Laßwitz, Kurd: Seifenblasen. Hamburg, 1890.Tröpfchen. ich Jhnen beweisen, daß die Menschen sehr glücklichsind." "So lange Sie nicht beweisen, daß der Mensch eine "Aber erlauben Sie, Sie sitzen jetzt in einer Flasche "Und läßt sich Jhr Mensch nichts gefallen?" "Das wohl, aber er leugnet auch nicht die Außenwelt --" "Das mag bei ihm richtig sein, aber außer mir Tröpfchen. ich Jhnen beweiſen, daß die Menſchen ſehr glücklichſind.“ „So lange Sie nicht beweiſen, daß der Menſch eine „Aber erlauben Sie, Sie ſitzen jetzt in einer Flaſche „Und läßt ſich Jhr Menſch nichts gefallen?“ „Das wohl, aber er leugnet auch nicht die Außenwelt —“ „Das mag bei ihm richtig ſein, aber außer mir <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0235" n="229"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Tröpfchen.</hi></fw><lb/> ich Jhnen beweiſen, daß die Menſchen ſehr glücklich<lb/> ſind.“</p><lb/> <p>„So lange Sie nicht beweiſen, daß der Menſch eine<lb/> Spinne iſt, und zwar eine Waſſerſpinne, kann mir das<lb/> Alles nicht imponieren. Da ich jetzt ſatt bin, ſo will<lb/> ich mich herablaſſen und Jhnen ſagen, warum. Jch<lb/> bin nämlich das einzige Weſen. Die anderen ſind nur<lb/> da, weil ich ſie ſehe, atme oder eſſe. Meine Beute<lb/> fange ich ſelbſt, mein Netz ſpinne ich ſelbſt und meine<lb/> Fäden ziehe ich ebenfalls ſelbſt. An Jhre ſogenannte<lb/> Welt glaube ich nicht, und an den Menſchen auch nicht,<lb/> und wenn ich geſättigt in meiner Luftblaſe ſitze, ſo iſt<lb/> der Weltzweck erfüllt. Und ſo iſt es!“</p><lb/> <p>„Aber erlauben Sie, Sie ſitzen jetzt in einer Flaſche<lb/> und müſſen es ſich gefallen laſſen, —“</p><lb/> <p>„Und läßt ſich Jhr Menſch nichts gefallen?“</p><lb/> <p>„Das wohl, aber er leugnet auch nicht die Außenwelt —“</p><lb/> <p>„Das mag bei ihm richtig ſein, aber außer mir<lb/> giebt es nichts, und das würden Sie einſehen, wenn<lb/> Sie den richtigen Begriff der Exiſtenz hätten. Denn<lb/> der Menſch, der mich in ſein Glas ſteckt, beweiſt nichts.<lb/> Nicht er hat mich, ſondern ich habe mich ſelbſt in ſeiner<lb/> Taſche. Und wenn ich hier verhungern ſollte, ſo würde<lb/> das wieder nur mich allein angehen. Von dem Menſchen<lb/> werde ich erſt etwas merken, wenn er ſich bemühen<lb/> wird, an mir, als dem einzigen Weſen, teilzunehmen.<lb/> Jch werde ihn teilnehmen laſſen, wie ich Sie teil-<lb/> nehmen laſſe. Jch bin die Welt, aber ich geſtatte<lb/> Jhnen, in mir zu ſein.“</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [229/0235]
Tröpfchen.
ich Jhnen beweiſen, daß die Menſchen ſehr glücklich
ſind.“
„So lange Sie nicht beweiſen, daß der Menſch eine
Spinne iſt, und zwar eine Waſſerſpinne, kann mir das
Alles nicht imponieren. Da ich jetzt ſatt bin, ſo will
ich mich herablaſſen und Jhnen ſagen, warum. Jch
bin nämlich das einzige Weſen. Die anderen ſind nur
da, weil ich ſie ſehe, atme oder eſſe. Meine Beute
fange ich ſelbſt, mein Netz ſpinne ich ſelbſt und meine
Fäden ziehe ich ebenfalls ſelbſt. An Jhre ſogenannte
Welt glaube ich nicht, und an den Menſchen auch nicht,
und wenn ich geſättigt in meiner Luftblaſe ſitze, ſo iſt
der Weltzweck erfüllt. Und ſo iſt es!“
„Aber erlauben Sie, Sie ſitzen jetzt in einer Flaſche
und müſſen es ſich gefallen laſſen, —“
„Und läßt ſich Jhr Menſch nichts gefallen?“
„Das wohl, aber er leugnet auch nicht die Außenwelt —“
„Das mag bei ihm richtig ſein, aber außer mir
giebt es nichts, und das würden Sie einſehen, wenn
Sie den richtigen Begriff der Exiſtenz hätten. Denn
der Menſch, der mich in ſein Glas ſteckt, beweiſt nichts.
Nicht er hat mich, ſondern ich habe mich ſelbſt in ſeiner
Taſche. Und wenn ich hier verhungern ſollte, ſo würde
das wieder nur mich allein angehen. Von dem Menſchen
werde ich erſt etwas merken, wenn er ſich bemühen
wird, an mir, als dem einzigen Weſen, teilzunehmen.
Jch werde ihn teilnehmen laſſen, wie ich Sie teil-
nehmen laſſe. Jch bin die Welt, aber ich geſtatte
Jhnen, in mir zu ſein.“
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