Laßwitz, Kurd: Seifenblasen. Hamburg, 1890.Mirax. Mensch später aussehen und speisen wird, und wie esunserer verstorbenen Urgroßmutter geht." "So sehen Sie doch, daß das Publikum an der "Ja, wenn Sie es so meinen -- aber es ist doch Der Erdgeist ging zu dem Philosophen. Auf dem Er war ungeduldig und ärgerlich geworden, und als "Wie gelange ich zum Selbstbewußtsein?" Der Philosoph sah ihn bedächtig an und sagte: Mirax. Menſch ſpäter ausſehen und ſpeiſen wird, und wie esunſerer verſtorbenen Urgroßmutter geht.“ „So ſehen Sie doch, daß das Publikum an der „Ja, wenn Sie es ſo meinen — aber es iſt doch Der Erdgeiſt ging zu dem Philoſophen. Auf dem Er war ungeduldig und ärgerlich geworden, und als „Wie gelange ich zum Selbſtbewußtſein?“ Der Philoſoph ſah ihn bedächtig an und ſagte: <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0203" n="197"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Mirax.</hi></fw><lb/> Menſch ſpäter ausſehen und ſpeiſen wird, und wie es<lb/> unſerer verſtorbenen Urgroßmutter geht.“</p><lb/> <p>„So ſehen Sie doch, daß das Publikum an der<lb/> Philoſophie Anteil nimmt.“</p><lb/> <p>„Ja, wenn Sie es ſo meinen — aber es iſt doch<lb/> eigentlich nur des Spaßes halber; ich glaube nicht, daß<lb/> ſich einer im Ernſte darauf verläßt. Man macht es<lb/> eben mit, bis wieder einmal ein anderer kommt. Und<lb/> dann, wie geſagt, mein Neffe hält nichts davon, und<lb/> ich dachte, Sie meinten mit Philoſophie die Beſchäftigung<lb/> meines Neffen. Und das, was dieſer treibt, ſoviel kann<lb/> ich Sie verſichern, das verſteht einer nicht ſo leicht.<lb/> Aber wenn Sie es einmal verſuchen wollen — dort<lb/> drüben wohnt er.“</p><lb/> <p>Der Erdgeiſt ging zu dem Philoſophen. Auf dem<lb/> Wege dachte er, daß es doch eine bedenkliche Geſchichte<lb/> ſein müſſe mit dem Selbſtbewußtſein, wenn die Menſchen<lb/> ſich ſo wenig darum kümmerten und nichts damit an-<lb/> zufangen wüßten. Und die Philoſophie! Die eine Art<lb/> wurde nicht reſpektiert, weil ſie bloß zur Befriedigung<lb/> der Neugier dient, und die andere Art mochte überhaupt<lb/> niemand näher anſehen. Sollte er nicht lieber <hi rendition="#g">ohne</hi><lb/> Selbſtbewußtſein bleiben? Aber nun wollte er doch<lb/> wenigſtens noch einen Verſuch machen.</p><lb/> <p>Er war ungeduldig und ärgerlich geworden, und als<lb/> er bei dem Philoſophen eintrat, donnerte er ein wenig<lb/> mit der Thür und rief ihn in ſeiner Erdgeiſtmanier an:</p><lb/> <p>„Wie gelange ich zum Selbſtbewußtſein?“</p><lb/> <p>Der Philoſoph ſah ihn bedächtig an und ſagte:</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [197/0203]
Mirax.
Menſch ſpäter ausſehen und ſpeiſen wird, und wie es
unſerer verſtorbenen Urgroßmutter geht.“
„So ſehen Sie doch, daß das Publikum an der
Philoſophie Anteil nimmt.“
„Ja, wenn Sie es ſo meinen — aber es iſt doch
eigentlich nur des Spaßes halber; ich glaube nicht, daß
ſich einer im Ernſte darauf verläßt. Man macht es
eben mit, bis wieder einmal ein anderer kommt. Und
dann, wie geſagt, mein Neffe hält nichts davon, und
ich dachte, Sie meinten mit Philoſophie die Beſchäftigung
meines Neffen. Und das, was dieſer treibt, ſoviel kann
ich Sie verſichern, das verſteht einer nicht ſo leicht.
Aber wenn Sie es einmal verſuchen wollen — dort
drüben wohnt er.“
Der Erdgeiſt ging zu dem Philoſophen. Auf dem
Wege dachte er, daß es doch eine bedenkliche Geſchichte
ſein müſſe mit dem Selbſtbewußtſein, wenn die Menſchen
ſich ſo wenig darum kümmerten und nichts damit an-
zufangen wüßten. Und die Philoſophie! Die eine Art
wurde nicht reſpektiert, weil ſie bloß zur Befriedigung
der Neugier dient, und die andere Art mochte überhaupt
niemand näher anſehen. Sollte er nicht lieber ohne
Selbſtbewußtſein bleiben? Aber nun wollte er doch
wenigſtens noch einen Verſuch machen.
Er war ungeduldig und ärgerlich geworden, und als
er bei dem Philoſophen eintrat, donnerte er ein wenig
mit der Thür und rief ihn in ſeiner Erdgeiſtmanier an:
„Wie gelange ich zum Selbſtbewußtſein?“
Der Philoſoph ſah ihn bedächtig an und ſagte:
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