Laßwitz, Kurd: Auf zwei Planeten. Bd. 2. Weimar, 1897.Das heimliche Frühstück. sich Jsma leichter zurecht. Es war eine Kunst fürmenschliche Sinne, eine Fülle großer Gedanken in wunderbarer Ausführung, aber doch im Grunde die- selbe unsterbliche Schönheit aller Vernunftwesen, wie sie auf der Erde auch schon vor Jahrtausenden ihre Meister fand. Das Neue und Ueberraschende lag nur in der Verfeinerung der Technik, in der Zartheit des Materials, in der spielenden Ueberwindung der Schwere, wodurch sich ungeahnte Effekte darboten. Nicht minder bewundernswert erschien die Architektur dieser Hallen, Wölbungen, Galerien. Oft sprangen die einzelnen Gemächer aus einem breiten Grund- pfeiler in der Form von Blumenkelchen vor, die auf schlanken Stielen sich zu wiegen schienen. Diese Stiele enthielten die Treppen verborgen, auf denen man in die Gemächer gelangte. Jsma erhielt den Eindruck, daß das Eigentümliche der martischen Kunst, das sie von der menschlichen unterschied, nicht in einer neuen Auffassungsform des Schönen lag; hier wirkten offenbar zeitlose Gesetze als bestimmende Jdeen für die freie Gestaltung des Schönen bei allen bewußten Wesen. Der Fortschritt hing vielmehr ab von dem überlegenen Standpunkte der Technik, wodurch sich das Gebiet für die Anwendung des Aesthetischen ins Un- ermeßliche erweiterte. Nur die Jntelligenz ist es, welche der ewigen Jdee entgegenwächst. Ell bestätigte diese Bemerkung und stimmte Jsma bei, nun zunächst ein oder das andre der technischen Wunderwerke aufzusuchen. "Jch fürchte nur, ich werde nichts davon verstehen", Das heimliche Frühſtück. ſich Jsma leichter zurecht. Es war eine Kunſt fürmenſchliche Sinne, eine Fülle großer Gedanken in wunderbarer Ausführung, aber doch im Grunde die- ſelbe unſterbliche Schönheit aller Vernunftweſen, wie ſie auf der Erde auch ſchon vor Jahrtauſenden ihre Meiſter fand. Das Neue und Ueberraſchende lag nur in der Verfeinerung der Technik, in der Zartheit des Materials, in der ſpielenden Ueberwindung der Schwere, wodurch ſich ungeahnte Effekte darboten. Nicht minder bewundernswert erſchien die Architektur dieſer Hallen, Wölbungen, Galerien. Oft ſprangen die einzelnen Gemächer aus einem breiten Grund- pfeiler in der Form von Blumenkelchen vor, die auf ſchlanken Stielen ſich zu wiegen ſchienen. Dieſe Stiele enthielten die Treppen verborgen, auf denen man in die Gemächer gelangte. Jsma erhielt den Eindruck, daß das Eigentümliche der martiſchen Kunſt, das ſie von der menſchlichen unterſchied, nicht in einer neuen Auffaſſungsform des Schönen lag; hier wirkten offenbar zeitloſe Geſetze als beſtimmende Jdeen für die freie Geſtaltung des Schönen bei allen bewußten Weſen. Der Fortſchritt hing vielmehr ab von dem überlegenen Standpunkte der Technik, wodurch ſich das Gebiet für die Anwendung des Aeſthetiſchen ins Un- ermeßliche erweiterte. Nur die Jntelligenz iſt es, welche der ewigen Jdee entgegenwächſt. Ell beſtätigte dieſe Bemerkung und ſtimmte Jsma bei, nun zunächſt ein oder das andre der techniſchen Wunderwerke aufzuſuchen. „Jch fürchte nur, ich werde nichts davon verſtehen‟, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0051" n="43"/><fw place="top" type="header">Das heimliche Frühſtück.