Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Laßwitz, Kurd: Auf zwei Planeten. Bd. 2. Weimar, 1897.

Bild:
<< vorherige Seite

Weltfrieden.
Es hatte versucht, sich durch Signale mit der Außen-
station am Südpol zu verständigen, war aber nicht ver-
standen worden. Und als es Anstalten traf, sich auf die
Station hinabzulassen, wurde es durch Repulsitstrahlen
bedroht und an der Landung verhindert, so daß es
wieder umkehren mußte. Doch berichtete es, daß, soviel
sich bemerken ließe, die Station nicht in richtiger Ver-
fassung zu sein schiene und die Unmöglichkeit des
telegraphischen Verkehrs vielleicht an einer Verschiebung
der Außenstation liege.

Hierauf nahm man seine Zuflucht zum Retrospektiv.
Dies gestattete, die Station genau zu beobachten.
Und nun stellte sich für die Gelehrten der Martier
unzweideutig heraus, daß der Ring der Außenstation
seine Lage geändert habe. Die Berechnung zeigte,
daß binnen kurzem das Gleichgewicht des ganzen
Kraftfeldes überhaupt gestört werden müßte, wenn
nicht bald eine Korrektur eintrat. Die Menschen hatten
es nicht richtig verstanden, die Korrektionen vorzu-
nehmen, die zur Erhaltung des Feldes und des Ringes
notwendig waren. Die Karte der Polargegend, die
auf dem Dache der unteren Stationen sich befand und
den Entdeckern des Nordpols das erste, unlösbare
Rätsel über die Einrichtungen der Martier aufgegeben
hatte, diente nämlich dazu, eine Kontrole für die feinen
Bewegungen der Außenstation infolge von Schwan-
kungen der Erdaxe zu haben. Beide Stationen, im
Norden wie im Süden, schwebten nun in höchster
Gefahr. Es mußte, sollte nicht der Verkehr mit der
Erde dauernd in Frage gestellt sein, sofort das Kraft-

Weltfrieden.
Es hatte verſucht, ſich durch Signale mit der Außen-
ſtation am Südpol zu verſtändigen, war aber nicht ver-
ſtanden worden. Und als es Anſtalten traf, ſich auf die
Station hinabzulaſſen, wurde es durch Repulſitſtrahlen
bedroht und an der Landung verhindert, ſo daß es
wieder umkehren mußte. Doch berichtete es, daß, ſoviel
ſich bemerken ließe, die Station nicht in richtiger Ver-
faſſung zu ſein ſchiene und die Unmöglichkeit des
telegraphiſchen Verkehrs vielleicht an einer Verſchiebung
der Außenſtation liege.

