"Grüß Gott!" rief Saltners Stimme. Er sprang auf Ell und Jsma zu und schüttelte ihnen die Hände.
"Das ist gescheit", rief er, "daß man schon ein- mal Menschen trifft. Das ist eine Freud'! Aber um alles in der Welt, wie kommen denn Sie alleweil hierher? Jch bin ja gerad' auf dem Weg zu Jhnen. Habens denn meine Depesche nicht erhalten?"
"Wir sind seit heute früh von Hause fort."
"Ja, da wird sie halt dort liegen. Schauens, ich hab' Jhnen heut früh telegraphiert, als wir von Frus Wohnort weggereist sind, um Sie zu besuchen. Unter- wegs wollten sie mir den Kram hier zeigen, aber wie ich hier in das schöne schwere Zimmer gekommen bin, hab' ich gesagt, nun lassens mich aus, jetzt bleib' ich hier, bis Sie sich alles angeschaut haben, und dann holens mich wieder ab. Denn das hatt' ich satt, daß mir die Herren Nume alle nachschauten und die Kinder mir nachliefen und meine gute Joppe anfaßten."
"Aber wie konnten Sie auch in Jhrem Reisekostüm von der Erde sich hier sehen lassen?"
"Wissen Sie, ich bin halt ein Mensch, und so bleib' ich einer. Jch werd' mich doch nicht in eine neue Haut stecken, wo ich nicht einmal eine richtige Westentasch' für meinen Zahnstocher hab'? Und so gut wie Jhnen, Gnädige, würd' mir's Marsröckel auch nicht stehn."
Jsma schüttelte ihm nochmals die Hand. "Sie sind der alte geblieben, Herr Saltner! Nun setzen Sie sich mit her, und lassen Sie sich erst einmal ordentlich von mir ausfragen!"
Das Erdmuſeum.
„Grüß Gott!‟ rief Saltners Stimme. Er ſprang auf Ell und Jsma zu und ſchüttelte ihnen die Hände.
„Das iſt geſcheit‟, rief er, „daß man ſchon ein- mal Menſchen trifft. Das iſt eine Freud’! Aber um alles in der Welt, wie kommen denn Sie alleweil hierher? Jch bin ja gerad’ auf dem Weg zu Jhnen. Habens denn meine Depeſche nicht erhalten?‟
„Wir ſind ſeit heute früh von Hauſe fort.‟
„Ja, da wird ſie halt dort liegen. Schauens, ich hab’ Jhnen heut früh telegraphiert, als wir von Frus Wohnort weggereiſt ſind, um Sie zu beſuchen. Unter- wegs wollten ſie mir den Kram hier zeigen, aber wie ich hier in das ſchöne ſchwere Zimmer gekommen bin, hab’ ich geſagt, nun laſſens mich aus, jetzt bleib’ ich hier, bis Sie ſich alles angeſchaut haben, und dann holens mich wieder ab. Denn das hatt’ ich ſatt, daß mir die Herren Nume alle nachſchauten und die Kinder mir nachliefen und meine gute Joppe anfaßten.‟
„Aber wie konnten Sie auch in Jhrem Reiſekoſtüm von der Erde ſich hier ſehen laſſen?‟
„Wiſſen Sie, ich bin halt ein Menſch, und ſo bleib’ ich einer. Jch werd’ mich doch nicht in eine neue Haut ſtecken, wo ich nicht einmal eine richtige Weſtentaſch’ für meinen Zahnſtocher hab’? Und ſo gut wie Jhnen, Gnädige, würd’ mir’s Marsröckel auch nicht ſtehn.‟
Jsma ſchüttelte ihm nochmals die Hand. „Sie ſind der alte geblieben, Herr Saltner! Nun ſetzen Sie ſich mit her, und laſſen Sie ſich erſt einmal ordentlich von mir ausfragen!‟
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0067"n="59"/><fwplace="top"type="header">Das Erdmuſeum.</fw><lb/><p>„Grüß Gott!‟ rief Saltners Stimme. Er ſprang<lb/>
auf Ell und Jsma zu und ſchüttelte ihnen die Hände.</p><lb/><p>„Das iſt geſcheit‟, rief er, „daß man ſchon ein-<lb/>
