"Ew. Majestät werden ihn im Schiffe finden", sagte der Nume mit einer Verbeugung.
Der Feldherr schwang sich vom Pferde. Hoch auf- gerichtet, die Hand auf dem Griff des Degens, stieg er die herabgelassene Schiffstreppe hinan.
Das Luftschiff, das bereits vor einer Stunde die Kommandierenden der Armeekorps in Königsberg, Breslau und Posen aufgehoben hatte, entfernte sich nach Westen -- --"
Torm ließ die Blätter aus seiner Hand sinken.
Das also war das Unglück vom dreißigsten Mai!
Er nahm die Broschüre wieder auf, er blätterte weiter, er blickte auch in die übrigen Hefte.
An demselben Tage waren die Festungswerke von Spandau durch die Martier zerstört, die Kriegsvorräte unbrauchbar gemacht worden. Man hatte die Fürsten nach Berlin geführt, die ganze Stadt wurde jetzt cerniert. Wo sich Truppen im Freien zeigten, er- schienen alsbald die Elektromagnete der Martier und entrissen ihnen die Waffen. Nach drei Tagen waren alle größeren Waffenplätze außer Funktion gesetzt.
Jetzt liefen die Nachrichten aus Wien, Paris, Rom ein. Die Martier waren überall in ähnlicher Weise vorgegangen. Zuerst hatten sie sich der Personen der Fürsten, Präsidenten und Minister bemächtigt. Man hatte den Kaiser von Oesterreich auf der Jagd, den König von Jtalien während eines großen Empfanges aufgehoben, der Präsident der französischen Republik spielte gerade mit dem Kriegsminister eine Partie Billard, als er in das Luftschiff der Martier eingeladen
Fünfundvierzigſtes Kapitel.
„Ew. Majeſtät werden ihn im Schiffe finden‟, ſagte der Nume mit einer Verbeugung.
Der Feldherr ſchwang ſich vom Pferde. Hoch auf- gerichtet, die Hand auf dem Griff des Degens, ſtieg er die herabgelaſſene Schiffstreppe hinan.
Das Luftſchiff, das bereits vor einer Stunde die Kommandierenden der Armeekorps in Königsberg, Breslau und Poſen aufgehoben hatte, entfernte ſich nach Weſten — —‟
Torm ließ die Blätter aus ſeiner Hand ſinken.
Das alſo war das Unglück vom dreißigſten Mai!
Er nahm die Broſchüre wieder auf, er blätterte weiter, er blickte auch in die übrigen Hefte.
An demſelben Tage waren die Feſtungswerke von Spandau durch die Martier zerſtört, die Kriegsvorräte unbrauchbar gemacht worden. Man hatte die Fürſten nach Berlin geführt, die ganze Stadt wurde jetzt cerniert. Wo ſich Truppen im Freien zeigten, er- ſchienen alsbald die Elektromagnete der Martier und entriſſen ihnen die Waffen. Nach drei Tagen waren alle größeren Waffenplätze außer Funktion geſetzt.
Jetzt liefen die Nachrichten aus Wien, Paris, Rom ein. Die Martier waren überall in ähnlicher Weiſe vorgegangen. Zuerſt hatten ſie ſich der Perſonen der Fürſten, Präſidenten und Miniſter bemächtigt. Man hatte den Kaiſer von Oeſterreich auf der Jagd, den König von Jtalien während eines großen Empfanges aufgehoben, der Präſident der franzöſiſchen Republik ſpielte gerade mit dem Kriegsminiſter eine Partie Billard, als er in das Luftſchiff der Martier eingeladen
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Fünfundvierzigſtes Kapitel.
„Ew. Majeſtät werden ihn im Schiffe finden‟,
ſagte der Nume mit einer Verbeugung.
Der Feldherr ſchwang ſich vom Pferde. Hoch auf-
gerichtet, die Hand auf dem Griff des Degens, ſtieg
er die herabgelaſſene Schiffstreppe hinan.
Das Luftſchiff, das bereits vor einer Stunde die
Kommandierenden der Armeekorps in Königsberg,
Breslau und Poſen aufgehoben hatte, entfernte ſich
nach Weſten — —‟
Torm ließ die Blätter aus ſeiner Hand ſinken.
Das alſo war das Unglück vom dreißigſten Mai!
Er nahm die Broſchüre wieder auf, er blätterte
weiter, er blickte auch in die übrigen Hefte.
An demſelben Tage waren die Feſtungswerke von
Spandau durch die Martier zerſtört, die Kriegsvorräte
unbrauchbar gemacht worden. Man hatte die Fürſten
nach Berlin geführt, die ganze Stadt wurde jetzt
cerniert. Wo ſich Truppen im Freien zeigten, er-
ſchienen alsbald die Elektromagnete der Martier und
entriſſen ihnen die Waffen. Nach drei Tagen waren
alle größeren Waffenplätze außer Funktion geſetzt.
Jetzt liefen die Nachrichten aus Wien, Paris, Rom
ein. Die Martier waren überall in ähnlicher Weiſe
vorgegangen. Zuerſt hatten ſie ſich der Perſonen der
Fürſten, Präſidenten und Miniſter bemächtigt. Man
hatte den Kaiſer von Oeſterreich auf der Jagd, den
König von Jtalien während eines großen Empfanges
aufgehoben, der Präſident der franzöſiſchen Republik
ſpielte gerade mit dem Kriegsminiſter eine Partie
Billard, als er in das Luftſchiff der Martier eingeladen
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Laßwitz, Kurd: Auf zwei Planeten. Bd. 2. Weimar, 1897, S. 286. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_planeten02_1897/294>, abgerufen am 22.11.2024.
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