Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Laßwitz, Kurd: Auf zwei Planeten. Bd. 2. Weimar, 1897.

Bild:
<< vorherige Seite

Das heimliche Frühstück.
artige Restauration, aber wenn wir zu speisen ver-
langten, würde man uns sofort jedem ein Extrakabinet
anweisen, anders ist es unmöglich. Doch ich habe
daran gedacht. Jch habe aus meinem Reisevorrat
ein richtiges Erdenfrühstück eingesteckt; zwar das Brot
ist trotz des luftdichten Verschlusses etwas altbacken,
aber, denken Sie, Friedauer Wurst und wirklichen
Rheinwein! Wir suchen uns ein Plätzchen, wo uns
niemand sehen kann. Jch freue mich wie ein Kind!
Jedoch die gute Tante darf um Himmelswillen nichts
erfahren! Das wäre schlimmer, als wenn ich Jhnen
auf dem Marktplatze von Friedau um den Hals fallen
wollte!"

"Stille von Friedau! Aber das Frühstück nehme
ich an. Wir wollen dem Nu ein Schnippchen schlagen."

Jhre Augen glänzten schelmisch, indem sie zurück-
blickte, als fürchtete sie gehört zu werden.

"Eigentlich darf ich's ja nicht als Nume. Jch bin
da in meine Menschlichkeit zurückgefallen --"

Jsma richtete die Augen auf Ell. Er sprach im
Scherz, aber sie hörte an der Art, wie er den Satz
abbrach, daß ein ernstes Bedenken in ihm aufzutauchen
begann.

Ell sah, wie das glückliche Lächeln aus ihren
Zügen zu verschwinden drohte, und er griff schnell
nach ihrer Hand.

"Nein, nein", rief er, "geliebte Freundin, für Sie
will ich nichts sein als der Mensch, der glücklich ist,
wenn er Jhnen dienen kann. Aber ganz leicht ist
es nicht. Denn sehen Sie -- ein Nume soll ich nicht

Das heimliche Frühſtück.
artige Reſtauration, aber wenn wir zu ſpeiſen ver-
langten, würde man uns ſofort jedem ein Extrakabinet
anweiſen, anders iſt es unmöglich. Doch ich habe
daran gedacht. Jch habe aus meinem Reiſevorrat
ein richtiges Erdenfrühſtück eingeſteckt; zwar das Brot
iſt trotz des luftdichten Verſchluſſes etwas altbacken,
aber, denken Sie, Friedauer Wurſt und wirklichen
Rheinwein! Wir ſuchen uns ein Plätzchen, wo uns
niemand ſehen kann. Jch freue mich wie ein Kind!
Jedoch die gute Tante darf um Himmelswillen nichts
erfahren! Das wäre ſchlimmer, als wenn ich Jhnen
auf dem Marktplatze von Friedau um den Hals fallen
wollte!‟

„Stille von Friedau! Aber das Frühſtück nehme
ich an. Wir wollen dem Nu ein Schnippchen ſchlagen.‟

Jhre Augen glänzten ſchelmiſch, indem ſie zurück-
blickte, als fürchtete ſie gehört zu werden.

„Eigentlich darf ich’s ja nicht als Nume. Jch bin
da in meine Menſchlichkeit zurückgefallen —‟

Jsma richtete die Augen auf Ell. Er ſprach im
Scherz, aber ſie hörte an der Art, wie er den Satz
abbrach, daß ein ernſtes Bedenken in ihm aufzutauchen
begann.

Ell ſah, wie das glückliche Lächeln aus ihren
Zügen zu verſchwinden drohte, und er griff ſchnell
nach ihrer Hand.

„Nein, nein‟, rief er, „geliebte Freundin, für Sie
will ich nichts ſein als der Menſch, der glücklich iſt,
wenn er Jhnen dienen kann. Aber ganz leicht iſt
es nicht. Denn ſehen Sie — ein Nume ſoll ich nicht

