Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Laßwitz, Kurd: Auf zwei Planeten. Bd. 2. Weimar, 1897.

Bild:
<< vorherige Seite
Sechsundfünfzigstes Kapitel.

"Aber Gewalt, das ist etwas anderes. Es ver-
sperrt uns die Rückkehr zum Nu, es beraubt Dich
Deines Bürgerrechts."

"Und doch sehe ich keinen andern Ausweg. Den
Nu oder mich! Wenn der Mann nicht freiwillig geht,
wirst Du wählen müssen."

La blickte ihn an, die Hände zusammenpressend.
Dann warf sie die Arme um seinen Hals.

"Dich, Dich!" rief sie.

"Habe ich das Kommando?"

"Ja, ja."

Saltner sprang dem Beamten nach. La folgte
pochenden Herzens. Der Unterkultor stand auf dem
Verdeck, er winkte den Beds.

"Wie wird die Treppe aufgezogen?" fragte Saltner
La hastig.

"Vom Steuerraum aus automatisch."

"Sage dem Schiffer, daß er sich bereit hält. Hoffent-
lich verläßt der Kultor das Schiff. Wenn nicht, bleibt
doch nichts übrig, als ihn hinauszuwerfen."

"Sal -- er ist bewaffnet -- ich bitte Dich --"

Leise stieg Saltner die Treppe zum Verdeck hinauf.

Die Beds hatten nicht sogleich die Winke des Be-
amten bemerkt, weil sie ihre Aufmerksamkeit nach der
entgegengesetzten Seite in die Luft gerichtet hatten.
Dort zeigte sich in großer Höhe von Südosten her
ein dunkler Punkt, das andre Schiff der Martier, das
jetzt die beiden Schiffe auf dem Bergrücken bemerkt
hatte und, ohne sich zu übereilen, auf sie zuhielt. Es
war ein Stationsschiff aus Rom, eines jener großen

Sechsundfünfzigſtes Kapitel.

„Aber Gewalt, das iſt etwas anderes. Es ver-
ſperrt uns die Rückkehr zum Nu, es beraubt Dich
Deines Bürgerrechts.‟

„Und doch ſehe ich keinen andern Ausweg. Den
Nu oder mich! Wenn der Mann nicht freiwillig geht,
wirſt Du wählen müſſen.‟

La blickte ihn an, die Hände zuſammenpreſſend.
Dann warf ſie die Arme um ſeinen Hals.

„Dich, Dich!‟ rief ſie.

„Habe ich das Kommando?‟

„Ja, ja.‟

Saltner ſprang dem Beamten nach. La folgte
pochenden Herzens. Der Unterkultor ſtand auf dem
Verdeck, er winkte den Beds.

„Wie wird die Treppe aufgezogen?‟ fragte Saltner
La haſtig.

„Vom Steuerraum aus automatiſch.‟

„Sage dem Schiffer, daß er ſich bereit hält. Hoffent-
lich verläßt der Kultor das Schiff. Wenn nicht, bleibt
doch nichts übrig, als ihn hinauszuwerfen.‟

„Sal — er iſt bewaffnet — ich bitte Dich —‟

Leiſe ſtieg Saltner die Treppe zum Verdeck hinauf.

Die Beds hatten nicht ſogleich die Winke des Be-
amten bemerkt, weil ſie ihre Aufmerkſamkeit nach der
entgegengeſetzten Seite in die Luft gerichtet hatten.
Dort zeigte ſich in großer Höhe von Südoſten her
ein dunkler Punkt, das andre Schiff der Martier, das
jetzt die beiden Schiffe auf dem Bergrücken bemerkt
hatte und, ohne ſich zu übereilen, auf ſie zuhielt. Es
war ein Stationsſchiff aus Rom, eines jener großen