mal Menſchen trifft. Das iſt eine Freud’! Aber um<lb/>
alles in der Welt, wie kommen denn Sie alleweil<lb/>
hierher? Jch bin ja gerad’ auf dem Weg zu Jhnen.<lb/>
Habens denn meine Depeſche nicht erhalten?‟</p><lb/><p>„Wir ſind ſeit heute früh von Hauſe fort.‟</p><lb/><p>„Ja, da wird ſie halt dort liegen. Schauens, ich<lb/>
hab’ Jhnen heut früh telegraphiert, als wir von Frus<lb/>
Wohnort weggereiſt ſind, um Sie zu beſuchen. Unter-<lb/>
wegs wollten ſie mir den Kram hier zeigen, aber wie<lb/>
ich hier in das ſchöne ſchwere Zimmer gekommen bin,<lb/>
hab’ ich geſagt, nun laſſens mich aus, jetzt bleib’ ich<lb/>
hier, bis Sie ſich alles angeſchaut haben, und dann<lb/>
holens mich wieder ab. Denn das hatt’ ich ſatt, daß<lb/>
mir die Herren Nume alle nachſchauten und die Kinder<lb/>
mir nachliefen und meine gute Joppe anfaßten.‟</p><lb/><p>„Aber wie konnten Sie auch in Jhrem Reiſekoſtüm<lb/>
von der Erde ſich hier ſehen laſſen?‟</p><lb/><p>„Wiſſen Sie, ich bin halt ein Menſch, und ſo<lb/>
bleib’ ich einer. Jch werd’ mich doch nicht in eine<lb/>
neue Haut ſtecken, wo ich nicht einmal eine richtige<lb/>
Weſtentaſch’ für meinen Zahnſtocher hab’? Und ſo gut<lb/>
wie Jhnen, Gnädige, würd’ mir’s Marsröckel auch<lb/>
nicht ſtehn.‟</p><lb/><p>Jsma ſchüttelte ihm nochmals die Hand. „Sie<lb/>ſind der alte geblieben, Herr Saltner! Nun ſetzen Sie<lb/>ſich mit her, und laſſen Sie ſich erſt einmal ordentlich<lb/>
von mir ausfragen!‟</p><lb/></div></div></body></text></TEI>
[59/0067]
Das Erdmuſeum.
„Grüß Gott!‟ rief Saltners Stimme. Er ſprang
auf Ell und Jsma zu und ſchüttelte ihnen die Hände.
„Das iſt geſcheit‟, rief er, „daß man ſchon ein-
mal Menſchen trifft. Das iſt eine Freud’! Aber um
alles in der Welt, wie kommen denn Sie alleweil
hierher? Jch bin ja gerad’ auf dem Weg zu Jhnen.
Habens denn meine Depeſche nicht erhalten?‟
„Wir ſind ſeit heute früh von Hauſe fort.‟
„Ja, da wird ſie halt dort liegen. Schauens, ich
hab’ Jhnen heut früh telegraphiert, als wir von Frus
Wohnort weggereiſt ſind, um Sie zu beſuchen. Unter-
wegs wollten ſie mir den Kram hier zeigen, aber wie
ich hier in das ſchöne ſchwere Zimmer gekommen bin,
hab’ ich geſagt, nun laſſens mich aus, jetzt bleib’ ich
hier, bis Sie ſich alles angeſchaut haben, und dann
holens mich wieder ab. Denn das hatt’ ich ſatt, daß
mir die Herren Nume alle nachſchauten und die Kinder
mir nachliefen und meine gute Joppe anfaßten.‟
„Aber wie konnten Sie auch in Jhrem Reiſekoſtüm
von der Erde ſich hier ſehen laſſen?‟
„Wiſſen Sie, ich bin halt ein Menſch, und ſo
bleib’ ich einer. Jch werd’ mich doch nicht in eine
neue Haut ſtecken, wo ich nicht einmal eine richtige
Weſtentaſch’ für meinen Zahnſtocher hab’? Und ſo gut
wie Jhnen, Gnädige, würd’ mir’s Marsröckel auch
nicht ſtehn.‟
Jsma ſchüttelte ihm nochmals die Hand. „Sie
ſind der alte geblieben, Herr Saltner! Nun ſetzen Sie
ſich mit her, und laſſen Sie ſich erſt einmal ordentlich
von mir ausfragen!‟
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Laßwitz, Kurd: Auf zwei Planeten. Bd. 2. Weimar, 1897, S. 59. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_planeten02_1897/67>, abgerufen am 27.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.