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Laßwitz, Kurd: Seifenblasen. Hamburg, 1890.

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Aus dem Tagebuche einer Ameise.
gewisse Grausamkeit zu liegen. Wie leicht könnte der
betreffende Mensch darunter leiden. Es ist freilich nur
ein Mensch, und sein Wohlergehen darf gegenüber dem
Fortschritt der ameisenlichen Erkenntnis nicht in Frage
kommen. -- -- Während ich diese Aufzeichnungen meinem
Keulenkäferchen übertaste, wendet es das Köpfchen und
streichelt mich mit seinen Fühlern. Gewiß will es zeigen,
daß es auch Lust und Schmerz empfindet wie unser eins.
Es ist allerdings ein Jnsekt und steht uns näher als
der Mensch, aber trotzdem sage ich: Auch der Mensch
ist ein Lebewesen, auch er hat ein Recht auf unsere
Schonung!

Wer weiß, ob uns das Klima des Menschengehirns
zusagen würde? Unsere Mitbürger sollen sich derartigen
Gefahren nicht aussetzen, mögen die Rotameisen ihre
Abenteuerpolitik allein treiben!

Arbeitersonne 8.

Ärgernis mit den Sklaven. Sie haben die Zucker-
kühe schlecht gemolken. Nr. 18 und 24 haben fünf
Lasten Saft allein aufgegessen; wurden gründlich abge-
zwackt! Wahrhaftig, man wünschte manchmal ein un-
vernünftiger Mensch zu sein und in den Tag hinein zu
leben! Was kennt so ein Mensch für Sorgen? Sie
haben weder Eier, noch Larven, noch Puppen, und daß
sie wirklich Haustiere und Sklaven halten sollen, wie
Ssrr behauptet, kann ich nicht glauben. Wozu sollten
sie die brauchen? Wenn sie auch ihre Jungen mit den
Fühlern bearbeiten, was auf eine gewisse rudimentäre
Erziehungskunst deutet, so hat doch jeder seine eigenen

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Aus dem Tagebuche einer Ameiſe.
gewiſſe Grauſamkeit zu liegen. Wie leicht könnte der
betreffende Menſch darunter leiden. Es iſt freilich nur
ein Menſch, und ſein Wohlergehen darf gegenüber dem
Fortſchritt der ameiſenlichen Erkenntnis nicht in Frage
kommen. — — Während ich dieſe Aufzeichnungen meinem
Keulenkäferchen übertaſte, wendet es das Köpfchen und
ſtreichelt mich mit ſeinen Fühlern. Gewiß will es zeigen,
daß es auch Luſt und Schmerz empfindet wie unſer eins.
Es iſt allerdings ein Jnſekt und ſteht uns näher als
der Menſch, aber trotzdem ſage ich: Auch der Menſch
iſt ein Lebeweſen, auch er hat ein Recht auf unſere
Schonung!

Wer weiß, ob uns das Klima des Menſchengehirns
zuſagen würde? Unſere Mitbürger ſollen ſich derartigen
Gefahren nicht ausſetzen, mögen die Rotameiſen ihre
Abenteuerpolitik allein treiben!

Arbeiterſonne 8.

Ärgernis mit den Sklaven. Sie haben die Zucker-
kühe ſchlecht gemolken. Nr. 18 und 24 haben fünf
Laſten Saft allein aufgegeſſen; wurden gründlich abge-
zwackt! Wahrhaftig, man wünſchte manchmal ein un-
vernünftiger Menſch zu ſein und in den Tag hinein zu
leben! Was kennt ſo ein Menſch für Sorgen? Sie
haben weder Eier, noch Larven, noch Puppen, und daß
ſie wirklich Haustiere und Sklaven halten ſollen, wie
Sſrr behauptet, kann ich nicht glauben. Wozu ſollten
ſie die brauchen? Wenn ſie auch ihre Jungen mit den
Fühlern bearbeiten, was auf eine gewiſſe rudimentäre
Erziehungskunſt deutet, ſo hat doch jeder ſeine eigenen

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[83/0089] Aus dem Tagebuche einer Ameiſe. gewiſſe Grauſamkeit zu liegen. Wie leicht könnte der betreffende Menſch darunter leiden. Es iſt freilich nur ein Menſch, und ſein Wohlergehen darf gegenüber dem Fortſchritt der ameiſenlichen Erkenntnis nicht in Frage kommen. — — Während ich dieſe Aufzeichnungen meinem Keulenkäferchen übertaſte, wendet es das Köpfchen und ſtreichelt mich mit ſeinen Fühlern. Gewiß will es zeigen, daß es auch Luſt und Schmerz empfindet wie unſer eins. Es iſt allerdings ein Jnſekt und ſteht uns näher als der Menſch, aber trotzdem ſage ich: Auch der Menſch iſt ein Lebeweſen, auch er hat ein Recht auf unſere Schonung! Wer weiß, ob uns das Klima des Menſchengehirns zuſagen würde? Unſere Mitbürger ſollen ſich derartigen Gefahren nicht ausſetzen, mögen die Rotameiſen ihre Abenteuerpolitik allein treiben! Arbeiterſonne 8. Ärgernis mit den Sklaven. Sie haben die Zucker- kühe ſchlecht gemolken. Nr. 18 und 24 haben fünf Laſten Saft allein aufgegeſſen; wurden gründlich abge- zwackt! Wahrhaftig, man wünſchte manchmal ein un- vernünftiger Menſch zu ſein und in den Tag hinein zu leben! Was kennt ſo ein Menſch für Sorgen? Sie haben weder Eier, noch Larven, noch Puppen, und daß ſie wirklich Haustiere und Sklaven halten ſollen, wie Sſrr behauptet, kann ich nicht glauben. Wozu ſollten ſie die brauchen? Wenn ſie auch ihre Jungen mit den Fühlern bearbeiten, was auf eine gewiſſe rudimentäre Erziehungskunſt deutet, ſo hat doch jeder ſeine eigenen 6*

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Zitationshilfe: Laßwitz, Kurd: Seifenblasen. Hamburg, 1890, S. 83. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_seife_1890/89>, abgerufen am 21.11.2024.