"Aber Gewalt, das ist etwas anderes. Es ver- sperrt uns die Rückkehr zum Nu, es beraubt Dich Deines Bürgerrechts."
"Und doch sehe ich keinen andern Ausweg. Den Nu oder mich! Wenn der Mann nicht freiwillig geht, wirst Du wählen müssen."
La blickte ihn an, die Hände zusammenpressend. Dann warf sie die Arme um seinen Hals.
"Dich, Dich!" rief sie.
"Habe ich das Kommando?"
"Ja, ja."
Saltner sprang dem Beamten nach. La folgte pochenden Herzens. Der Unterkultor stand auf dem Verdeck, er winkte den Beds.
"Wie wird die Treppe aufgezogen?" fragte Saltner La hastig.
"Vom Steuerraum aus automatisch."
"Sage dem Schiffer, daß er sich bereit hält. Hoffent- lich verläßt der Kultor das Schiff. Wenn nicht, bleibt doch nichts übrig, als ihn hinauszuwerfen."
"Sal -- er ist bewaffnet -- ich bitte Dich --"
Leise stieg Saltner die Treppe zum Verdeck hinauf.
Die Beds hatten nicht sogleich die Winke des Be- amten bemerkt, weil sie ihre Aufmerksamkeit nach der entgegengesetzten Seite in die Luft gerichtet hatten. Dort zeigte sich in großer Höhe von Südosten her ein dunkler Punkt, das andre Schiff der Martier, das jetzt die beiden Schiffe auf dem Bergrücken bemerkt hatte und, ohne sich zu übereilen, auf sie zuhielt. Es war ein Stationsschiff aus Rom, eines jener großen
Sechsundfünfzigſtes Kapitel.
„Aber Gewalt, das iſt etwas anderes. Es ver- ſperrt uns die Rückkehr zum Nu, es beraubt Dich Deines Bürgerrechts.‟
„Und doch ſehe ich keinen andern Ausweg. Den Nu oder mich! Wenn der Mann nicht freiwillig geht, wirſt Du wählen müſſen.‟
La blickte ihn an, die Hände zuſammenpreſſend. Dann warf ſie die Arme um ſeinen Hals.
„Dich, Dich!‟ rief ſie.
„Habe ich das Kommando?‟
„Ja, ja.‟
Saltner ſprang dem Beamten nach. La folgte pochenden Herzens. Der Unterkultor ſtand auf dem Verdeck, er winkte den Beds.
„Wie wird die Treppe aufgezogen?‟ fragte Saltner La haſtig.
„Vom Steuerraum aus automatiſch.‟
„Sage dem Schiffer, daß er ſich bereit hält. Hoffent- lich verläßt der Kultor das Schiff. Wenn nicht, bleibt doch nichts übrig, als ihn hinauszuwerfen.‟
„Sal — er iſt bewaffnet — ich bitte Dich —‟
Leiſe ſtieg Saltner die Treppe zum Verdeck hinauf.
Die Beds hatten nicht ſogleich die Winke des Be- amten bemerkt, weil ſie ihre Aufmerkſamkeit nach der entgegengeſetzten Seite in die Luft gerichtet hatten. Dort zeigte ſich in großer Höhe von Südoſten her ein dunkler Punkt, das andre Schiff der Martier, das jetzt die beiden Schiffe auf dem Bergrücken bemerkt hatte und, ohne ſich zu übereilen, auf ſie zuhielt. Es war ein Stationsſchiff aus Rom, eines jener großen
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Sechsundfünfzigſtes Kapitel.
„Aber Gewalt, das iſt etwas anderes. Es ver-
ſperrt uns die Rückkehr zum Nu, es beraubt Dich
Deines Bürgerrechts.‟
„Und doch ſehe ich keinen andern Ausweg. Den
Nu oder mich! Wenn der Mann nicht freiwillig geht,
wirſt Du wählen müſſen.‟
La blickte ihn an, die Hände zuſammenpreſſend.
Dann warf ſie die Arme um ſeinen Hals.
„Dich, Dich!‟ rief ſie.
„Habe ich das Kommando?‟
„Ja, ja.‟
Saltner ſprang dem Beamten nach. La folgte
pochenden Herzens. Der Unterkultor ſtand auf dem
Verdeck, er winkte den Beds.
„Wie wird die Treppe aufgezogen?‟ fragte Saltner
La haſtig.
„Vom Steuerraum aus automatiſch.‟
„Sage dem Schiffer, daß er ſich bereit hält. Hoffent-
lich verläßt der Kultor das Schiff. Wenn nicht, bleibt
doch nichts übrig, als ihn hinauszuwerfen.‟
„Sal — er iſt bewaffnet — ich bitte Dich —‟
Leiſe ſtieg Saltner die Treppe zum Verdeck hinauf.
Die Beds hatten nicht ſogleich die Winke des Be-
amten bemerkt, weil ſie ihre Aufmerkſamkeit nach der
entgegengeſetzten Seite in die Luft gerichtet hatten.
Dort zeigte ſich in großer Höhe von Südoſten her
ein dunkler Punkt, das andre Schiff der Martier, das
jetzt die beiden Schiffe auf dem Bergrücken bemerkt
hatte und, ohne ſich zu übereilen, auf ſie zuhielt. Es
war ein Stationsſchiff aus Rom, eines jener großen
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Laßwitz, Kurd: Auf zwei Planeten. Bd. 2. Weimar, 1897, S. 460. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_planeten02_1897/468>, abgerufen am 22.11.2024.
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