Laßwitz, Kurd: Seifenblasen. Hamburg, 1890.Tröpfchen. Warum stehen Sie jetzt hier? Weil man die Eisenbahnhat, aber die gefühlvollen Plattdeutschen haben dem Papin auf der Fulda die erste Dampfmaschine zer- schlagen. Erst lassen Sie uns etwas lernen, dann mögen wir schwärmen. Wären die Schutthalden drüben nicht künstlich aufgeforstet -- doch lassen Sie uns gehen, die Sonne steigt und Jhre Cigarre brennt längst." Die Wanderer verloren sich aufwärts in den Wald. "Welcher von den beiden war denn der Mensch?" "Natürlich der mit der Eierschale," erwiderte das "Wie schön er sprach," sagte Tröpfchen. "Jch habe "Wer spricht da unten?" klang es von oben aus "Es sind unten das Farnkraut und ein kleiner Tröpfchen. Warum ſtehen Sie jetzt hier? Weil man die Eiſenbahnhat, aber die gefühlvollen Plattdeutſchen haben dem Papin auf der Fulda die erſte Dampfmaſchine zer- ſchlagen. Erſt laſſen Sie uns etwas lernen, dann mögen wir ſchwärmen. Wären die Schutthalden drüben nicht künſtlich aufgeforſtet — doch laſſen Sie uns gehen, die Sonne ſteigt und Jhre Cigarre brennt längſt.“ Die Wanderer verloren ſich aufwärts in den Wald. „Welcher von den beiden war denn der Menſch?“ „Natürlich der mit der Eierſchale,“ erwiderte das „Wie ſchön er ſprach,“ ſagte Tröpfchen. „Jch habe „Wer ſpricht da unten?“ klang es von oben aus „Es ſind unten das Farnkraut und ein kleiner <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0222" n="216"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Tröpfchen.</hi></fw><lb/> Warum ſtehen Sie jetzt hier? Weil man die Eiſenbahn<lb/> hat, aber die gefühlvollen Plattdeutſchen haben dem<lb/> Papin auf der Fulda die erſte Dampfmaſchine zer-<lb/> ſchlagen. Erſt laſſen Sie uns etwas lernen, dann<lb/> mögen wir ſchwärmen. Wären die Schutthalden drüben<lb/> nicht künſtlich aufgeforſtet — doch laſſen Sie uns gehen,<lb/> die Sonne ſteigt und Jhre Cigarre brennt längſt.“</p><lb/> <p>Die Wanderer verloren ſich aufwärts in den Wald.</p><lb/> <p>„Welcher von den beiden war denn der Menſch?“<lb/> fragte Tröpfchen.</p><lb/> <p>„Natürlich der mit der Eierſchale,“ erwiderte das<lb/> Farnkraut. „Er brachte uns ſeine Huldigung, wir ſind<lb/> nämlich die ſogenannte Natur.“</p><lb/> <p>„Wie ſchön er ſprach,“ ſagte Tröpfchen. „Jch habe<lb/> ihn nicht verſtanden, aber er hatte ſo etwas Weg-<lb/> werfendes, und beinahe hätte er mich getroffen.“</p><lb/> <p>„Wer ſpricht da unten?“ klang es von oben aus<lb/> der Fichte. „Sind Sie es, Kalkſtein? Jetzt haben<lb/> Sie doch einmal gehört, daß Sie keine Bildung haben.<lb/> Sie werden nie die ſchwediſchen Streichhölzer erfinden,<lb/> aber aus mir können noch welche werden.“</p><lb/> <p>„Es ſind unten das Farnkraut und ein kleiner<lb/> Tropfen, die ſich vorlaut benehmen. Was aber das<lb/> Menſchengerede anbetrifft, ſo könnte ich mich eher darauf<lb/> berufen als Sie. Doch ich thu’s nicht. Gefühl iſt<lb/> Gewäſch und nicht Charakter. Und was die Menſchen<lb/> darunter verſtehen, mag ſchönes Zeug ſein. Übrigens<lb/> iſt es noch garnicht bewieſen, daß dies Menſchen<lb/> waren.“</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [216/0222]
Tröpfchen.
Warum ſtehen Sie jetzt hier? Weil man die Eiſenbahn
hat, aber die gefühlvollen Plattdeutſchen haben dem
Papin auf der Fulda die erſte Dampfmaſchine zer-
ſchlagen. Erſt laſſen Sie uns etwas lernen, dann
mögen wir ſchwärmen. Wären die Schutthalden drüben
nicht künſtlich aufgeforſtet — doch laſſen Sie uns gehen,
die Sonne ſteigt und Jhre Cigarre brennt längſt.“
Die Wanderer verloren ſich aufwärts in den Wald.
„Welcher von den beiden war denn der Menſch?“
fragte Tröpfchen.
„Natürlich der mit der Eierſchale,“ erwiderte das
Farnkraut. „Er brachte uns ſeine Huldigung, wir ſind
nämlich die ſogenannte Natur.“
„Wie ſchön er ſprach,“ ſagte Tröpfchen. „Jch habe
ihn nicht verſtanden, aber er hatte ſo etwas Weg-
werfendes, und beinahe hätte er mich getroffen.“
„Wer ſpricht da unten?“ klang es von oben aus
der Fichte. „Sind Sie es, Kalkſtein? Jetzt haben
Sie doch einmal gehört, daß Sie keine Bildung haben.
Sie werden nie die ſchwediſchen Streichhölzer erfinden,
aber aus mir können noch welche werden.“
„Es ſind unten das Farnkraut und ein kleiner
Tropfen, die ſich vorlaut benehmen. Was aber das
Menſchengerede anbetrifft, ſo könnte ich mich eher darauf
berufen als Sie. Doch ich thu’s nicht. Gefühl iſt
Gewäſch und nicht Charakter. Und was die Menſchen
darunter verſtehen, mag ſchönes Zeug ſein. Übrigens
iſt es noch garnicht bewieſen, daß dies Menſchen
waren.“
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Zitationshilfe: | Laßwitz, Kurd: Seifenblasen. Hamburg, 1890, S. 216. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_seife_1890/222>, abgerufen am 26.06.2024. |