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0468" n="460"/>
          <fw place="top" type="header">Sechsundfünfzig&#x017F;tes Kapitel.</fw><lb/>
          <p>&#x201E;Aber Gewalt, das i&#x017F;t etwas anderes. Es ver-<lb/>
&#x017F;perrt uns die Rückkehr zum Nu, es beraubt Dich<lb/>
Deines Bürgerrechts.&#x201F;</p><lb/>
          <p>&#x201E;Und doch &#x017F;ehe ich keinen andern Ausweg. Den<lb/>
Nu oder mich! Wenn der Mann nicht freiwillig geht,<lb/>
wir&#x017F;t Du wählen mü&#x017F;&#x017F;en.&#x201F;</p><lb/>
          <p>La blickte ihn an, die Hände zu&#x017F;ammenpre&#x017F;&#x017F;end.<lb/>
Dann warf &#x017F;ie die Arme um &#x017F;einen Hals.</p><lb/>
          <p>&#x201E;Dich, Dich!&#x201F; rief &#x017F;ie.</p><lb/>
          <p>&#x201E;Habe ich das Kommando?&#x201F;</p><lb/>
          <p>&#x201E;Ja, ja.&#x201F;</p><lb/>
          <p>Saltner &#x017F;prang dem Beamten nach. La folgte<lb/>
pochenden Herzens. Der Unterkultor &#x017F;tand auf dem<lb/>
Verdeck, er winkte den Beds.</p><lb/>
          <p>&#x201E;Wie wird die Treppe aufgezogen?&#x201F; fragte Saltner<lb/>
La ha&#x017F;tig.</p><lb/>
          <p>&#x201E;Vom Steuerraum aus automati&#x017F;ch.&#x201F;</p><lb/>
          <p>&#x201E;Sage dem Schiffer, daß er &#x017F;ich bereit hält. Hoffent-<lb/>
lich verläßt der Kultor das Schiff. Wenn nicht, bleibt<lb/>
doch nichts übrig, als ihn hinauszuwerfen.&#x201F;</p><lb/>
          <p>&#x201E;Sal &#x2014; er i&#x017F;t bewaffnet &#x2014; ich bitte Dich &#x2014;&#x201F;</p><lb/>
          <p>Lei&#x017F;e &#x017F;tieg Saltner die Treppe zum Verdeck hinauf.</p><lb/>
          <p>Die Beds hatten nicht &#x017F;ogleich die Winke des Be-<lb/>
amten bemerkt, weil &#x017F;ie ihre Aufmerk&#x017F;amkeit nach der<lb/>
entgegenge&#x017F;etzten Seite in die Luft gerichtet hatten.<lb/>
Dort zeigte &#x017F;ich in großer Höhe von Südo&#x017F;ten her<lb/>
ein dunkler Punkt, das andre Schiff der Martier, das<lb/>
jetzt die beiden Schiffe auf dem Bergrücken bemerkt<lb/>
hatte und, ohne &#x017F;ich zu übereilen, auf &#x017F;ie zuhielt. Es<lb/>
war ein Stations&#x017F;chiff aus Rom, eines jener großen<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[460/0468] Sechsundfünfzigſtes Kapitel. „Aber Gewalt, das iſt etwas anderes. Es ver- ſperrt uns die Rückkehr zum Nu, es beraubt Dich Deines Bürgerrechts.‟ „Und doch ſehe ich keinen andern Ausweg. Den Nu oder mich! Wenn der Mann nicht freiwillig geht, wirſt Du wählen müſſen.‟ La blickte ihn an, die Hände zuſammenpreſſend. Dann warf ſie die Arme um ſeinen Hals. „Dich, Dich!‟ rief ſie. „Habe ich das Kommando?‟ „Ja, ja.‟ Saltner ſprang dem Beamten nach. La folgte pochenden Herzens. Der Unterkultor ſtand auf dem Verdeck, er winkte den Beds. „Wie wird die Treppe aufgezogen?‟ fragte Saltner La haſtig. „Vom Steuerraum aus automatiſch.‟ „Sage dem Schiffer, daß er ſich bereit hält. Hoffent- lich verläßt der Kultor das Schiff. Wenn nicht, bleibt doch nichts übrig, als ihn hinauszuwerfen.‟ „Sal — er iſt bewaffnet — ich bitte Dich —‟ Leiſe ſtieg Saltner die Treppe zum Verdeck hinauf. Die Beds hatten nicht ſogleich die Winke des Be- amten bemerkt, weil ſie ihre Aufmerkſamkeit nach der entgegengeſetzten Seite in die Luft gerichtet hatten. Dort zeigte ſich in großer Höhe von Südoſten her ein dunkler Punkt, das andre Schiff der Martier, das jetzt die beiden Schiffe auf dem Bergrücken bemerkt hatte und, ohne ſich zu übereilen, auf ſie zuhielt. Es war ein Stationsſchiff aus Rom, eines jener großen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_planeten02_1897
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_planeten02_1897/468
Zitationshilfe: Laßwitz, Kurd: Auf zwei Planeten. Bd. 2. Weimar, 1897, S. 460. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_planeten02_1897/468>, abgerufen am 22.11.2024.