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0053" n="45"/><fw place="top" type="header">Das heimliche Früh&#x017F;tück.</fw><lb/>
artige Re&#x017F;tauration, aber wenn wir zu &#x017F;pei&#x017F;en ver-<lb/>
langten, würde man uns &#x017F;ofort jedem ein Extrakabinet<lb/>
anwei&#x017F;en, anders i&#x017F;t es unmöglich. Doch ich habe<lb/>
daran gedacht. Jch habe aus meinem Rei&#x017F;evorrat<lb/>
ein richtiges Erdenfrüh&#x017F;tück einge&#x017F;teckt; zwar das Brot<lb/>
i&#x017F;t trotz des luftdichten Ver&#x017F;chlu&#x017F;&#x017F;es etwas altbacken,<lb/>
aber, denken Sie, Friedauer Wur&#x017F;t und wirklichen<lb/>
Rheinwein! Wir &#x017F;uchen uns ein Plätzchen, wo uns<lb/>
niemand &#x017F;ehen kann. Jch freue mich wie ein Kind!<lb/>
Jedoch die gute Tante darf um Himmelswillen nichts<lb/>
erfahren! Das wäre &#x017F;chlimmer, als wenn ich Jhnen<lb/>
auf dem Marktplatze von Friedau um den Hals fallen<lb/>
wollte!&#x201F;</p><lb/>
          <p>&#x201E;Stille von Friedau! Aber das Früh&#x017F;tück nehme<lb/>
ich an. Wir wollen dem Nu ein Schnippchen &#x017F;chlagen.&#x201F;</p><lb/>
          <p>Jhre Augen glänzten &#x017F;chelmi&#x017F;ch, indem &#x017F;ie zurück-<lb/>
blickte, als fürchtete &#x017F;ie gehört zu werden.</p><lb/>
          <p>&#x201E;Eigentlich darf ich&#x2019;s ja nicht als Nume. Jch bin<lb/>
da in meine Men&#x017F;chlichkeit zurückgefallen &#x2014;&#x201F;</p><lb/>
          <p>Jsma richtete die Augen auf Ell. Er &#x017F;prach im<lb/>
Scherz, aber &#x017F;ie hörte an der Art, wie er den Satz<lb/>
abbrach, daß ein ern&#x017F;tes Bedenken in ihm aufzutauchen<lb/>
begann.</p><lb/>
          <p>Ell &#x017F;ah, wie das glückliche Lächeln aus ihren<lb/>
Zügen zu ver&#x017F;chwinden drohte, und er griff &#x017F;chnell<lb/>
nach ihrer Hand.</p><lb/>
          <p>&#x201E;Nein, nein&#x201F;, rief er, &#x201E;geliebte Freundin, für Sie<lb/>
will ich nichts &#x017F;ein als der Men&#x017F;ch, der glücklich i&#x017F;t,<lb/>
wenn er Jhnen dienen kann. Aber ganz leicht i&#x017F;t<lb/>
es nicht. Denn &#x017F;ehen Sie &#x2014; ein Nume &#x017F;oll ich nicht<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[45/0053] Das heimliche Frühſtück. artige Reſtauration, aber wenn wir zu ſpeiſen ver- langten, würde man uns ſofort jedem ein Extrakabinet anweiſen, anders iſt es unmöglich. Doch ich habe daran gedacht. Jch habe aus meinem Reiſevorrat ein richtiges Erdenfrühſtück eingeſteckt; zwar das Brot iſt trotz des luftdichten Verſchluſſes etwas altbacken, aber, denken Sie, Friedauer Wurſt und wirklichen Rheinwein! Wir ſuchen uns ein Plätzchen, wo uns niemand ſehen kann. Jch freue mich wie ein Kind! Jedoch die gute Tante darf um Himmelswillen nichts erfahren! Das wäre ſchlimmer, als wenn ich Jhnen auf dem Marktplatze von Friedau um den Hals fallen wollte!‟ „Stille von Friedau! Aber das Frühſtück nehme ich an. Wir wollen dem Nu ein Schnippchen ſchlagen.‟ Jhre Augen glänzten ſchelmiſch, indem ſie zurück- blickte, als fürchtete ſie gehört zu werden. „Eigentlich darf ich’s ja nicht als Nume. Jch bin da in meine Menſchlichkeit zurückgefallen —‟ Jsma richtete die Augen auf Ell. Er ſprach im Scherz, aber ſie hörte an der Art, wie er den Satz abbrach, daß ein ernſtes Bedenken in ihm aufzutauchen begann. Ell ſah, wie das glückliche Lächeln aus ihren Zügen zu verſchwinden drohte, und er griff ſchnell nach ihrer Hand. „Nein, nein‟, rief er, „geliebte Freundin, für Sie will ich nichts ſein als der Menſch, der glücklich iſt, wenn er Jhnen dienen kann. Aber ganz leicht iſt es nicht. Denn ſehen Sie — ein Nume ſoll ich nicht

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_planeten02_1897
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_planeten02_1897/53
Zitationshilfe: Laßwitz, Kurd: Auf zwei Planeten. Bd. 2. Weimar, 1897, S. 45. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_planeten02_1897/53>, abgerufen am 24.11.2024.