Laßwitz, Kurd: Seifenblasen. Hamburg, 1890.Tröpfchen. splitter, der daneben lag. "Aber es ist rot und warm,das weiß ich noch. Jn Yukatan war's, auf einem großen Gebäude, hoch über der Stadt, und viele Stufen führten hinauf. Damals war ich noch ein scharfes Messer, und ein herrlich gekleideter Mann schwang mich über einem breiten Steine. Auf dem Steine aber lag ein Mensch, den hielten vier andere. Und ich fuhr in den Menschen, da rissen sie ihm das Herz heraus und hielten es in die Höhe, damit sich die Sonne freute. Und alle die zusahen, freuten sich auch, weil sich die Sonne freute. Aber das ist schon lange her!" "Und weiter kann man nichts werden?" fragte "Doch, wenn man Glück hat, und das Herz wird "Und was wird man dann?" "Eine Thräne." Tröpfchen konnte nicht weiter fragen. Die Spinne "Wie ist es Jhnen ergangen?" fragte Tröpfchen. "Es hat mich etwas an meinem Beine gekratzt," Der Mensch hatte mit der Spinne auch einige kleine Tröpfchen. ſplitter, der daneben lag. „Aber es iſt rot und warm,das weiß ich noch. Jn Yukatan war’s, auf einem großen Gebäude, hoch über der Stadt, und viele Stufen führten hinauf. Damals war ich noch ein ſcharfes Meſſer, und ein herrlich gekleideter Mann ſchwang mich über einem breiten Steine. Auf dem Steine aber lag ein Menſch, den hielten vier andere. Und ich fuhr in den Menſchen, da riſſen ſie ihm das Herz heraus und hielten es in die Höhe, damit ſich die Sonne freute. Und alle die zuſahen, freuten ſich auch, weil ſich die Sonne freute. Aber das iſt ſchon lange her!“ „Und weiter kann man nichts werden?“ fragte „Doch, wenn man Glück hat, und das Herz wird „Und was wird man dann?“ „Eine Thräne.“ Tröpfchen konnte nicht weiter fragen. Die Spinne „Wie iſt es Jhnen ergangen?“ fragte Tröpfchen. „Es hat mich etwas an meinem Beine gekratzt,“ Der Menſch hatte mit der Spinne auch einige kleine <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0238" n="232"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Tröpfchen.</hi></fw><lb/> ſplitter, der daneben lag. „Aber es iſt rot und warm,<lb/> das weiß ich noch. Jn Yukatan war’s, auf einem<lb/> großen Gebäude, hoch über der Stadt, und viele Stufen<lb/> führten hinauf. Damals war ich noch ein ſcharfes<lb/> Meſſer, und ein herrlich gekleideter Mann ſchwang mich<lb/> über einem breiten Steine. Auf dem Steine aber lag<lb/> ein Menſch, den hielten vier andere. Und ich fuhr in<lb/> den Menſchen, da riſſen ſie ihm das Herz heraus und<lb/> hielten es in die Höhe, damit ſich die Sonne freute.<lb/> Und alle die zuſahen, freuten ſich auch, weil ſich die<lb/> Sonne freute. Aber das iſt ſchon lange her!“</p><lb/> <p>„Und weiter kann man nichts werden?“ fragte<lb/> Tröpfchen.</p><lb/> <p>„Doch, wenn man Glück hat, und das Herz wird<lb/> nicht auf einmal herausgeriſſen, ſondern nur alle Tage<lb/> ein wenig, daß der Menſch alt dabei wird.“ Der das<lb/> ſprach, war ein bleicher Menſchenſchädel, der auf dem<lb/> Schranke ſtand.</p><lb/> <p>„Und was wird man dann?“</p><lb/> <p>„Eine <hi rendition="#g">Thräne.</hi>“</p><lb/> <p>Tröpfchen konnte nicht weiter fragen. Die Spinne<lb/> wurde wieder in die Flaſche gethan und der Deckel<lb/> geſchloſſen.</p><lb/> <p>„Wie iſt es Jhnen ergangen?“ fragte Tröpfchen.</p><lb/> <p>„Es hat mich etwas an meinem Beine gekratzt,“<lb/> ſagte die Spinne. „Vielleicht war es der Menſch.“<lb/> Und damit fing ſie an ein neues Haus zu bauen.</p><lb/> <p>Der Menſch hatte mit der Spinne auch einige kleine<lb/> Jnſekten in das Glas gethan, natürlich zur Nahrung<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [232/0238]
Tröpfchen.
ſplitter, der daneben lag. „Aber es iſt rot und warm,
das weiß ich noch. Jn Yukatan war’s, auf einem
großen Gebäude, hoch über der Stadt, und viele Stufen
führten hinauf. Damals war ich noch ein ſcharfes
Meſſer, und ein herrlich gekleideter Mann ſchwang mich
über einem breiten Steine. Auf dem Steine aber lag
ein Menſch, den hielten vier andere. Und ich fuhr in
den Menſchen, da riſſen ſie ihm das Herz heraus und
hielten es in die Höhe, damit ſich die Sonne freute.
Und alle die zuſahen, freuten ſich auch, weil ſich die
Sonne freute. Aber das iſt ſchon lange her!“
„Und weiter kann man nichts werden?“ fragte
Tröpfchen.
„Doch, wenn man Glück hat, und das Herz wird
nicht auf einmal herausgeriſſen, ſondern nur alle Tage
ein wenig, daß der Menſch alt dabei wird.“ Der das
ſprach, war ein bleicher Menſchenſchädel, der auf dem
Schranke ſtand.
„Und was wird man dann?“
„Eine Thräne.“
Tröpfchen konnte nicht weiter fragen. Die Spinne
wurde wieder in die Flaſche gethan und der Deckel
geſchloſſen.
„Wie iſt es Jhnen ergangen?“ fragte Tröpfchen.
„Es hat mich etwas an meinem Beine gekratzt,“
ſagte die Spinne. „Vielleicht war es der Menſch.“
Und damit fing ſie an ein neues Haus zu bauen.
Der Menſch hatte mit der Spinne auch einige kleine
Jnſekten in das Glas gethan, natürlich zur Nahrung
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |