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Laube, Heinrich: Die Bernsteinhexe. Leipzig, 1846.

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Die Bernsteinhexe.
Birkhahn.
Hat sie Euch nicht beigestanden wie ein Engel in der
Pestilenz und Kriegsnoth? Hat sie nicht selbst gehungert,
um Euch vom Hungertode zu erretten?
Liese.
Gelbschnabel! Schwache Herzen thun immer Der-
gleichen! Was Jhr mir thatet, fragt Jhr, einfältig Ge-
schöpf? Habt Jhr nicht mein Vieh besprochen?
Marie.
Um es zu retten.
Liese.
Um es zu Grund zu richten! Habt Jhr nicht ausge-
klügelt, oben im Streckelberge läge das Haar und das
Hirn meines Mannes, und der Teufel habe ihn geholt,
weil ich ihn verhext, he? habt Jhr das nicht gethan?
Marie.
So hab' ich's nicht gethan, wie Du da redest.
Liese.
Habt Jhr mich nicht um den Namen einer klugen Frau
im Dorfe gebracht und meinen Verdienst zu Grunde ge-
richtet?
Birkhahn.
Erlogen! Du bist heute noch die Kolkenhexe.
Liese.
Die Kolkenhexe, ja! aber die Hexe, die nichts mehr
kann seit die Jungfernhexe aufgekommen. Das ging, so
Die Bernſteinhexe.
Birkhahn.
Hat ſie Euch nicht beigeſtanden wie ein Engel in der
Peſtilenz und Kriegsnoth? Hat ſie nicht ſelbſt gehungert,
um Euch vom Hungertode zu erretten?
Lieſe.
Gelbſchnabel! Schwache Herzen thun immer Der-
gleichen! Was Jhr mir thatet, fragt Jhr, einfaͤltig Ge-
ſchoͤpf? Habt Jhr nicht mein Vieh beſprochen?
Marie.
Um es zu retten.
Lieſe.
Um es zu Grund zu richten! Habt Jhr nicht ausge-
kluͤgelt, oben im Streckelberge laͤge das Haar und das
Hirn meines Mannes, und der Teufel habe ihn geholt,
weil ich ihn verhext, he? habt Jhr das nicht gethan?
Marie.
So hab’ ich’s nicht gethan, wie Du da redeſt.
Lieſe.
Habt Jhr mich nicht um den Namen einer klugen Frau
im Dorfe gebracht und meinen Verdienſt zu Grunde ge-
richtet?
Birkhahn.
Erlogen! Du biſt heute noch die Kolkenhexe.
Lieſe.
Die Kolkenhexe, ja! aber die Hexe, die nichts mehr
kann ſeit die Jungfernhexe aufgekommen. Das ging, ſo
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[110/0116] Die Bernſteinhexe. Birkhahn. Hat ſie Euch nicht beigeſtanden wie ein Engel in der Peſtilenz und Kriegsnoth? Hat ſie nicht ſelbſt gehungert, um Euch vom Hungertode zu erretten? Lieſe. Gelbſchnabel! Schwache Herzen thun immer Der- gleichen! Was Jhr mir thatet, fragt Jhr, einfaͤltig Ge- ſchoͤpf? Habt Jhr nicht mein Vieh beſprochen? Marie. Um es zu retten. Lieſe. Um es zu Grund zu richten! Habt Jhr nicht ausge- kluͤgelt, oben im Streckelberge laͤge das Haar und das Hirn meines Mannes, und der Teufel habe ihn geholt, weil ich ihn verhext, he? habt Jhr das nicht gethan? Marie. So hab’ ich’s nicht gethan, wie Du da redeſt. Lieſe. Habt Jhr mich nicht um den Namen einer klugen Frau im Dorfe gebracht und meinen Verdienſt zu Grunde ge- richtet? Birkhahn. Erlogen! Du biſt heute noch die Kolkenhexe. Lieſe. Die Kolkenhexe, ja! aber die Hexe, die nichts mehr kann ſeit die Jungfernhexe aufgekommen. Das ging, ſo

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Zitationshilfe: Laube, Heinrich: Die Bernsteinhexe. Leipzig, 1846, S. 110. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laube_bernsteinhexe_1846/116>, abgerufen am 09.11.2024.