Laube, Heinrich: Die Bernsteinhexe. Leipzig, 1846.Die Bernsteinhexe. Wittich (aufstehend). Jhr sollt uns sogleich an Ort und Stelle führen! Consul (desgleichen). Allerdings. Noch Eins zuvor! Solch Teufelswerk bereitet sich nur zur Nachtzeit, wenn der Böse auf Erden wandelt, wann ist Sie in den Berg gegangen nach diesem Bernstein, bei Tag oder Nacht? Marie (pausirend, verlegen, und stotternd). Bald des Tages, bald in der Nacht! Consul. Sie verfärbt sich, Sie stottert?! Da sind wir am rech- ten Fleck! Liese. Richtig, und ich will meine fünf Finger drauf legen, und Jhr sollt sehen, wie sie zuckt. Des Nachts ist sie dort gewesen, und erst in vergangener Nacht hat sie dort ein Stelldichein mit dem Satan gehabt! Jch habe sie rufen hören gegen Zwölf, denn ich traute ihr nicht gestern Abend und bin ihr nachgeschlichen. Nachdem Alles fort war aus Coserow gestern den späten Abend, huschte sie hinaus nach dem Berge! Sie wußte, was ihr bevorstand, und brauchte Hilfe vom bösen Geiste, und wie es Zwölfe schlug hier vom Thurme nach dem Berge hinüber, da ging der Mond auf, und ich sah, wie sie mit einem großen haarigen Rie- sen unter den hohen Kiefern stand und den Riesen um- hals'te und herzte. Die Bernſteinhexe. Wittich (aufſtehend). Jhr ſollt uns ſogleich an Ort und Stelle fuͤhren! Conſul (desgleichen). Allerdings. Noch Eins zuvor! Solch Teufelswerk bereitet ſich nur zur Nachtzeit, wenn der Boͤſe auf Erden wandelt, wann iſt Sie in den Berg gegangen nach dieſem Bernſtein, bei Tag oder Nacht? Marie (pauſirend, verlegen, und ſtotternd). Bald des Tages, bald in der Nacht! Conſul. Sie verfaͤrbt ſich, Sie ſtottert?! Da ſind wir am rech- ten Fleck! Lieſe. Richtig, und ich will meine fuͤnf Finger drauf legen, und Jhr ſollt ſehen, wie ſie zuckt. Des Nachts iſt ſie dort geweſen, und erſt in vergangener Nacht hat ſie dort ein Stelldichein mit dem Satan gehabt! Jch habe ſie rufen hoͤren gegen Zwoͤlf, denn ich traute ihr nicht geſtern Abend und bin ihr nachgeſchlichen. Nachdem Alles fort war aus Coſerow geſtern den ſpaͤten Abend, huſchte ſie hinaus nach dem Berge! Sie wußte, was ihr bevorſtand, und brauchte Hilfe vom boͤſen Geiſte, und wie es Zwoͤlfe ſchlug hier vom Thurme nach dem Berge hinuͤber, da ging der Mond auf, und ich ſah, wie ſie mit einem großen haarigen Rie- ſen unter den hohen Kiefern ſtand und den Rieſen um- halſ’te und herzte. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0176" n="170"/> <fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Die Bernſteinhexe</hi>.</fw><lb/> <sp who="#WIT"> <speaker> <hi rendition="#b">Wittich</hi> </speaker> <stage>(aufſtehend).</stage><lb/> <p>Jhr ſollt uns ſogleich an Ort und Stelle fuͤhren!</p> </sp><lb/> <sp who="#SAM"> <speaker> <hi rendition="#b">Conſul</hi> </speaker> <stage>(desgleichen).</stage><lb/> <p>Allerdings. Noch Eins zuvor! Solch Teufelswerk<lb/> bereitet ſich nur zur Nachtzeit, wenn der Boͤſe auf Erden<lb/> wandelt, wann iſt Sie in den Berg gegangen nach dieſem<lb/> Bernſtein, bei Tag oder Nacht?</p> </sp><lb/> <sp who="#MAR"> <speaker> <hi rendition="#b">Marie</hi> </speaker> <stage>(pauſirend, verlegen, und ſtotternd).</stage><lb/> <p>Bald des Tages, bald in der Nacht!</p> </sp><lb/> <sp who="#SAM"> <speaker> <hi rendition="#b">Conſul.</hi> </speaker><lb/> <p>Sie verfaͤrbt ſich, Sie ſtottert?! Da ſind wir am rech-<lb/> ten Fleck!</p> </sp><lb/> <sp who="#LIE"> <speaker> <hi rendition="#b">Lieſe.</hi> </speaker><lb/> <p>Richtig, und ich will meine fuͤnf Finger drauf legen,<lb/> und Jhr ſollt ſehen, wie ſie zuckt. Des Nachts iſt ſie dort<lb/> geweſen, und erſt in vergangener Nacht hat ſie dort ein<lb/> Stelldichein mit dem Satan gehabt! Jch habe ſie rufen<lb/> hoͤren gegen Zwoͤlf, denn ich traute ihr nicht geſtern Abend<lb/> und bin ihr nachgeſchlichen. Nachdem Alles fort war aus<lb/> Coſerow geſtern den ſpaͤten Abend, huſchte ſie hinaus nach<lb/> dem Berge! Sie wußte, was ihr bevorſtand, und brauchte<lb/> Hilfe vom boͤſen Geiſte, und wie es Zwoͤlfe ſchlug hier<lb/> vom Thurme nach dem Berge hinuͤber, da ging der Mond<lb/> auf, und ich ſah, wie ſie mit einem großen haarigen Rie-<lb/> ſen unter den hohen Kiefern ſtand und den Rieſen um-<lb/> halſ’te und herzte.</p> </sp><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [170/0176]
Die Bernſteinhexe.
Wittich (aufſtehend).
Jhr ſollt uns ſogleich an Ort und Stelle fuͤhren!
Conſul (desgleichen).
Allerdings. Noch Eins zuvor! Solch Teufelswerk
bereitet ſich nur zur Nachtzeit, wenn der Boͤſe auf Erden
wandelt, wann iſt Sie in den Berg gegangen nach dieſem
Bernſtein, bei Tag oder Nacht?
Marie (pauſirend, verlegen, und ſtotternd).
Bald des Tages, bald in der Nacht!
Conſul.
Sie verfaͤrbt ſich, Sie ſtottert?! Da ſind wir am rech-
ten Fleck!
Lieſe.
Richtig, und ich will meine fuͤnf Finger drauf legen,
und Jhr ſollt ſehen, wie ſie zuckt. Des Nachts iſt ſie dort
geweſen, und erſt in vergangener Nacht hat ſie dort ein
Stelldichein mit dem Satan gehabt! Jch habe ſie rufen
hoͤren gegen Zwoͤlf, denn ich traute ihr nicht geſtern Abend
und bin ihr nachgeſchlichen. Nachdem Alles fort war aus
Coſerow geſtern den ſpaͤten Abend, huſchte ſie hinaus nach
dem Berge! Sie wußte, was ihr bevorſtand, und brauchte
Hilfe vom boͤſen Geiſte, und wie es Zwoͤlfe ſchlug hier
vom Thurme nach dem Berge hinuͤber, da ging der Mond
auf, und ich ſah, wie ſie mit einem großen haarigen Rie-
ſen unter den hohen Kiefern ſtand und den Rieſen um-
halſ’te und herzte.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |