Laßwitz, Kurd: Auf zwei Planeten. Bd. 2. Weimar, 1897.Einundvierzigstes Kapitel. im Rat der Großmächte anerkannt, sie nahmen bereitsthatsächlich die führende Stellung ein. Unter dem Titel eines Präsidenten des Polreichs und Residenten von England und Schottland übte Jll die Regierungs- gewalt im Auftrage der Marsstaaten aus. Alles dies war geschehen, ohne daß ein Martier sein Luftschiff verlassen hatte. Jn dem großen, in einem Parke Londons auf weiter Wiesenfläche ruhenden Luftschiffe empfing Jll die Minister Englands und die Ge- sandten der fremden Staaten. Es erregte daher trotz allem Ungewöhnlichen, das man im letzten Jahre er- lebt hatte, nicht geringe Spannung und Befriedigung, daß der Präsident des Polreichs bei den Höfen und Negierungen in Berlin, Wien, Petersburg, Rom, Paris und Washington um einen persönlichen Empfang nach- suchen ließ. Es verlautete, daß sich daran die Ein- setzung ständiger Botschafter in diesen Hauptstädten und ein von den Martiern einzurichtender regelmäßiger Luftschiffverkehr mit dem Pole anschließen werde. Jm Stillen hoffte man, daß das geheimnisvolle Grauen, welches die Personen der Martier für die Menschen um- hüllte, verschwinden werde, sobald man Gelegenheit haben würde, sie außerhalb des Schutzes ihrer Luftschiffe unter der natürlichen Schwerkraft der Erde sich beugen zu sehen. Der einzige Mensch auf der Erde, der diese Hoff- Einundvierzigſtes Kapitel. im Rat der Großmächte anerkannt, ſie nahmen bereitsthatſächlich die führende Stellung ein. Unter dem Titel eines Präſidenten des Polreichs und Reſidenten von England und Schottland übte Jll die Regierungs- gewalt im Auftrage der Marsſtaaten aus. Alles dies war geſchehen, ohne daß ein Martier ſein Luftſchiff verlaſſen hatte. Jn dem großen, in einem Parke Londons auf weiter Wieſenfläche ruhenden Luftſchiffe empfing Jll die Miniſter Englands und die Ge- ſandten der fremden Staaten. Es erregte daher trotz allem Ungewöhnlichen, das man im letzten Jahre er- lebt hatte, nicht geringe Spannung und Befriedigung, daß der Präſident des Polreichs bei den Höfen und Negierungen in Berlin, Wien, Petersburg, Rom, Paris und Waſhington um einen perſönlichen Empfang nach- ſuchen ließ. Es verlautete, daß ſich daran die Ein- ſetzung ſtändiger Botſchafter in dieſen Hauptſtädten und ein von den Martiern einzurichtender regelmäßiger Luftſchiffverkehr mit dem Pole anſchließen werde. Jm Stillen hoffte man, daß das geheimnisvolle Grauen, welches die Perſonen der Martier für die Menſchen um- hüllte, verſchwinden werde, ſobald man Gelegenheit haben würde, ſie außerhalb des Schutzes ihrer Luftſchiffe unter der natürlichen Schwerkraft der Erde ſich beugen zu ſehen. Der einzige Menſch auf der Erde, der dieſe Hoff- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0238" n="230"/><fw place="top" type="header">Einundvierzigſtes Kapitel.</fw><lb/> im Rat der Großmächte anerkannt, ſie nahmen bereits<lb/> thatſächlich die führende Stellung ein. Unter dem<lb/> Titel eines Präſidenten des Polreichs und Reſidenten<lb/> von England und Schottland übte Jll die Regierungs-<lb/> gewalt im Auftrage der Marsſtaaten aus. Alles dies<lb/> war geſchehen, ohne daß ein Martier ſein Luftſchiff<lb/> verlaſſen hatte. Jn dem großen, in einem Parke<lb/> Londons auf weiter Wieſenfläche ruhenden Luftſchiffe<lb/> empfing Jll die Miniſter Englands und die Ge-<lb/> ſandten der fremden Staaten. Es erregte daher trotz<lb/> allem Ungewöhnlichen, das man im letzten Jahre er-<lb/> lebt hatte, nicht geringe Spannung und Befriedigung,<lb/> daß der Präſident des Polreichs bei den Höfen und<lb/> Negierungen in Berlin, Wien, Petersburg, Rom, Paris<lb/> und Waſhington um einen perſönlichen Empfang nach-<lb/> ſuchen ließ. Es verlautete, daß ſich daran die Ein-<lb/> ſetzung ſtändiger Botſchafter in dieſen Hauptſtädten<lb/> und ein von den Martiern einzurichtender regelmäßiger<lb/> Luftſchiffverkehr mit dem Pole anſchließen werde. Jm<lb/> Stillen hoffte man, daß das geheimnisvolle Grauen,<lb/> welches die Perſonen der Martier für die Menſchen um-<lb/> hüllte, verſchwinden werde, ſobald man Gelegenheit haben<lb/> würde, ſie außerhalb des Schutzes ihrer Luftſchiffe unter<lb/> der natürlichen Schwerkraft der Erde ſich beugen zu ſehen.</p><lb/> <p>Der einzige Menſch auf der Erde, der dieſe Hoff-<lb/> nung nicht teilte, war vielleicht Grunthe. Er war<lb/> überzeugt, daß Jll dieſen Schritt nicht gethan hätte,<lb/> wenn nicht die Martier zuvor ein Mittel entdeckt<lb/> hätten, ſich auch außerhalb ihrer Schiffe vom Druck<lb/> ihres Körpergewichts zu befreien.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [230/0238]
Einundvierzigſtes Kapitel.
im Rat der Großmächte anerkannt, ſie nahmen bereits
thatſächlich die führende Stellung ein. Unter dem
Titel eines Präſidenten des Polreichs und Reſidenten
von England und Schottland übte Jll die Regierungs-
gewalt im Auftrage der Marsſtaaten aus. Alles dies
war geſchehen, ohne daß ein Martier ſein Luftſchiff
verlaſſen hatte. Jn dem großen, in einem Parke
Londons auf weiter Wieſenfläche ruhenden Luftſchiffe
empfing Jll die Miniſter Englands und die Ge-
ſandten der fremden Staaten. Es erregte daher trotz
allem Ungewöhnlichen, das man im letzten Jahre er-
lebt hatte, nicht geringe Spannung und Befriedigung,
daß der Präſident des Polreichs bei den Höfen und
Negierungen in Berlin, Wien, Petersburg, Rom, Paris
und Waſhington um einen perſönlichen Empfang nach-
ſuchen ließ. Es verlautete, daß ſich daran die Ein-
ſetzung ſtändiger Botſchafter in dieſen Hauptſtädten
und ein von den Martiern einzurichtender regelmäßiger
Luftſchiffverkehr mit dem Pole anſchließen werde. Jm
Stillen hoffte man, daß das geheimnisvolle Grauen,
welches die Perſonen der Martier für die Menſchen um-
hüllte, verſchwinden werde, ſobald man Gelegenheit haben
würde, ſie außerhalb des Schutzes ihrer Luftſchiffe unter
der natürlichen Schwerkraft der Erde ſich beugen zu ſehen.
Der einzige Menſch auf der Erde, der dieſe Hoff-
nung nicht teilte, war vielleicht Grunthe. Er war
überzeugt, daß Jll dieſen Schritt nicht gethan hätte,
wenn nicht die Martier zuvor ein Mittel entdeckt
hätten, ſich auch außerhalb ihrer Schiffe vom Druck
ihres Körpergewichts zu befreien.
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