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Laube, Heinrich: Die Bernsteinhexe. Leipzig, 1846.

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Die Bernsteinhexe.
eine vorsichtig gestellte Aussage daran setzen mag! Jäm-
merlicher Patron, der Du bist! Die große Gefahr ist ab-
gewendet von Haupt und Leben des Mädchens, diesen
Abend vielleicht noch kann sie heimkehren nach Coserow,
und nichts Bedenkliches haftet mehr an ihr, als die öffent-
lich gewordene Liebesgeschichte mit Dir, diesen Makel, der
später durch Nichts zu beseitigen, kannst Du jetzt durch
zwei Zeilen für immer von ihr thun, und Du lamentirst
um dies Nichts wie ein Knabe und Du erweisest einem
geliebten Mädchen nicht diesen wichtigsten und wohlfeil-
sten Dienst! Pfui über Dich! Genug also, was kommt
d'rauf an!
Rüdiger.
Vergebt mir! Jch glaube, Jhr habt Recht, aber es
widerstrebt ein unerklärliches Etwas in mir --
Wittich.
Das Etwas heißt Schwäche!
Rüdiger.
So sei es denn! (Geht zum Tische und nimmt Papier und
Feder.)
-- Diktirt mir's, ich versteh' mich nicht auf so
künstliche Stellung der Worte --
Wittich.
"Auf gerichtliche Anfrage versichere ich hiermit feier-
lich" --
Wulf (ist eingetreten, leise für sich).
's kommt doch auf mich, ich muß es also sagen! (Laut.)
Die Bernſteinhexe.
eine vorſichtig geſtellte Ausſage daran ſetzen mag! Jaͤm-
merlicher Patron, der Du biſt! Die große Gefahr iſt ab-
gewendet von Haupt und Leben des Maͤdchens, dieſen
Abend vielleicht noch kann ſie heimkehren nach Coſerow,
und nichts Bedenkliches haftet mehr an ihr, als die oͤffent-
lich gewordene Liebesgeſchichte mit Dir, dieſen Makel, der
ſpaͤter durch Nichts zu beſeitigen, kannſt Du jetzt durch
zwei Zeilen fuͤr immer von ihr thun, und Du lamentirſt
um dies Nichts wie ein Knabe und Du erweiſeſt einem
geliebten Maͤdchen nicht dieſen wichtigſten und wohlfeil-
ſten Dienſt! Pfui uͤber Dich! Genug alſo, was kommt
d’rauf an!
Rüdiger.
Vergebt mir! Jch glaube, Jhr habt Recht, aber es
widerſtrebt ein unerklaͤrliches Etwas in mir —
Wittich.
Das Etwas heißt Schwaͤche!
Rüdiger.
So ſei es denn! (Geht zum Tiſche und nimmt Papier und
Feder.)
— Diktirt mir’s, ich verſteh’ mich nicht auf ſo
kuͤnſtliche Stellung der Worte —
Wittich.
„Auf gerichtliche Anfrage verſichere ich hiermit feier-
lich“ —
Wulf (iſt eingetreten, leiſe fuͤr ſich).
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[183/0189] Die Bernſteinhexe. eine vorſichtig geſtellte Ausſage daran ſetzen mag! Jaͤm- merlicher Patron, der Du biſt! Die große Gefahr iſt ab- gewendet von Haupt und Leben des Maͤdchens, dieſen Abend vielleicht noch kann ſie heimkehren nach Coſerow, und nichts Bedenkliches haftet mehr an ihr, als die oͤffent- lich gewordene Liebesgeſchichte mit Dir, dieſen Makel, der ſpaͤter durch Nichts zu beſeitigen, kannſt Du jetzt durch zwei Zeilen fuͤr immer von ihr thun, und Du lamentirſt um dies Nichts wie ein Knabe und Du erweiſeſt einem geliebten Maͤdchen nicht dieſen wichtigſten und wohlfeil- ſten Dienſt! Pfui uͤber Dich! Genug alſo, was kommt d’rauf an! Rüdiger. Vergebt mir! Jch glaube, Jhr habt Recht, aber es widerſtrebt ein unerklaͤrliches Etwas in mir — Wittich. Das Etwas heißt Schwaͤche! Rüdiger. So ſei es denn! (Geht zum Tiſche und nimmt Papier und Feder.) — Diktirt mir’s, ich verſteh’ mich nicht auf ſo kuͤnſtliche Stellung der Worte — Wittich. „Auf gerichtliche Anfrage verſichere ich hiermit feier- lich“ — Wulf (iſt eingetreten, leiſe fuͤr ſich). ’s kommt doch auf mich, ich muß es alſo ſagen! (Laut.)

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Zitationshilfe: Laube, Heinrich: Die Bernsteinhexe. Leipzig, 1846, S. 183. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laube_bernsteinhexe_1846/189>, abgerufen am 22.11.2024.