und es machte mir denn auch wirklich einen Eindruck, als ich den ganz verſtaͤndigen Mann mit der ruhigſten Sicherheit von ſeiner Macht uͤber die Gei- ſterwelt reden hoͤrte. Er beſchrieb ſo genau, wie wir eine Reiſe beſchreiben, in welcher Weiſe und Geſtalt die Gei- ſter auf ſeine Beſchwoͤrung erſchienen, als dicke Nebel, bald grau, bald gelblich, bald ſchwaͤrzlich. Dazu nannte er ſie alle mit wunderlichen Namen und ſchien mit jedem einzelnen perſoͤnlich bekannt zu ſein. Jn Boͤhmen wollte er das Beſchwoͤren gelernt haben und behauptete ruhig, dieſe geheime Wiſſenſchaft werde noch durch die ganze Welt von einer verborgenen, eng zuſammenhaͤngenden Kette kundiger Leute betrieben. Er ſelbſt habe es nur bis zum zweiten Grade gebracht, und koͤnne noch keinen Schatz he- ben, weil er die Formel des dritten Grades nicht erlernt 2*

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Zitationshilfe: Laube, Heinrich: Die Bernsteinhexe. Leipzig, 1846, S. 19. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laube_bernsteinhexe_1846/25>, abgerufen am 23.11.2024.