Hierauf nahm man ſeine Zuflucht zum Retroſpektiv.
Dies geſtattete, die Station genau zu beobachten.
Und nun ſtellte ſich für die Gelehrten der Martier
unzweideutig heraus, daß der Ring der Außenſtation
ſeine Lage geändert habe. Die Berechnung zeigte,
daß binnen kurzem das Gleichgewicht des ganzen
Kraftfeldes überhaupt geſtört werden müßte, wenn
nicht bald eine Korrektur eintrat. Die Menſchen hatten
es nicht richtig verſtanden, die Korrektionen vorzu-
nehmen, die zur Erhaltung des Feldes und des Ringes
notwendig waren. Die Karte der Polargegend, die
auf dem Dache der unteren Stationen ſich befand und
den Entdeckern des Nordpols das erſte, unlösbare
Rätſel über die Einrichtungen der Martier aufgegeben
hatte, diente nämlich dazu, eine Kontrole für die feinen
Bewegungen der Außenſtation infolge von Schwan-
kungen der Erdaxe zu haben. Beide Stationen, im
Norden wie im Süden, ſchwebten nun in höchſter
Gefahr. Es mußte, ſollte nicht der Verkehr mit der
Erde dauernd in Frage geſtellt ſein, ſofort das Kraft-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0543" n="535"/><fw place="top" type="header">Weltfrieden.</fw><lb/>
Es hatte ver&#x017F;ucht, &#x017F;ich durch Signale mit der Außen-<lb/>
&#x017F;tation am Südpol zu ver&#x017F;tändigen, war aber nicht ver-<lb/>
&#x017F;tanden worden. Und als es An&#x017F;talten traf, &#x017F;ich auf die<lb/>
Station hinabzula&#x017F;&#x017F;en, wurde es durch Repul&#x017F;it&#x017F;trahlen<lb/>
bedroht und an der Landung verhindert, &#x017F;o daß es<lb/>
wieder umkehren mußte. Doch berichtete es, daß, &#x017F;oviel<lb/>
&#x017F;ich bemerken ließe, die Station nicht in richtiger Ver-<lb/>
fa&#x017F;&#x017F;ung zu &#x017F;ein &#x017F;chiene und die Unmöglichkeit des<lb/>
telegraphi&#x017F;chen Verkehrs vielleicht an einer Ver&#x017F;chiebung<lb/>
der Außen&#x017F;tation liege.</p><lb/>
          <p>Hierauf nahm man &#x017F;eine Zuflucht zum Retro&#x017F;pektiv.<lb/>
Dies ge&#x017F;tattete, die Station genau zu beobachten.<lb/>
Und nun &#x017F;tellte &#x017F;ich für die Gelehrten der Martier<lb/>
unzweideutig heraus, daß der Ring der Außen&#x017F;tation<lb/>
&#x017F;eine Lage geändert habe. Die Berechnung zeigte,<lb/>
daß binnen kurzem das Gleichgewicht des ganzen<lb/>
Kraftfeldes überhaupt ge&#x017F;tört werden müßte, wenn<lb/>
nicht bald eine Korrektur eintrat. Die Men&#x017F;chen hatten<lb/>
es nicht richtig ver&#x017F;tanden, die Korrektionen vorzu-<lb/>
nehmen, die zur Erhaltung des Feldes und des Ringes<lb/>
notwendig waren. Die Karte der Polargegend, die<lb/>
auf dem Dache der unteren Stationen &#x017F;ich befand und<lb/>
den Entdeckern des Nordpols das er&#x017F;te, unlösbare<lb/>
Rät&#x017F;el über die Einrichtungen der Martier aufgegeben<lb/>
hatte, diente nämlich dazu, eine Kontrole für die feinen<lb/>
Bewegungen der Außen&#x017F;tation infolge von Schwan-<lb/>
kungen der Erdaxe zu haben. Beide Stationen, im<lb/>
Norden wie im Süden, &#x017F;chwebten nun in höch&#x017F;ter<lb/>
Gefahr. Es mußte, &#x017F;ollte nicht der Verkehr mit der<lb/>
Erde dauernd in Frage ge&#x017F;tellt &#x017F;ein, &#x017F;ofort das Kraft-<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[535/0543] Weltfrieden. Es hatte verſucht, ſich durch Signale mit der Außen- ſtation am Südpol zu verſtändigen, war aber nicht ver- ſtanden worden. Und als es Anſtalten traf, ſich auf die Station hinabzulaſſen, wurde es durch Repulſitſtrahlen bedroht und an der Landung verhindert, ſo daß es wieder umkehren mußte. Doch berichtete es, daß, ſoviel ſich bemerken ließe, die Station nicht in richtiger Ver- faſſung zu ſein ſchiene und die Unmöglichkeit des telegraphiſchen Verkehrs vielleicht an einer Verſchiebung der Außenſtation liege. Hierauf nahm man ſeine Zuflucht zum Retroſpektiv. Dies geſtattete, die Station genau zu beobachten. Und nun ſtellte ſich für die Gelehrten der Martier unzweideutig heraus, daß der Ring der Außenſtation ſeine Lage geändert habe. Die Berechnung zeigte, daß binnen kurzem das Gleichgewicht des ganzen Kraftfeldes überhaupt geſtört werden müßte, wenn nicht bald eine Korrektur eintrat. Die Menſchen hatten es nicht richtig verſtanden, die Korrektionen vorzu- nehmen, die zur Erhaltung des Feldes und des Ringes notwendig waren. Die Karte der Polargegend, die auf dem Dache der unteren Stationen ſich befand und den Entdeckern des Nordpols das erſte, unlösbare Rätſel über die Einrichtungen der Martier aufgegeben hatte, diente nämlich dazu, eine Kontrole für die feinen Bewegungen der Außenſtation infolge von Schwan- kungen der Erdaxe zu haben. Beide Stationen, im Norden wie im Süden, ſchwebten nun in höchſter Gefahr. Es mußte, ſollte nicht der Verkehr mit der Erde dauernd in Frage geſtellt ſein, ſofort das Kraft-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_planeten02_1897
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_planeten02_1897/543
Zitationshilfe: Laßwitz, Kurd: Auf zwei Planeten. Bd. 2. Weimar, 1897, S. 535. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_planeten02_1897/543>, abgerufen am 01.06.2024.