Laßwitz, Kurd: Seifenblasen. Hamburg, 1890.Mirax. "Jch bin mit einem Seehund befreundet," krächzte "Was ist denn das, ein Organismus?" fragte der "Das weiß ich nicht genau, aber jedenfalls etwas "Wenn das ist," sagte der Erdgeist, und sah den Dabei betrachtete er das abgebrochene Stück des Mirax hatte die schöne Eigenschaft so zu schreiben, Mirax. „Jch bin mit einem Seehund befreundet,“ krächzte „Was iſt denn das, ein Organismus?“ fragte der „Das weiß ich nicht genau, aber jedenfalls etwas „Wenn das iſt,“ ſagte der Erdgeiſt, und ſah den Dabei betrachtete er das abgebrochene Stück des Mirax hatte die ſchöne Eigenſchaft ſo zu ſchreiben, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0194" n="188"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Mirax.</hi> </fw><lb/> <p>„Jch bin mit einem Seehund befreundet,“ krächzte<lb/> der Geiſir; „der iſt dort oben wohl bewandert; man<lb/> ſagt ſogar, er ſei ein Organismus, und als ſolcher —“</p><lb/> <p>„Was iſt denn das, ein Organismus?“ fragte der<lb/> Erdgeiſt.</p><lb/> <p>„Das weiß ich nicht genau, aber jedenfalls etwas<lb/> ſehr Vornehmes; denn er hat Verkehr mit den Zwei-<lb/> beinern, welche Sie in die Haut geſtochen haben.“</p><lb/> <p>„Wenn das iſt,“ ſagte der Erdgeiſt, und ſah den<lb/> Geiſir wegen ſeiner hohen Bekanntſchaft mit Jntereſſe<lb/> an, „ſo fragen Sie ihn nur einmal, was ſich gegen das<lb/> Krabbeln und Stechen in meine Rinde thun läßt.“</p><lb/> <p>Dabei betrachtete er das abgebrochene Stück des<lb/> Bohrers näher und bemerkte ein Papier in der Höhlung.<lb/> Er zog es hervor und entfaltete die Abhandlung von<lb/> Heino Mirax mit der Widmung: „Herrn Erdrindengeiſt<lb/> Lithoſphäros hochachtungsvoll der Verfaſſer.“ Das gefiel<lb/> ihm, und er ſetzte ſich ſogleich auf ſein Sopha, zündete<lb/> ein Petroleumlager an und las, während die andern<lb/> weiterkegelten.</p><lb/> <p>Mirax hatte die ſchöne Eigenſchaft ſo zu ſchreiben,<lb/> daß ſich jeder bei der Lektüre ſeiner Aufſätze etwas<lb/> dachte, und zwar allemal das, was ihm gerade in ſein<lb/> Behagen paßte; das war eben die neue Methode der<lb/> reformierten Wiſſenſchaft und ihr verdankte er ſeine Be-<lb/> liebtheit. So dachte ſich auch der Erdgeiſt das Seine<lb/> und ſchmunzelte. Er las die Abhandlung zu Ende,<lb/> legte ſie dann unter ſeine Steinkohlenpreſſe und<lb/> ſagte:</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [188/0194]
Mirax.
„Jch bin mit einem Seehund befreundet,“ krächzte
der Geiſir; „der iſt dort oben wohl bewandert; man
ſagt ſogar, er ſei ein Organismus, und als ſolcher —“
„Was iſt denn das, ein Organismus?“ fragte der
Erdgeiſt.
„Das weiß ich nicht genau, aber jedenfalls etwas
ſehr Vornehmes; denn er hat Verkehr mit den Zwei-
beinern, welche Sie in die Haut geſtochen haben.“
„Wenn das iſt,“ ſagte der Erdgeiſt, und ſah den
Geiſir wegen ſeiner hohen Bekanntſchaft mit Jntereſſe
an, „ſo fragen Sie ihn nur einmal, was ſich gegen das
Krabbeln und Stechen in meine Rinde thun läßt.“
Dabei betrachtete er das abgebrochene Stück des
Bohrers näher und bemerkte ein Papier in der Höhlung.
Er zog es hervor und entfaltete die Abhandlung von
Heino Mirax mit der Widmung: „Herrn Erdrindengeiſt
Lithoſphäros hochachtungsvoll der Verfaſſer.“ Das gefiel
ihm, und er ſetzte ſich ſogleich auf ſein Sopha, zündete
ein Petroleumlager an und las, während die andern
weiterkegelten.
Mirax hatte die ſchöne Eigenſchaft ſo zu ſchreiben,
daß ſich jeder bei der Lektüre ſeiner Aufſätze etwas
dachte, und zwar allemal das, was ihm gerade in ſein
Behagen paßte; das war eben die neue Methode der
reformierten Wiſſenſchaft und ihr verdankte er ſeine Be-
liebtheit. So dachte ſich auch der Erdgeiſt das Seine
und ſchmunzelte. Er las die Abhandlung zu Ende,
legte ſie dann unter ſeine Steinkohlenpreſſe und
ſagte:
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |