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Laube, Heinrich: Die Bernsteinhexe. Leipzig, 1846.

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Die Bernsteinhexe.
Marie.
Ja, ich will für Dich beten, daß Dir Gott vergebe,
wie er mir gnädig sei anjetzt in meinem letzten Stündlein!
Wittich.
So fahr zu Deinen Götzen! (Winkt mit der Hand.) Hal-
loh!
(Heftiger Blitz und Donnerschlag und Regen.)
Wulf (der jetzt seinen Mantel vor dem Scheiterhaufen ablegt).
Herr, es ist bei dem Höllenwetter nicht möglich, das
Holz in Brand zu stecken! Es trieft vom Regen; Jhr
müßt Euch einen Augenblick gedulden!
Wittich.
Schweig', Schurke, Du bist mir verdächtig! Jch will
mich nicht gedulden, und der Teufel wird sorgen, daß nas-
ses Holz brenne und diese Feindin langsam daran ver-
gehe -- auf den Holzstoß mit ihr!
(Blitz und Donner-
schlag, Trommelwirbel -- Marie fällt ihrem Vater in die
Arme -- erneutes Volksgeschrei. Während Marie von ihrem
Vater geführt und vom Büttel am Arme gefaßt zum Holzstoß ge-
leitet wird, um dort angebunden zu werden, tritt eine augen-
blickliche Pause ein, und man hört):
Commandostimme.
Ein Reiter mit weißem Tuche wehend dringt durch's
Volk!
Wittich.
Ein Possenstreich!
Laube, dram. Werke. III. 16
Die Bernſteinhexe.
Marie.
Ja, ich will fuͤr Dich beten, daß Dir Gott vergebe,
wie er mir gnaͤdig ſei anjetzt in meinem letzten Stuͤndlein!
Wittich.
So fahr zu Deinen Goͤtzen! (Winkt mit der Hand.) Hal-
loh!
(Heftiger Blitz und Donnerſchlag und Regen.)
Wulf (der jetzt ſeinen Mantel vor dem Scheiterhaufen ablegt).
Herr, es iſt bei dem Hoͤllenwetter nicht moͤglich, das
Holz in Brand zu ſtecken! Es trieft vom Regen; Jhr
muͤßt Euch einen Augenblick gedulden!
Wittich.
Schweig’, Schurke, Du biſt mir verdaͤchtig! Jch will
mich nicht gedulden, und der Teufel wird ſorgen, daß naſ-
ſes Holz brenne und dieſe Feindin langſam daran ver-
gehe — auf den Holzſtoß mit ihr!
(Blitz und Donner-
ſchlag, Trommelwirbel — Marie faͤllt ihrem Vater in die
Arme — erneutes Volksgeſchrei. Waͤhrend Marie von ihrem
Vater gefuͤhrt und vom Buͤttel am Arme gefaßt zum Holzſtoß ge-
leitet wird, um dort angebunden zu werden, tritt eine augen-
blickliche Pauſe ein, und man hoͤrt):
Commandoſtimme.
Ein Reiter mit weißem Tuche wehend dringt durch’s
Volk!
Wittich.
Ein Poſſenſtreich!
Laube, dram. Werke. III. 16
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[241/0247] Die Bernſteinhexe. Marie. Ja, ich will fuͤr Dich beten, daß Dir Gott vergebe, wie er mir gnaͤdig ſei anjetzt in meinem letzten Stuͤndlein! Wittich. So fahr zu Deinen Goͤtzen! (Winkt mit der Hand.) Hal- loh! (Heftiger Blitz und Donnerſchlag und Regen.) Wulf (der jetzt ſeinen Mantel vor dem Scheiterhaufen ablegt). Herr, es iſt bei dem Hoͤllenwetter nicht moͤglich, das Holz in Brand zu ſtecken! Es trieft vom Regen; Jhr muͤßt Euch einen Augenblick gedulden! Wittich. Schweig’, Schurke, Du biſt mir verdaͤchtig! Jch will mich nicht gedulden, und der Teufel wird ſorgen, daß naſ- ſes Holz brenne und dieſe Feindin langſam daran ver- gehe — auf den Holzſtoß mit ihr! (Blitz und Donner- ſchlag, Trommelwirbel — Marie faͤllt ihrem Vater in die Arme — erneutes Volksgeſchrei. Waͤhrend Marie von ihrem Vater gefuͤhrt und vom Buͤttel am Arme gefaßt zum Holzſtoß ge- leitet wird, um dort angebunden zu werden, tritt eine augen- blickliche Pauſe ein, und man hoͤrt): Commandoſtimme. Ein Reiter mit weißem Tuche wehend dringt durch’s Volk! Wittich. Ein Poſſenſtreich! Laube, dram. Werke. III. 16

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Zitationshilfe: Laube, Heinrich: Die Bernsteinhexe. Leipzig, 1846, S. 241. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laube_bernsteinhexe_1846/247>, abgerufen am 24.11.2024.