</fw><lb/> ſich Jsma leichter zurecht. Es war eine Kunſt für<lb/> menſchliche Sinne, eine Fülle großer Gedanken in<lb/> wunderbarer Ausführung, aber doch im Grunde die-<lb/> ſelbe unſterbliche Schönheit aller Vernunftweſen, wie<lb/> ſie auf der Erde auch ſchon vor Jahrtauſenden ihre<lb/> Meiſter fand. Das Neue und Ueberraſchende lag<lb/> nur in der Verfeinerung der Technik, in der Zartheit<lb/> des Materials, in der ſpielenden Ueberwindung der<lb/> Schwere, wodurch ſich ungeahnte Effekte darboten.<lb/> Nicht minder bewundernswert erſchien die Architektur<lb/> dieſer Hallen, Wölbungen, Galerien. Oft ſprangen<lb/> die einzelnen Gemächer aus einem breiten Grund-<lb/> pfeiler in der Form von Blumenkelchen vor, die auf<lb/> ſchlanken Stielen ſich zu wiegen ſchienen. Dieſe<lb/> Stiele enthielten die Treppen verborgen, auf denen<lb/> man in die Gemächer gelangte. Jsma erhielt den<lb/> Eindruck, daß das Eigentümliche der martiſchen Kunſt,<lb/> das ſie von der menſchlichen unterſchied, nicht in einer<lb/> neuen Auffaſſungsform des Schönen lag; hier wirkten<lb/> offenbar zeitloſe Geſetze als beſtimmende Jdeen für<lb/> die freie Geſtaltung des Schönen bei allen bewußten<lb/> Weſen. Der Fortſchritt hing vielmehr ab von dem<lb/> überlegenen Standpunkte der Technik, wodurch ſich das<lb/> Gebiet für die Anwendung des Aeſthetiſchen ins Un-<lb/> ermeßliche erweiterte. Nur die Jntelligenz iſt es, welche<lb/> der ewigen Jdee entgegenwächſt. Ell beſtätigte dieſe<lb/> Bemerkung und ſtimmte Jsma bei, nun zunächſt ein oder<lb/> das andre der techniſchen Wunderwerke aufzuſuchen.</p><lb/> <p>„Jch fürchte nur, ich werde nichts davon verſtehen‟,<lb/> ſagte Jsma.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [43/0051]
Das heimliche Frühſtück.
ſich Jsma leichter zurecht. Es war eine Kunſt für
menſchliche Sinne, eine Fülle großer Gedanken in
wunderbarer Ausführung, aber doch im Grunde die-
ſelbe unſterbliche Schönheit aller Vernunftweſen, wie
ſie auf der Erde auch ſchon vor Jahrtauſenden ihre
Meiſter fand. Das Neue und Ueberraſchende lag
nur in der Verfeinerung der Technik, in der Zartheit
des Materials, in der ſpielenden Ueberwindung der
Schwere, wodurch ſich ungeahnte Effekte darboten.
Nicht minder bewundernswert erſchien die Architektur
dieſer Hallen, Wölbungen, Galerien. Oft ſprangen
die einzelnen Gemächer aus einem breiten Grund-
pfeiler in der Form von Blumenkelchen vor, die auf
ſchlanken Stielen ſich zu wiegen ſchienen. Dieſe
Stiele enthielten die Treppen verborgen, auf denen
man in die Gemächer gelangte. Jsma erhielt den
Eindruck, daß das Eigentümliche der martiſchen Kunſt,
das ſie von der menſchlichen unterſchied, nicht in einer
neuen Auffaſſungsform des Schönen lag; hier wirkten
offenbar zeitloſe Geſetze als beſtimmende Jdeen für
die freie Geſtaltung des Schönen bei allen bewußten
Weſen. Der Fortſchritt hing vielmehr ab von dem
überlegenen Standpunkte der Technik, wodurch ſich das
Gebiet für die Anwendung des Aeſthetiſchen ins Un-
ermeßliche erweiterte. Nur die Jntelligenz iſt es, welche
der ewigen Jdee entgegenwächſt. Ell beſtätigte dieſe
Bemerkung und ſtimmte Jsma bei, nun zunächſt ein oder
das andre der techniſchen Wunderwerke aufzuſuchen.
„Jch fürchte nur, ich werde nichts davon verſtehen‟,
ſagte Jsma.
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