Laßwitz, Kurd: Seifenblasen. Hamburg, 1890.Tröpfchen. ein fernes Plätschern des Bachs, oben ein leises Summenvon Jnsekten am Waldrand, wo die Sonne auf die Wiese schien. Jn bläulichem Dunste schimmerten die Schatten, der Atem des Sommertages hob sich von Gras und Blüten. Ein gelber Falter flatterte von der Halde herüber und breitete seine Flügel auf dem Steine aus. Des Wanderers Augen leuchteten im Schauen. Kein Traute Heimat! Träumst du noch immer Jm stillen Glanze grünender Fluren Meiner Jugend Langentbehrte, glückliche Träume? Jmmer noch ragst du, zackiger Fels, Aus der Wipfel strebendem Kranz, Jmmer noch schaut ihr, einsame Tannen, Von euerer Höhe schweigend herab. Fest und treu im geschlossenen Kreise Engen Genügens waldiger Berge Haftet die Seele, die heimatfrohe, Und der zögernde Hirte Treibt, wie Damon, die Herden aus. Doch was glänzt dort am sanften Hang Wogender Feldfrucht leuchtendes Gelb? Wo dem Knaben der dornige Strauch Zwischen Geröll und welkendem Grase Einst nur spärliche Beeren bot, Rieseln Bächlein Dem Halm Erquickung zu, Zog die Pflugschaar Segenspendende Bahnen. Tröpfchen. ein fernes Plätſchern des Bachs, oben ein leiſes Summenvon Jnſekten am Waldrand, wo die Sonne auf die Wieſe ſchien. Jn bläulichem Dunſte ſchimmerten die Schatten, der Atem des Sommertages hob ſich von Gras und Blüten. Ein gelber Falter flatterte von der Halde herüber und breitete ſeine Flügel auf dem Steine aus. Des Wanderers Augen leuchteten im Schauen. Kein Traute Heimat! Träumſt du noch immer Jm ſtillen Glanze grünender Fluren Meiner Jugend Langentbehrte, glückliche Träume? Jmmer noch ragſt du, zackiger Fels, Aus der Wipfel ſtrebendem Kranz, Jmmer noch ſchaut ihr, einſame Tannen, Von euerer Höhe ſchweigend herab. Feſt und treu im geſchloſſenen Kreiſe Engen Genügens waldiger Berge Haftet die Seele, die heimatfrohe, Und der zögernde Hirte Treibt, wie Damon, die Herden aus. Doch was glänzt dort am ſanften Hang Wogender Feldfrucht leuchtendes Gelb? Wo dem Knaben der dornige Strauch Zwiſchen Geröll und welkendem Graſe Einſt nur ſpärliche Beeren bot, Rieſeln Bächlein Dem Halm Erquickung zu, Zog die Pflugſchaar Segenſpendende Bahnen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0224" n="218"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Tröpfchen.</hi></fw><lb/> ein fernes Plätſchern des Bachs, oben ein leiſes Summen<lb/> von Jnſekten am Waldrand, wo die Sonne auf die Wieſe<lb/> ſchien. Jn bläulichem Dunſte ſchimmerten die Schatten,<lb/> der Atem des Sommertages hob ſich von Gras und<lb/> Blüten. Ein gelber Falter flatterte von der Halde<lb/> herüber und breitete ſeine Flügel auf dem Steine aus.</p><lb/> <p>Des Wanderers Augen leuchteten im Schauen. Kein<lb/> Laut kam von ſeinem Lippen, und doch hörten es Wald<lb/> und Berge, Luft und Bach, was ſeine Seele ſprach:</p><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Traute Heimat! Träumſt du noch immer</l><lb/> <l>Jm ſtillen Glanze grünender Fluren</l><lb/> <l>Meiner Jugend</l><lb/> <l>Langentbehrte, glückliche Träume?</l><lb/> <l>Jmmer noch ragſt du, zackiger Fels,</l><lb/> <l>Aus der Wipfel ſtrebendem Kranz,</l><lb/> <l>Jmmer noch ſchaut ihr, einſame Tannen,</l><lb/> <l>Von euerer Höhe ſchweigend herab.</l><lb/> <l>Feſt und treu im geſchloſſenen Kreiſe</l><lb/> <l>Engen Genügens waldiger Berge</l><lb/> <l>Haftet die Seele, die heimatfrohe,</l><lb/> <l>Und der zögernde Hirte</l><lb/> <l>Treibt, wie Damon, die Herden aus.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Doch was glänzt dort am ſanften Hang</l><lb/> <l>Wogender Feldfrucht leuchtendes Gelb?</l><lb/> <l>Wo dem Knaben der dornige Strauch</l><lb/> <l>Zwiſchen Geröll und welkendem Graſe</l><lb/> <l>Einſt nur ſpärliche Beeren bot,</l><lb/> <l>Rieſeln Bächlein</l><lb/> <l>Dem Halm Erquickung zu,</l><lb/> <l>Zog die Pflugſchaar</l><lb/> <l>Segenſpendende Bahnen.</l> </lg><lb/> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [218/0224]
Tröpfchen.
ein fernes Plätſchern des Bachs, oben ein leiſes Summen
von Jnſekten am Waldrand, wo die Sonne auf die Wieſe
ſchien. Jn bläulichem Dunſte ſchimmerten die Schatten,
der Atem des Sommertages hob ſich von Gras und
Blüten. Ein gelber Falter flatterte von der Halde
herüber und breitete ſeine Flügel auf dem Steine aus.
Des Wanderers Augen leuchteten im Schauen. Kein
Laut kam von ſeinem Lippen, und doch hörten es Wald
und Berge, Luft und Bach, was ſeine Seele ſprach:
Traute Heimat! Träumſt du noch immer
Jm ſtillen Glanze grünender Fluren
Meiner Jugend
Langentbehrte, glückliche Träume?
Jmmer noch ragſt du, zackiger Fels,
Aus der Wipfel ſtrebendem Kranz,
Jmmer noch ſchaut ihr, einſame Tannen,
Von euerer Höhe ſchweigend herab.
Feſt und treu im geſchloſſenen Kreiſe
Engen Genügens waldiger Berge
Haftet die Seele, die heimatfrohe,
Und der zögernde Hirte
Treibt, wie Damon, die Herden aus.
Doch was glänzt dort am ſanften Hang
Wogender Feldfrucht leuchtendes Gelb?
Wo dem Knaben der dornige Strauch
Zwiſchen Geröll und welkendem Graſe
Einſt nur ſpärliche Beeren bot,
Rieſeln Bächlein
Dem Halm Erquickung zu,
Zog die Pflugſchaar
Segenſpendende Bahnen.
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