Zimmer auf und ab. Es klopfte und Grunthe trat ein.
"Sie sind auch nicht draußen bei den Narren, ich dachte es mir," empfing ihn Torm.
Grunthe runzelte die Stirn und blickte finster vor sich hin.
"Es ist eine Schmach", sagte er, "die Menge be- jubelt ihre Unterdrücker. Aber das thut sie immer. Morgen wird sie ebenso in Paris, übermorgen in Rom jubeln, und noch viel ärger. Wenn man das sieht, so kann man nur sagen, diese Menschen verdienen es nicht besser, als von den Martiern vernichtet zu werden. Sie werfen sich ihnen zu Füßen, und so werden sie als Mittel ihrer Zwecke zertreten werden."
Torm zuckte die Achseln. "Was sollen sie thun? Nihilit ist kein Spaß."
"Und ich sage Jhnen", entgegnete Grunthe fast heftig, "kein Martier vermag den Griff des Nihilit- apparates zu drehen, keiner einem Menschen seinen Willen aufzuzwingen, wenn ihm der Mensch mit festem, sittlichen Willen gegenübertritt, mit einem Willen, in dem nichts ist als die reine Richtung auf das Gute. Aber jene Engländer -- und wir sind nicht besser -- hatten nur das eigene Jnteresse, ihren spezifisch nationalen Vorteil, nicht aber die Würde der Menschheit im Auge, und so sind sie Wachs in den Händen der Martier. Sie können mir glauben, denn ich habe jenem Jll getrotzt, vor dem jetzt Kaiser und Könige sich neigen. Jch weiß es freilich, daß wir verloren sind. Jch habe Jll gesehen, wie er mit
Das Protektorat über die Erde.
Zimmer auf und ab. Es klopfte und Grunthe trat ein.
„Sie ſind auch nicht draußen bei den Narren, ich dachte es mir,‟ empfing ihn Torm.
Grunthe runzelte die Stirn und blickte finſter vor ſich hin.
„Es iſt eine Schmach‟, ſagte er, „die Menge be- jubelt ihre Unterdrücker. Aber das thut ſie immer. Morgen wird ſie ebenſo in Paris, übermorgen in Rom jubeln, und noch viel ärger. Wenn man das ſieht, ſo kann man nur ſagen, dieſe Menſchen verdienen es nicht beſſer, als von den Martiern vernichtet zu werden. Sie werfen ſich ihnen zu Füßen, und ſo werden ſie als Mittel ihrer Zwecke zertreten werden.‟
Torm zuckte die Achſeln. „Was ſollen ſie thun? Nihilit iſt kein Spaß.‟
„Und ich ſage Jhnen‟, entgegnete Grunthe faſt heftig, „kein Martier vermag den Griff des Nihilit- apparates zu drehen, keiner einem Menſchen ſeinen Willen aufzuzwingen, wenn ihm der Menſch mit feſtem, ſittlichen Willen gegenübertritt, mit einem Willen, in dem nichts iſt als die reine Richtung auf das Gute. Aber jene Engländer — und wir ſind nicht beſſer — hatten nur das eigene Jntereſſe, ihren ſpezifiſch nationalen Vorteil, nicht aber die Würde der Menſchheit im Auge, und ſo ſind ſie Wachs in den Händen der Martier. Sie können mir glauben, denn ich habe jenem Jll getrotzt, vor dem jetzt Kaiſer und Könige ſich neigen. Jch weiß es freilich, daß wir verloren ſind. Jch habe Jll geſehen, wie er mit
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0241"n="233"/><fwplace="top"type="header">Das Protektorat über die Erde.</fw><lb/>
Zimmer auf und ab. Es klopfte und Grunthe<lb/>
trat ein.</p><lb/><p>„Sie ſind auch nicht draußen bei den Narren, ich<lb/>
