Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Laßwitz, Kurd: Auf zwei Planeten. Bd. 2. Weimar, 1897.

Bild:
<< vorherige Seite

Einunddreißigstes Kapitel.
blicklich der Stand der Dinge", schloß Ell. "Was
sagen Sie dazu?"

Er warf die Zeitungen auf den Tisch und ging
erregt auf und ab. Niemand antwortete sogleich. Die
Nachrichten waren nicht nur von weittragender poli-
tischer Wichtigkeit, sie mußten zugleich das private Ge-
schick der hier Versammelten unmittelbar beeinflussen.
Die Mienen waren düster geworden. Nur Jsma pochte
das Herz freudig. Sie war sofort entschlossen, alles
daran zu setzen, um nach dem Südpol und von dort
nach Hause zurückzukehren. Wollte man sich mit Eng-
land in Verbindung setzen, so mußte doch ein Luft-
schiff nach bewohnten Gegenden, wenn nicht nach Lon-
don, so wenigstens nach den Kolonien, wahrscheinlich
nach Australien, abgesandt werden, und mit diesem
hoffte sie reisen zu können. Und wenn dies nicht
möglich war, so konnte sie immerhin auf baldige Nach-
richten von der Erde rechnen. Diese Gedanken und
Wünsche gingen durch ihr Gemüt, während ihre Hände
das Flugblatt zerknitterten, das ihr Porträt zeigte;
es hatte sich unter den von Ell mitgebrachten Papieren
befunden.

"Wollen Sie nicht Platz nehmen?" sagte La zu
Ell. Er setzte sich hastig und beschämt. Das Men-
schenblut in ihm hatte ihn hin- und hergetrieben. Als
Martier schickte sich das ja nicht, da verhielt man sich
ruhig. Er ärgerte sich.

"Das ist fatal, höchst fatal", begann jetzt Fru.
"Jch halte den Beschluß für einen schlimmen politi-
schen Fehler. Auch Jll wird dieser Ansicht sein, aber

Einunddreißigſtes Kapitel.
blicklich der Stand der Dinge‟, ſchloß Ell. „Was
ſagen Sie dazu?‟

Er warf die Zeitungen auf den Tiſch und ging
erregt auf und ab. Niemand antwortete ſogleich. Die
Nachrichten waren nicht nur von weittragender poli-
tiſcher Wichtigkeit, ſie mußten zugleich das private Ge-
ſchick der hier Verſammelten unmittelbar beeinfluſſen.
Die Mienen waren düſter geworden. Nur Jsma pochte
das Herz freudig. Sie war ſofort entſchloſſen, alles
daran zu ſetzen, um nach dem Südpol und von dort
nach Hauſe zurückzukehren. Wollte man ſich mit Eng-
land in Verbindung ſetzen, ſo mußte doch ein Luft-
ſchiff nach bewohnten Gegenden, wenn nicht nach Lon-
don, ſo wenigſtens nach den Kolonien, wahrſcheinlich
nach Auſtralien, abgeſandt werden, und mit dieſem
hoffte ſie reiſen zu können. Und wenn dies nicht
möglich war, ſo konnte ſie immerhin auf baldige Nach-
richten von der Erde rechnen. Dieſe Gedanken und
Wünſche gingen durch ihr Gemüt, während ihre Hände
das Flugblatt zerknitterten, das ihr Porträt zeigte;
es hatte ſich unter den von Ell mitgebrachten Papieren
befunden.

„Wollen Sie nicht Platz nehmen?‟ ſagte La zu
Ell. Er ſetzte ſich haſtig und beſchämt. Das Men-
ſchenblut in ihm hatte ihn hin- und hergetrieben. Als
Martier ſchickte ſich das ja nicht, da verhielt man ſich
ruhig. Er ärgerte ſich.

„Das iſt fatal, höchſt fatal‟, begann jetzt Fru.
„Jch halte den Beſchluß für einen ſchlimmen politi-
ſchen Fehler. Auch Jll wird dieſer Anſicht ſein, aber

