Laßwitz, Kurd: Seifenblasen. Hamburg, 1890.Selbstbiographische Studien. verständlich; es ist auch leicht zu begreifen, daß manfür schmückende Beiwörter wie "geistreich," "wirkungs- voll," "hochbedeutend," "genial" und so weiter aus Bescheidenheit im Manuskript nur einen leeren Raum läßt. Jnsoweit muß man der Mit- und Nachwelt ver- trauen. Jm Übrigen aber bedarf die Einrichtung einer Selbstbiographie doch eines gewissenhaften Studiums, und da es unter den Autoren viel mehr Selbstbio- graphen als Philosophen giebt, so glauben wir durch unsere Untersuchung eine wesentliche Lücke in der Litte- ratur auszufüllen. Es fragt sich, welchen Teil einer möglichen Einleitung aus dem ungeheuren Stoffe der vorbereitenden Fragen wir aussuchen sollen, um ihn mit der uns unerläßlichen Vollständigkeit behandeln zu können. Vor die Aufgabe einer Selbstbiographie gestellt, er- Selbſtbiographiſche Studien. verſtändlich; es iſt auch leicht zu begreifen, daß manfür ſchmückende Beiwörter wie „geiſtreich,“ „wirkungs- voll,“ „hochbedeutend,“ „genial“ und ſo weiter aus Beſcheidenheit im Manuſkript nur einen leeren Raum läßt. Jnſoweit muß man der Mit- und Nachwelt ver- trauen. Jm Übrigen aber bedarf die Einrichtung einer Selbſtbiographie doch eines gewiſſenhaften Studiums, und da es unter den Autoren viel mehr Selbſtbio- graphen als Philoſophen giebt, ſo glauben wir durch unſere Unterſuchung eine weſentliche Lücke in der Litte- ratur auszufüllen. Es fragt ſich, welchen Teil einer möglichen Einleitung aus dem ungeheuren Stoffe der vorbereitenden Fragen wir ausſuchen ſollen, um ihn mit der uns unerläßlichen Vollſtändigkeit behandeln zu können. Vor die Aufgabe einer Selbſtbiographie geſtellt, er- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0251" n="245"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Selbſtbiographiſche Studien.</hi></fw><lb/> verſtändlich; es iſt auch leicht zu begreifen, daß man<lb/> für ſchmückende Beiwörter wie „geiſtreich,“ „wirkungs-<lb/> voll,“ „hochbedeutend,“ „genial“ und ſo weiter aus<lb/> Beſcheidenheit im Manuſkript nur einen leeren Raum<lb/> läßt. Jnſoweit muß man der Mit- und Nachwelt ver-<lb/> trauen. Jm Übrigen aber bedarf die Einrichtung einer<lb/> Selbſtbiographie doch eines gewiſſenhaften Studiums,<lb/> und da es unter den Autoren viel mehr Selbſtbio-<lb/> graphen als Philoſophen giebt, ſo glauben wir durch<lb/> unſere Unterſuchung eine weſentliche Lücke in der Litte-<lb/> ratur auszufüllen. Es fragt ſich, welchen Teil einer<lb/> möglichen Einleitung aus dem ungeheuren Stoffe der<lb/> vorbereitenden Fragen wir ausſuchen ſollen, um ihn<lb/> mit der uns unerläßlichen Vollſtändigkeit behandeln zu<lb/> können.</p><lb/> <p>Vor die Aufgabe einer Selbſtbiographie geſtellt, er-<lb/> wächſt dem Autor weniger die Frage, ob derſelben ein Jn-<lb/> halt überhaupt zukommen kann, als vielmehr, nach<lb/> welcher <hi rendition="#g">Methode</hi> ſie abzufaſſen iſt; und dieſe Frage<lb/> wird um ſo wichtiger, je unwichtiger das Objekt bleibt.<lb/> Ja, bei weiterem Nachdenken erſchien mir das Problem<lb/> der Methode ſo bedeutſam, daß ich beſchloß, mich auf<lb/> dieſes zu beſchränken, um es ein für allemal zum Beſten<lb/> aller Autobiographen zu löſen. Zwar ward es mir<lb/> ſchwer, meine natürliche Beſcheidenheit ſoweit zu über-<lb/> winden, daß ich auf mich ſelbſt zu exemplifizieren wagte;<lb/> aber hier mußte meine Schüchternheit dem Jntereſſe der<lb/> Wiſſenſchaft weichen. Und ſo ſchrieb ich dieſe Prole-<lb/> gomena, um eine Methode zu finden, welche die Auto-<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [245/0251]
Selbſtbiographiſche Studien.
verſtändlich; es iſt auch leicht zu begreifen, daß man
für ſchmückende Beiwörter wie „geiſtreich,“ „wirkungs-
voll,“ „hochbedeutend,“ „genial“ und ſo weiter aus
Beſcheidenheit im Manuſkript nur einen leeren Raum
läßt. Jnſoweit muß man der Mit- und Nachwelt ver-
trauen. Jm Übrigen aber bedarf die Einrichtung einer
Selbſtbiographie doch eines gewiſſenhaften Studiums,
und da es unter den Autoren viel mehr Selbſtbio-
graphen als Philoſophen giebt, ſo glauben wir durch
unſere Unterſuchung eine weſentliche Lücke in der Litte-
ratur auszufüllen. Es fragt ſich, welchen Teil einer
möglichen Einleitung aus dem ungeheuren Stoffe der
vorbereitenden Fragen wir ausſuchen ſollen, um ihn
mit der uns unerläßlichen Vollſtändigkeit behandeln zu
können.
Vor die Aufgabe einer Selbſtbiographie geſtellt, er-
wächſt dem Autor weniger die Frage, ob derſelben ein Jn-
halt überhaupt zukommen kann, als vielmehr, nach
welcher Methode ſie abzufaſſen iſt; und dieſe Frage
wird um ſo wichtiger, je unwichtiger das Objekt bleibt.
Ja, bei weiterem Nachdenken erſchien mir das Problem
der Methode ſo bedeutſam, daß ich beſchloß, mich auf
dieſes zu beſchränken, um es ein für allemal zum Beſten
aller Autobiographen zu löſen. Zwar ward es mir
ſchwer, meine natürliche Beſcheidenheit ſoweit zu über-
winden, daß ich auf mich ſelbſt zu exemplifizieren wagte;
aber hier mußte meine Schüchternheit dem Jntereſſe der
Wiſſenſchaft weichen. Und ſo ſchrieb ich dieſe Prole-
gomena, um eine Methode zu finden, welche die Auto-
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