Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Laube, Heinrich: Die Bernsteinhexe. Leipzig, 1846.

Bild:
<< vorherige Seite
Die Bernsteinhexe.
mals mit dem Feuer vom Leben zum Tode zu bringen sei.
Dieweil wir aber in Betrachtung ihres Alters und auf
Fürsprache Seiner Gestrengen des Herrn Amtshaupt-
manns sie mit den Zangenrissen aus Gnaden zu verscho-
nen gewilligt, also soll sie nur durch die einfache Feuer-
strafe vom Leben zum Tode gebracht werden. Von pein-
lichen Rechts wegen. Und somit breche ich den Stab über
Dich, Maria Schweidlerin.
(Er bricht ihn und wirft ihn
ihr zu Füßen.)
Marie.
O Gott, o Gott verlaß mich nicht!
Schweidler.
Mein Kind, mein Kind!
Marie.
Muth, Vater, Muth! (Wulf hebt die Stücke des Stabes
auf, geht damit an's offene Fenster, zeigt sie und wirft sie hinab
-- man hört ein fernes Volksgeschrei. -- Auf einen Wink
Wittich--s kommen die Wächter herein und entfernen Tisch und
Stühle. -- Marie und Schweidler treten mehr in den Vorder-
grund, Wulf erscheint mit einem breiten Schwerte und tritt
an's offene Fenster):
Wulf.
Dem peinlichen Gerichte zu wissen, daß ich als Büt-
tel von Pudagla das Zetergeschrei ausrufe!

Die Bernſteinhexe.
mals mit dem Feuer vom Leben zum Tode zu bringen ſei.
Dieweil wir aber in Betrachtung ihres Alters und auf
Fuͤrſprache Seiner Geſtrengen des Herrn Amtshaupt-
manns ſie mit den Zangenriſſen aus Gnaden zu verſcho-
nen gewilligt, alſo ſoll ſie nur durch die einfache Feuer-
ſtrafe vom Leben zum Tode gebracht werden. Von pein-
lichen Rechts wegen. Und ſomit breche ich den Stab uͤber
Dich, Maria Schweidlerin.
(Er bricht ihn und wirft ihn
ihr zu Fuͤßen.)
Marie.
O Gott, o Gott verlaß mich nicht!
Schweidler.
Mein Kind, mein Kind!
Marie.
Muth, Vater, Muth! (Wulf hebt die Stuͤcke des Stabes
auf, geht damit an’s offene Fenſter, zeigt ſie und wirft ſie hinab
— man hoͤrt ein fernes Volksgeſchrei. — Auf einen Wink
Wittich—s kommen die Waͤchter herein und entfernen Tiſch und
Stuͤhle. — Marie und Schweidler treten mehr in den Vorder-
grund, Wulf erſcheint mit einem breiten Schwerte und tritt
an’s offene Fenſter):
Wulf.
Dem peinlichen Gerichte zu wiſſen, daß ich als Buͤt-
tel von Pudagla das Zetergeſchrei ausrufe!

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <sp who="#SAM">
              <p><pb facs="#f0235" n="229"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Die Bern&#x017F;teinhexe</hi>.</fw><lb/>
mals mit dem Feuer vom Leben zum Tode zu bringen &#x017F;ei.<lb/>
Dieweil wir aber in Betrachtung ihres Alters und auf<lb/>
Fu&#x0364;r&#x017F;prache Seiner Ge&#x017F;trengen des Herrn Amtshaupt-<lb/>
manns &#x017F;ie mit den Zangenri&#x017F;&#x017F;en aus Gnaden zu ver&#x017F;cho-<lb/>
nen gewilligt, al&#x017F;o &#x017F;oll &#x017F;ie nur durch die einfache Feuer-<lb/>
&#x017F;trafe vom Leben zum Tode gebracht werden. Von pein-<lb/>
lichen Rechts wegen. Und &#x017F;omit breche ich den Stab u&#x0364;ber<lb/>
Dich, Maria Schweidlerin.</p>
              <stage>(Er bricht ihn und wirft ihn<lb/>
ihr zu Fu&#x0364;ßen.)</stage>
            </sp><lb/>
            <sp who="#MAR">
              <speaker> <hi rendition="#b">Marie.</hi> </speaker><lb/>
              <p>O Gott, o Gott verlaß mich nicht!</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#SCH">
              <speaker> <hi rendition="#b">Schweidler.</hi> </speaker><lb/>
              <p>Mein Kind, mein Kind!</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#MAR">
              <speaker> <hi rendition="#b">Marie.</hi> </speaker><lb/>
              <p>Muth, Vater, Muth!</p>
              <stage>(Wulf hebt die Stu&#x0364;cke des Stabes<lb/>
auf, geht damit an&#x2019;s offene Fen&#x017F;ter, zeigt &#x017F;ie und wirft &#x017F;ie hinab<lb/>
&#x2014; man ho&#x0364;rt ein fernes Volksge&#x017F;chrei. &#x2014; Auf einen Wink<lb/>
Wittich&#x2014;s kommen die Wa&#x0364;chter herein und entfernen Ti&#x017F;ch und<lb/>
Stu&#x0364;hle. &#x2014; Marie und Schweidler treten mehr in den Vorder-<lb/>
grund, Wulf er&#x017F;cheint mit einem breiten Schwerte und tritt<lb/>
an&#x2019;s offene Fen&#x017F;ter):</stage>
            </sp><lb/>
            <sp who="#WUL">
              <speaker> <hi rendition="#b">Wulf.</hi> </speaker><lb/>
              <p>Dem peinlichen Gerichte zu wi&#x017F;&#x017F;en, daß ich als Bu&#x0364;t-<lb/>
tel von Pudagla das Zeterge&#x017F;chrei ausrufe!</p><lb/>
            </sp>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[229/0235] Die Bernſteinhexe. mals mit dem Feuer vom Leben zum Tode zu bringen ſei. Dieweil wir aber in Betrachtung ihres Alters und auf Fuͤrſprache Seiner Geſtrengen des Herrn Amtshaupt- manns ſie mit den Zangenriſſen aus Gnaden zu verſcho- nen gewilligt, alſo ſoll ſie nur durch die einfache Feuer- ſtrafe vom Leben zum Tode gebracht werden. Von pein- lichen Rechts wegen. Und ſomit breche ich den Stab uͤber Dich, Maria Schweidlerin. (Er bricht ihn und wirft ihn ihr zu Fuͤßen.) Marie. O Gott, o Gott verlaß mich nicht! Schweidler. Mein Kind, mein Kind! Marie. Muth, Vater, Muth! (Wulf hebt die Stuͤcke des Stabes auf, geht damit an’s offene Fenſter, zeigt ſie und wirft ſie hinab — man hoͤrt ein fernes Volksgeſchrei. — Auf einen Wink Wittich—s kommen die Waͤchter herein und entfernen Tiſch und Stuͤhle. — Marie und Schweidler treten mehr in den Vorder- grund, Wulf erſcheint mit einem breiten Schwerte und tritt an’s offene Fenſter): Wulf. Dem peinlichen Gerichte zu wiſſen, daß ich als Buͤt- tel von Pudagla das Zetergeſchrei ausrufe!

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/laube_bernsteinhexe_1846
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/laube_bernsteinhexe_1846/235
Zitationshilfe: Laube, Heinrich: Die Bernsteinhexe. Leipzig, 1846, S. 229. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laube_bernsteinhexe_1846/235>, abgerufen am 24.11.2024.