Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Laube, Heinrich: Die Bernsteinhexe. Leipzig, 1846.

Bild:
<< vorherige Seite
Die Bernsteinhexe.
Wittich.
Du thust mir weh!
Rüdiger.
Das beklag' ich innig.
Wittich.
Du weißt, daß ich Recht habe; nur Deine Vorur-
theile lehnen sich trotzig auf.
Rüdiger.
Jch kann nicht anders!
Wittich.
Du kannst anders, wenn Du nur den Entschluß fas-
sest, zu wollen.
Rüdiger.
O Gott, in welcher schmerzlichen Lage bin ich!
Birkhahn (streckt den Kopf heraus, und flüstert).
Laßt Euch nicht überreden!
(Rüdiger mit dem Antlitz nach den Fenstern hört ihn nicht;
Wittich sieht sich nach der ersten Thür links um, Birkhahn ver-
schwindet ungesehen.)
Wittich.
Komm zu mir! Jch liebe Deinen tapfern Sinn, Rü-
diger, ja ich will ihm nachgeben. Du sollst allein siegen,
Du kannst es; Du bist tüchtig. Wie gern wollte ich mit
Dir irren, denn Dein Jrrthum ist die Kraft der Ju-
gend, welche die äußerlichen Vortheile der Welt verachten
Die Bernſteinhexe.
Wittich.
Du thuſt mir weh!
Rüdiger.
Das beklag’ ich innig.
Wittich.
Du weißt, daß ich Recht habe; nur Deine Vorur-
theile lehnen ſich trotzig auf.
Rüdiger.
Jch kann nicht anders!
Wittich.
Du kannſt anders, wenn Du nur den Entſchluß faſ-
ſeſt, zu wollen.
Rüdiger.
O Gott, in welcher ſchmerzlichen Lage bin ich!
Birkhahn (ſtreckt den Kopf heraus, und fluͤſtert).
Laßt Euch nicht uͤberreden!
(Ruͤdiger mit dem Antlitz nach den Fenſtern hoͤrt ihn nicht;
Wittich ſieht ſich nach der erſten Thuͤr links um, Birkhahn ver-
ſchwindet ungeſehen.)
Wittich.
Komm zu mir! Jch liebe Deinen tapfern Sinn, Ruͤ-
diger, ja ich will ihm nachgeben. Du ſollſt allein ſiegen,
Du kannſt es; Du biſt tuͤchtig. Wie gern wollte ich mit
Dir irren, denn Dein Jrrthum iſt die Kraft der Ju-
gend, welche die aͤußerlichen Vortheile der Welt verachten
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0152" n="146"/>
            <fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Die Bern&#x017F;teinhexe</hi>.</fw><lb/>
            <sp who="#WIT">
              <speaker> <hi rendition="#b">Wittich.</hi> </speaker><lb/>
              <p>Du thu&#x017F;t mir weh!</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#RUED">
              <speaker> <hi rendition="#b">Rüdiger.</hi> </speaker><lb/>
              <p>Das beklag&#x2019; ich innig.</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#WIT">
              <speaker> <hi rendition="#b">Wittich.</hi> </speaker><lb/>
              <p>Du weißt, daß ich Recht habe; nur Deine Vorur-<lb/>
theile lehnen &#x017F;ich trotzig auf.</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#RUED">
              <speaker> <hi rendition="#b">Rüdiger.</hi> </speaker><lb/>
              <p>Jch kann nicht anders!</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#WIT">
              <speaker> <hi rendition="#b">Wittich.</hi> </speaker><lb/>
              <p>Du kann&#x017F;t anders, wenn Du nur den Ent&#x017F;chluß fa&#x017F;-<lb/>
&#x017F;e&#x017F;t, zu wollen.</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#RUED">
              <speaker> <hi rendition="#b">Rüdiger.</hi> </speaker><lb/>
              <p>O Gott, in welcher &#x017F;chmerzlichen Lage bin ich!</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#BIR">
              <speaker> <hi rendition="#b">Birkhahn</hi> </speaker>
              <stage>(&#x017F;treckt den Kopf heraus, und flu&#x0364;&#x017F;tert).</stage><lb/>
              <p>Laßt Euch nicht u&#x0364;berreden!</p><lb/>
              <stage>(Ru&#x0364;diger mit dem Antlitz nach den Fen&#x017F;tern ho&#x0364;rt ihn nicht;<lb/>
Wittich &#x017F;ieht &#x017F;ich nach der er&#x017F;ten Thu&#x0364;r links um, Birkhahn ver-<lb/>
&#x017F;chwindet unge&#x017F;ehen.)</stage>
            </sp><lb/>
            <sp who="#WIT">
              <speaker> <hi rendition="#b">Wittich.</hi> </speaker><lb/>
              <p>Komm zu mir! Jch liebe Deinen tapfern Sinn, Ru&#x0364;-<lb/>
diger, ja ich will ihm nachgeben. Du &#x017F;oll&#x017F;t allein &#x017F;iegen,<lb/>
Du kann&#x017F;t es; Du bi&#x017F;t tu&#x0364;chtig. Wie gern wollte ich mit<lb/>
Dir irren, denn Dein Jrrthum i&#x017F;t die Kraft der Ju-<lb/>
gend, welche die a&#x0364;ußerlichen Vortheile der Welt verachten<lb/></p>
            </sp>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[146/0152] Die Bernſteinhexe. Wittich. Du thuſt mir weh! Rüdiger. Das beklag’ ich innig. Wittich. Du weißt, daß ich Recht habe; nur Deine Vorur- theile lehnen ſich trotzig auf. Rüdiger. Jch kann nicht anders! Wittich. Du kannſt anders, wenn Du nur den Entſchluß faſ- ſeſt, zu wollen. Rüdiger. O Gott, in welcher ſchmerzlichen Lage bin ich! Birkhahn (ſtreckt den Kopf heraus, und fluͤſtert). Laßt Euch nicht uͤberreden! (Ruͤdiger mit dem Antlitz nach den Fenſtern hoͤrt ihn nicht; Wittich ſieht ſich nach der erſten Thuͤr links um, Birkhahn ver- ſchwindet ungeſehen.) Wittich. Komm zu mir! Jch liebe Deinen tapfern Sinn, Ruͤ- diger, ja ich will ihm nachgeben. Du ſollſt allein ſiegen, Du kannſt es; Du biſt tuͤchtig. Wie gern wollte ich mit Dir irren, denn Dein Jrrthum iſt die Kraft der Ju- gend, welche die aͤußerlichen Vortheile der Welt verachten

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/laube_bernsteinhexe_1846
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/laube_bernsteinhexe_1846/152
Zitationshilfe: Laube, Heinrich: Die Bernsteinhexe. Leipzig, 1846, S. 146. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laube_bernsteinhexe_1846/152>, abgerufen am 05.05.2024.