ihm gemeldet wurde, daß der Vorsteher des Gesund- heitsamtes von seiner Jnspektionsreise zurückgekehrt sei und anfrage, ob er ihn sprechen könne.
"Jch bitte, sogleich", war die Antwort.
Die Thür öffnete sich und ein älterer Herr trat ein. Trotz der diabarischen Glocke, die über seinem Haupte schwebte, ging er gebückt und mühsam.
Der Kultor sprang auf und eilte ihm entgegen.
"Mein lieber, teurer Freund", sagte er, seine Hände fassend, "was ist Jhnen? Sie sehen ange- griffen aus, sind Sie nicht wohl? Machen Sie es sich bequem. Legen Sie den Helm ab und setzen Sie sich hier auf das Sofa unter dem Baldachin, dieses Eckchen ist auf Marsschwere eingerichtet. Jhre Reise hat Sie gewiß sehr angestrengt?"
"Es muß meine letzte sein. Sobald ich meinen offiziellen Bericht abgegeben habe, spätestens in zwei bis drei Wochen, komme ich um Urlaub ein. Jch hoffe, Sie werden mir keine Schwierigkeiten machen."
"Sie erschrecken mich, Hil! Selbstverständlich können Sie reisen, sobald Sie wollen, sollen Sie reisen, wenn es Jhre Gesundheit erfordert. Aber mir thut es von Herzen leid. Und wie sollen Sie ersetzt werden? Jn diesem unausgesetzten Wechsel der Beamten -- wir haben nun schon den vierten Residenten -- waren Sie mir die festeste Stütze. Jndessen, ich hoffe, es handelt sich nur um eine vorübergehende Jndisposition. Das feuchte Wetter --"
"Ja das Wetter! Sehen Sie, Ell, -- ich spreche im Vertrauen -- an dem Wetter wird unsre Kunst
Sechsundvierzigſtes Kapitel.
ihm gemeldet wurde, daß der Vorſteher des Geſund- heitsamtes von ſeiner Jnſpektionsreiſe zurückgekehrt ſei und anfrage, ob er ihn ſprechen könne.
„Jch bitte, ſogleich‟, war die Antwort.
Die Thür öffnete ſich und ein älterer Herr trat ein. Trotz der diabariſchen Glocke, die über ſeinem Haupte ſchwebte, ging er gebückt und mühſam.
Der Kultor ſprang auf und eilte ihm entgegen.
„Mein lieber, teurer Freund‟, ſagte er, ſeine Hände faſſend, „was iſt Jhnen? Sie ſehen ange- griffen aus, ſind Sie nicht wohl? Machen Sie es ſich bequem. Legen Sie den Helm ab und ſetzen Sie ſich hier auf das Sofa unter dem Baldachin, dieſes Eckchen iſt auf Marsſchwere eingerichtet. Jhre Reiſe hat Sie gewiß ſehr angeſtrengt?‟
„Es muß meine letzte ſein. Sobald ich meinen offiziellen Bericht abgegeben habe, ſpäteſtens in zwei bis drei Wochen, komme ich um Urlaub ein. Jch hoffe, Sie werden mir keine Schwierigkeiten machen.‟
„Sie erſchrecken mich, Hil! Selbſtverſtändlich können Sie reiſen, ſobald Sie wollen, ſollen Sie reiſen, wenn es Jhre Geſundheit erfordert. Aber mir thut es von Herzen leid. Und wie ſollen Sie erſetzt werden? Jn dieſem unausgeſetzten Wechſel der Beamten — wir haben nun ſchon den vierten Reſidenten — waren Sie mir die feſteſte Stütze. Jndeſſen, ich hoffe, es handelt ſich nur um eine vorübergehende Jndispoſition. Das feuchte Wetter —‟
„Ja das Wetter! Sehen Sie, Ell, — ich ſpreche im Vertrauen — an dem Wetter wird unſre Kunſt
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Sechsundvierzigſtes Kapitel.
ihm gemeldet wurde, daß der Vorſteher des Geſund-
heitsamtes von ſeiner Jnſpektionsreiſe zurückgekehrt
ſei und anfrage, ob er ihn ſprechen könne.
„Jch bitte, ſogleich‟, war die Antwort.
Die Thür öffnete ſich und ein älterer Herr trat
ein. Trotz der diabariſchen Glocke, die über ſeinem
Haupte ſchwebte, ging er gebückt und mühſam.
Der Kultor ſprang auf und eilte ihm entgegen.
„Mein lieber, teurer Freund‟, ſagte er, ſeine
Hände faſſend, „was iſt Jhnen? Sie ſehen ange-
griffen aus, ſind Sie nicht wohl? Machen Sie es
ſich bequem. Legen Sie den Helm ab und ſetzen Sie
ſich hier auf das Sofa unter dem Baldachin, dieſes
Eckchen iſt auf Marsſchwere eingerichtet. Jhre Reiſe
hat Sie gewiß ſehr angeſtrengt?‟
„Es muß meine letzte ſein. Sobald ich meinen
offiziellen Bericht abgegeben habe, ſpäteſtens in zwei
bis drei Wochen, komme ich um Urlaub ein. Jch
hoffe, Sie werden mir keine Schwierigkeiten machen.‟
„Sie erſchrecken mich, Hil! Selbſtverſtändlich
können Sie reiſen, ſobald Sie wollen, ſollen Sie reiſen,
wenn es Jhre Geſundheit erfordert. Aber mir thut
es von Herzen leid. Und wie ſollen Sie erſetzt werden?
Jn dieſem unausgeſetzten Wechſel der Beamten —
wir haben nun ſchon den vierten Reſidenten — waren
Sie mir die feſteſte Stütze. Jndeſſen, ich hoffe, es
handelt ſich nur um eine vorübergehende Jndispoſition.
Das feuchte Wetter —‟
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Laßwitz, Kurd: Auf zwei Planeten. Bd. 2. Weimar, 1897, S. 298. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_planeten02_1897/306>, abgerufen am 23.11.2024.
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