Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Laßwitz, Kurd: Auf zwei Planeten. Bd. 2. Weimar, 1897.

Bild:
<< vorherige Seite

Neunundvierzigstes Kapitel.
zu kommen. Dazu mußten sie bis Sigmundskron
heran, und hier galt es vorsichtig sein. Die Mitte
des Bozener Bodens war noch nicht erreicht, als sie
hinter sich, wo die Straße nach Meran sich etwas er-
höht am Berge hinzieht, die unverkennbaren Lichter
der Martier sich in schneller Fahrt in der Richtung
nach Terlan hinbewegen sahen. Gleich darauf bemerkten
sie auch vor sich Lichter, die in derselben Richtung wie
sie auf den dunkel vorspringenden Felsen von Sigmunds-
kron hineilten. Sie waren aber auf der Chaussee
ihnen bereits voraus und verschwanden bald hinter
den Bäumen und Baulichkeiten des Orts.

"Nun so schnell wie möglich ihnen nach", rief
Saltner. "Die fahren sicher den Berg hinan, um zu
sehen, ob wir über die Mendel wollen. Bis sie
zurückkommen, muß der Weg frei sein."

"Sie werden aber nicht weit fahren", sagte Rieser.
"Denn das wissen sie doch, daß sie uns in der ersten
halben Stunde einholen müssen, wenn sie auf dem
richtigen Wege sind."

"Wir müssen unser Glück versuchen."

Ohne aufgehalten zu werden passierten sie den
Ort und den Fluß und waren glücklich an der Stelle
vorüber, wo links die Straße nach dem Mendelpaß
abgeht. Sie wandten sich rechts, um am Gebirge
entlang ihr Ziel zu erreichen. Jetzt durften sie hoffen,
keinem Verfolger mehr zu begegnen. Die Straße
führte hier ein großes Stück geradeaus, das sie schon
zurückgelegt hatten, und Saltner spähte vorsichtshalber
noch einmal rückwärts. Da er plötzlich bemerkte, wie

Neunundvierzigſtes Kapitel.
zu kommen. Dazu mußten ſie bis Sigmundskron
heran, und hier galt es vorſichtig ſein. Die Mitte
des Bozener Bodens war noch nicht erreicht, als ſie
hinter ſich, wo die Straße nach Meran ſich etwas er-
höht am Berge hinzieht, die unverkennbaren Lichter
der Martier ſich in ſchneller Fahrt in der Richtung
nach Terlan hinbewegen ſahen. Gleich darauf bemerkten
ſie auch vor ſich Lichter, die in derſelben Richtung wie
ſie auf den dunkel vorſpringenden Felſen von Sigmunds-
kron hineilten. Sie waren aber auf der Chauſſee
ihnen bereits voraus und verſchwanden bald hinter
den Bäumen und Baulichkeiten des Orts.

„Nun ſo ſchnell wie möglich ihnen nach‟, rief
Saltner. „Die fahren ſicher den Berg hinan, um zu
ſehen, ob wir über die Mendel wollen. Bis ſie
zurückkommen, muß der Weg frei ſein.‟

„Sie werden aber nicht weit fahren‟, ſagte Rieſer.
„Denn das wiſſen ſie doch, daß ſie uns in der erſten
halben Stunde einholen müſſen, wenn ſie auf dem
richtigen Wege ſind.‟

„Wir müſſen unſer Glück verſuchen.‟

Ohne aufgehalten zu werden paſſierten ſie den
Ort und den Fluß und waren glücklich an der Stelle
vorüber, wo links die Straße nach dem Mendelpaß
abgeht. Sie wandten ſich rechts, um am Gebirge
entlang ihr Ziel zu erreichen. Jetzt durften ſie hoffen,
keinem Verfolger mehr zu begegnen. Die Straße
führte hier ein großes Stück geradeaus, das ſie ſchon
zurückgelegt hatten, und Saltner ſpähte vorſichtshalber
noch einmal rückwärts. Da er plötzlich bemerkte, wie