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0090" n="82"/><fw place="top" type="header">Einunddreißig&#x017F;tes Kapitel.</fw><lb/>
blicklich der Stand der Dinge&#x201F;, &#x017F;chloß Ell. &#x201E;Was<lb/>
&#x017F;agen Sie dazu?&#x201F;</p><lb/>
          <p>Er warf die Zeitungen auf den Ti&#x017F;ch und ging<lb/>
erregt auf und ab. Niemand antwortete &#x017F;ogleich. Die<lb/>
Nachrichten waren nicht nur von weittragender poli-<lb/>
ti&#x017F;cher Wichtigkeit, &#x017F;ie mußten zugleich das private Ge-<lb/>
&#x017F;chick der hier Ver&#x017F;ammelten unmittelbar beeinflu&#x017F;&#x017F;en.<lb/>
Die Mienen waren dü&#x017F;ter geworden. Nur Jsma pochte<lb/>
das Herz freudig. Sie war &#x017F;ofort ent&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en, alles<lb/>
daran zu &#x017F;etzen, um nach dem Südpol und von dort<lb/>
nach Hau&#x017F;e zurückzukehren. Wollte man &#x017F;ich mit Eng-<lb/>
land in Verbindung &#x017F;etzen, &#x017F;o mußte doch ein Luft-<lb/>
&#x017F;chiff nach bewohnten Gegenden, wenn nicht nach Lon-<lb/>
don, &#x017F;o wenig&#x017F;tens nach den Kolonien, wahr&#x017F;cheinlich<lb/>
nach Au&#x017F;tralien, abge&#x017F;andt werden, und mit die&#x017F;em<lb/>
hoffte &#x017F;ie rei&#x017F;en zu können. Und wenn dies nicht<lb/>
möglich war, &#x017F;o konnte &#x017F;ie immerhin auf baldige Nach-<lb/>
richten von der Erde rechnen. Die&#x017F;e Gedanken und<lb/>
Wün&#x017F;che gingen durch ihr Gemüt, während ihre Hände<lb/>
das Flugblatt zerknitterten, das ihr Porträt zeigte;<lb/>
es hatte &#x017F;ich unter den von Ell mitgebrachten Papieren<lb/>
befunden.</p><lb/>
          <p>&#x201E;Wollen Sie nicht Platz nehmen?&#x201F; &#x017F;agte La zu<lb/>
Ell. Er &#x017F;etzte &#x017F;ich ha&#x017F;tig und be&#x017F;chämt. Das Men-<lb/>
&#x017F;chenblut in ihm hatte ihn hin- und hergetrieben. Als<lb/>
Martier &#x017F;chickte &#x017F;ich das ja nicht, da verhielt man &#x017F;ich<lb/>
ruhig. Er ärgerte &#x017F;ich.</p><lb/>
          <p>&#x201E;Das i&#x017F;t fatal, höch&#x017F;t fatal&#x201F;, begann jetzt Fru.<lb/>
&#x201E;Jch halte den Be&#x017F;chluß für einen &#x017F;chlimmen politi-<lb/>
&#x017F;chen Fehler. Auch Jll wird die&#x017F;er An&#x017F;icht &#x017F;ein, aber<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[82/0090] Einunddreißigſtes Kapitel. blicklich der Stand der Dinge‟, ſchloß Ell. „Was ſagen Sie dazu?‟ Er warf die Zeitungen auf den Tiſch und ging erregt auf und ab. Niemand antwortete ſogleich. Die Nachrichten waren nicht nur von weittragender poli- tiſcher Wichtigkeit, ſie mußten zugleich das private Ge- ſchick der hier Verſammelten unmittelbar beeinfluſſen. Die Mienen waren düſter geworden. Nur Jsma pochte das Herz freudig. Sie war ſofort entſchloſſen, alles daran zu ſetzen, um nach dem Südpol und von dort nach Hauſe zurückzukehren. Wollte man ſich mit Eng- land in Verbindung ſetzen, ſo mußte doch ein Luft- ſchiff nach bewohnten Gegenden, wenn nicht nach Lon- don, ſo wenigſtens nach den Kolonien, wahrſcheinlich nach Auſtralien, abgeſandt werden, und mit dieſem hoffte ſie reiſen zu können. Und wenn dies nicht möglich war, ſo konnte ſie immerhin auf baldige Nach- richten von der Erde rechnen. Dieſe Gedanken und Wünſche gingen durch ihr Gemüt, während ihre Hände das Flugblatt zerknitterten, das ihr Porträt zeigte; es hatte ſich unter den von Ell mitgebrachten Papieren befunden. „Wollen Sie nicht Platz nehmen?‟ ſagte La zu Ell. Er ſetzte ſich haſtig und beſchämt. Das Men- ſchenblut in ihm hatte ihn hin- und hergetrieben. Als Martier ſchickte ſich das ja nicht, da verhielt man ſich ruhig. Er ärgerte ſich. „Das iſt fatal, höchſt fatal‟, begann jetzt Fru. „Jch halte den Beſchluß für einen ſchlimmen politi- ſchen Fehler. Auch Jll wird dieſer Anſicht ſein, aber

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_planeten02_1897
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_planeten02_1897/90
Zitationshilfe: Laßwitz, Kurd: Auf zwei Planeten. Bd. 2. Weimar, 1897, S. 82. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_planeten02_1897/90>, abgerufen am 08.05.2024.