Laßwitz, Kurd: Seifenblasen. Hamburg, 1890.Unverwüstlich. Was marterst du das arme Hirn Mit Fragen und mit Schlüssen? Komm her und laß dir von der Stirn Die finstern Falten küssen! Mit Sorgen hast du nachgedacht Dem Laufe dieser Dinge Und zweifelst, ob der Liebe Macht Den Weltprozeß bezwinge? Wenn ich dir in die Augen schau', Die lieben, klaren Augen, Dann wissen wir ja ganz genau, Warum wir für uns taugen. Wir waren stets uns zugesellt, Willst du dich recht entsinnen, Seitdem im Raum sich dehnt die Welt Und seit die Zeiten rinnen. Jch glaube, daß du neben mir Zum Centrum dich gerichtet Zuerst, da als Atome wir Zur Sonne uns verdichtet. Wir flogen dort schon Arm in Arm Beim ersten Gravitieren, Und wurden so gemeinsam warm Und konnten oscillieren. Unverwüſtlich. Was marterſt du das arme Hirn Mit Fragen und mit Schlüſſen? Komm her und laß dir von der Stirn Die finſtern Falten küſſen! Mit Sorgen haſt du nachgedacht Dem Laufe dieſer Dinge Und zweifelſt, ob der Liebe Macht Den Weltprozeß bezwinge? Wenn ich dir in die Augen ſchau’, Die lieben, klaren Augen, Dann wiſſen wir ja ganz genau, Warum wir für uns taugen. Wir waren ſtets uns zugeſellt, Willſt du dich recht entſinnen, Seitdem im Raum ſich dehnt die Welt Und ſeit die Zeiten rinnen. Jch glaube, daß du neben mir Zum Centrum dich gerichtet Zuerſt, da als Atome wir Zur Sonne uns verdichtet. Wir flogen dort ſchon Arm in Arm Beim erſten Gravitieren, Und wurden ſo gemeinſam warm Und konnten oſcillieren. <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0140" n="[134]"/> <div n="1"> <lg type="poem"> <head> <hi rendition="#fr">Unverwüſtlich.</hi> </head><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <lg n="1"> <l><hi rendition="#in">W</hi>as marterſt du das arme Hirn</l><lb/> <l>Mit Fragen und mit Schlüſſen?</l><lb/> <l>Komm her und laß dir von der Stirn</l><lb/> <l>Die finſtern Falten küſſen!</l><lb/> <l>Mit Sorgen haſt du nachgedacht</l><lb/> <l>Dem Laufe dieſer Dinge</l><lb/> <l>Und zweifelſt, ob der Liebe Macht</l><lb/> <l>Den Weltprozeß bezwinge?</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Wenn ich dir in die Augen ſchau’,</l><lb/> <l>Die lieben, klaren Augen,</l><lb/> <l>Dann wiſſen wir ja ganz genau,</l><lb/> <l>Warum wir für uns taugen.</l><lb/> <l>Wir waren ſtets uns zugeſellt,</l><lb/> <l>Willſt du dich recht entſinnen,</l><lb/> <l>Seitdem im Raum ſich dehnt die Welt</l><lb/> <l>Und ſeit die Zeiten rinnen.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Jch glaube, daß du neben mir</l><lb/> <l>Zum Centrum dich gerichtet</l><lb/> <l>Zuerſt, da als Atome wir</l><lb/> <l>Zur Sonne uns verdichtet.</l><lb/> <l>Wir flogen dort ſchon Arm in Arm</l><lb/> <l>Beim erſten Gravitieren,</l><lb/> <l>Und wurden ſo gemeinſam warm</l><lb/> <l>Und konnten oſcillieren.</l> </lg><lb/> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [[134]/0140]
Unverwüſtlich.
Was marterſt du das arme Hirn
Mit Fragen und mit Schlüſſen?
Komm her und laß dir von der Stirn
Die finſtern Falten küſſen!
Mit Sorgen haſt du nachgedacht
Dem Laufe dieſer Dinge
Und zweifelſt, ob der Liebe Macht
Den Weltprozeß bezwinge?
Wenn ich dir in die Augen ſchau’,
Die lieben, klaren Augen,
Dann wiſſen wir ja ganz genau,
Warum wir für uns taugen.
Wir waren ſtets uns zugeſellt,
Willſt du dich recht entſinnen,
Seitdem im Raum ſich dehnt die Welt
Und ſeit die Zeiten rinnen.
Jch glaube, daß du neben mir
Zum Centrum dich gerichtet
Zuerſt, da als Atome wir
Zur Sonne uns verdichtet.
Wir flogen dort ſchon Arm in Arm
Beim erſten Gravitieren,
Und wurden ſo gemeinſam warm
Und konnten oſcillieren.
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