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0366" n="358"/><fw place="top" type="header">Neunundvierzig&#x017F;tes Kapitel.</fw><lb/>
zu kommen. Dazu mußten &#x017F;ie bis Sigmundskron<lb/>
heran, und hier galt es vor&#x017F;ichtig &#x017F;ein. Die Mitte<lb/>
des Bozener Bodens war noch nicht erreicht, als &#x017F;ie<lb/>
hinter &#x017F;ich, wo die Straße nach Meran &#x017F;ich etwas er-<lb/>
höht am Berge hinzieht, die unverkennbaren Lichter<lb/>
der Martier &#x017F;ich in &#x017F;chneller Fahrt in der Richtung<lb/>
nach Terlan hinbewegen &#x017F;ahen. Gleich darauf bemerkten<lb/>
&#x017F;ie auch vor &#x017F;ich Lichter, die in der&#x017F;elben Richtung wie<lb/>
&#x017F;ie auf den dunkel vor&#x017F;pringenden Fel&#x017F;en von Sigmunds-<lb/>
kron hineilten. Sie waren aber auf der Chau&#x017F;&#x017F;ee<lb/>
ihnen bereits voraus und ver&#x017F;chwanden bald hinter<lb/>
den Bäumen und Baulichkeiten des Orts.</p><lb/>
          <p>&#x201E;Nun &#x017F;o &#x017F;chnell wie möglich ihnen nach&#x201F;, rief<lb/>
Saltner. &#x201E;Die fahren &#x017F;icher den Berg hinan, um zu<lb/>
&#x017F;ehen, ob wir über die Mendel wollen. Bis &#x017F;ie<lb/>
zurückkommen, muß der Weg frei &#x017F;ein.&#x201F;</p><lb/>
          <p>&#x201E;Sie werden aber nicht weit fahren&#x201F;, &#x017F;agte Rie&#x017F;er.<lb/>
&#x201E;Denn das wi&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ie doch, daß &#x017F;ie uns in der er&#x017F;ten<lb/>
halben Stunde einholen mü&#x017F;&#x017F;en, wenn &#x017F;ie auf dem<lb/>
richtigen Wege &#x017F;ind.&#x201F;</p><lb/>
          <p>&#x201E;Wir mü&#x017F;&#x017F;en un&#x017F;er Glück ver&#x017F;uchen.&#x201F;</p><lb/>
          <p>Ohne aufgehalten zu werden pa&#x017F;&#x017F;ierten &#x017F;ie den<lb/>
Ort und den Fluß und waren glücklich an der Stelle<lb/>
vorüber, wo links die Straße nach dem Mendelpaß<lb/>
abgeht. Sie wandten &#x017F;ich rechts, um am Gebirge<lb/>
entlang ihr Ziel zu erreichen. Jetzt durften &#x017F;ie hoffen,<lb/>
keinem Verfolger mehr zu begegnen. Die Straße<lb/>
führte hier ein großes Stück geradeaus, das &#x017F;ie &#x017F;chon<lb/>
zurückgelegt hatten, und Saltner &#x017F;pähte vor&#x017F;ichtshalber<lb/>
noch einmal rückwärts. Da er plötzlich bemerkte, wie<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[358/0366] Neunundvierzigſtes Kapitel. zu kommen. Dazu mußten ſie bis Sigmundskron heran, und hier galt es vorſichtig ſein. Die Mitte des Bozener Bodens war noch nicht erreicht, als ſie hinter ſich, wo die Straße nach Meran ſich etwas er- höht am Berge hinzieht, die unverkennbaren Lichter der Martier ſich in ſchneller Fahrt in der Richtung nach Terlan hinbewegen ſahen. Gleich darauf bemerkten ſie auch vor ſich Lichter, die in derſelben Richtung wie ſie auf den dunkel vorſpringenden Felſen von Sigmunds- kron hineilten. Sie waren aber auf der Chauſſee ihnen bereits voraus und verſchwanden bald hinter den Bäumen und Baulichkeiten des Orts. „Nun ſo ſchnell wie möglich ihnen nach‟, rief Saltner. „Die fahren ſicher den Berg hinan, um zu ſehen, ob wir über die Mendel wollen. Bis ſie zurückkommen, muß der Weg frei ſein.‟ „Sie werden aber nicht weit fahren‟, ſagte Rieſer. „Denn das wiſſen ſie doch, daß ſie uns in der erſten halben Stunde einholen müſſen, wenn ſie auf dem richtigen Wege ſind.‟ „Wir müſſen unſer Glück verſuchen.‟ Ohne aufgehalten zu werden paſſierten ſie den Ort und den Fluß und waren glücklich an der Stelle vorüber, wo links die Straße nach dem Mendelpaß abgeht. Sie wandten ſich rechts, um am Gebirge entlang ihr Ziel zu erreichen. Jetzt durften ſie hoffen, keinem Verfolger mehr zu begegnen. Die Straße führte hier ein großes Stück geradeaus, das ſie ſchon zurückgelegt hatten, und Saltner ſpähte vorſichtshalber noch einmal rückwärts. Da er plötzlich bemerkte, wie

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_planeten02_1897
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_planeten02_1897/366
Zitationshilfe: Laßwitz, Kurd: Auf zwei Planeten. Bd. 2. Weimar, 1897, S. 358. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_planeten02_1897/366>, abgerufen am 25.11.2024.