dachte es mir,‟ empfing ihn Torm.</p><lb/><p>Grunthe runzelte die Stirn und blickte finſter vor<lb/>ſich hin.</p><lb/><p>„Es iſt eine Schmach‟, ſagte er, „die Menge be-<lb/>
jubelt ihre Unterdrücker. Aber das thut ſie immer.<lb/>
Morgen wird ſie ebenſo in Paris, übermorgen in Rom<lb/>
jubeln, und noch viel ärger. Wenn man das ſieht,<lb/>ſo kann man nur ſagen, dieſe Menſchen verdienen es<lb/>
nicht beſſer, als von den Martiern vernichtet zu<lb/>
werden. Sie werfen ſich ihnen zu Füßen, und ſo<lb/>
werden ſie als Mittel ihrer Zwecke zertreten werden.‟</p><lb/><p>Torm zuckte die Achſeln. „Was ſollen ſie thun?<lb/>
Nihilit iſt kein Spaß.‟</p><lb/><p>„Und ich ſage Jhnen‟, entgegnete Grunthe faſt<lb/>
heftig, „kein Martier vermag den Griff des Nihilit-<lb/>
apparates zu drehen, keiner einem Menſchen ſeinen<lb/>
Willen aufzuzwingen, wenn ihm der Menſch mit<lb/>
feſtem, ſittlichen Willen gegenübertritt, mit einem<lb/>
Willen, in dem nichts iſt als die reine Richtung auf<lb/>
das Gute. Aber jene Engländer — und wir ſind<lb/>
nicht beſſer — hatten nur das eigene Jntereſſe, ihren<lb/>ſpezifiſch nationalen Vorteil, nicht aber die Würde<lb/>
der Menſchheit im Auge, und ſo ſind ſie Wachs in<lb/>
den Händen der Martier. Sie können mir glauben,<lb/>
denn ich habe jenem Jll getrotzt, vor dem jetzt Kaiſer<lb/>
und Könige ſich neigen. Jch weiß es freilich, daß<lb/>
wir verloren ſind. Jch habe Jll geſehen, wie er mit<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[233/0241]
Das Protektorat über die Erde.
Zimmer auf und ab. Es klopfte und Grunthe
trat ein.
„Sie ſind auch nicht draußen bei den Narren, ich
dachte es mir,‟ empfing ihn Torm.
Grunthe runzelte die Stirn und blickte finſter vor
ſich hin.
„Es iſt eine Schmach‟, ſagte er, „die Menge be-
jubelt ihre Unterdrücker. Aber das thut ſie immer.
Morgen wird ſie ebenſo in Paris, übermorgen in Rom
jubeln, und noch viel ärger. Wenn man das ſieht,
ſo kann man nur ſagen, dieſe Menſchen verdienen es
nicht beſſer, als von den Martiern vernichtet zu
werden. Sie werfen ſich ihnen zu Füßen, und ſo
werden ſie als Mittel ihrer Zwecke zertreten werden.‟
Torm zuckte die Achſeln. „Was ſollen ſie thun?
Nihilit iſt kein Spaß.‟
„Und ich ſage Jhnen‟, entgegnete Grunthe faſt
heftig, „kein Martier vermag den Griff des Nihilit-
apparates zu drehen, keiner einem Menſchen ſeinen
Willen aufzuzwingen, wenn ihm der Menſch mit
feſtem, ſittlichen Willen gegenübertritt, mit einem
Willen, in dem nichts iſt als die reine Richtung auf
das Gute. Aber jene Engländer — und wir ſind
nicht beſſer — hatten nur das eigene Jntereſſe, ihren
ſpezifiſch nationalen Vorteil, nicht aber die Würde
der Menſchheit im Auge, und ſo ſind ſie Wachs in
den Händen der Martier. Sie können mir glauben,
denn ich habe jenem Jll getrotzt, vor dem jetzt Kaiſer
und Könige ſich neigen. Jch weiß es freilich, daß
wir verloren ſind. Jch habe Jll geſehen, wie er mit
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Laßwitz, Kurd: Auf zwei Planeten. Bd. 2. Weimar, 1897, S. 233. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_planeten02_1897/241>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.