Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Laßwitz, Kurd: Auf zwei Planeten. Bd. 2. Weimar, 1897.

Bild:
<< vorherige Seite
Dreiunddreißigstes Kapitel.

"Gehört hab' ich's schon", sagte Saltner, "als man
mir meinen "Energieschwamm" ausgezahlt hat, aus
dem ich alle Tage mein Taschengeld abzapfe. Aber
warum Sie so rechnen, das weiß ich nicht."

"Es ist das Einfachste. Einen vergleichbaren Preis
mit allen Kräften der Natur hat doch nur die Arbeit,
eine gleichbleibende Arbeitsmenge können wir leicht
mechanisch definieren und herstellen, und alle Arbeits-
kraft, die wir zur Verfügung haben, stammt von der
Sonne. Wir fangen die gesamte Sonnenstrahlung
auf, benutzen sie, um eine bestimmte Menge Aether
zu kondensieren, und so besitzen wir eine überall ver-
wertbare Einheit der Arbeit. Die Sonnenstrahlung
haben wir mit der Erde gemeinsam, hier muß sich
also auch eine Vergleichbarkeit unserer Währungen
ergeben."

"Verzeihen Sie", unterbrach sie Ell, "es besteht
dabei noch eine Schwierigkeit. Jch habe nämlich
die Umrechnung schon gemacht, um ein Urteil über
das Budget der Erde aufzustellen. Aber auf der
Erde vermögen wir Menschen nur einen sehr beschränk-
ten Teil der Sonnenstrahlung, eigentlich nur die
Wärme zu verwerten, während Sie auf dem Mars
auch die langwelligen und die kurzwelligen Strahlen,
die gar nicht durch unsre Atmosphäre gehen, in Wärme
umwandeln und daher mitrechnen. Jch muß gestehen,
daß ich nicht weiß, wie groß dieser Betrag ist."

"Das schlagen wir nach", sagte La. Sie hatte
schon das physikalische Lexikon ergriffen. "Hier steht es.
Wir können rechnen, daß die Jhnen bekannte Strah-

Dreiunddreißigſtes Kapitel.

„Gehört hab’ ich’s ſchon‟, ſagte Saltner, „als man
mir meinen „Energieſchwamm‟ ausgezahlt hat, aus
dem ich alle Tage mein Taſchengeld abzapfe. Aber
warum Sie ſo rechnen, das weiß ich nicht.‟

„Es iſt das Einfachſte. Einen vergleichbaren Preis
mit allen Kräften der Natur hat doch nur die Arbeit,
eine gleichbleibende Arbeitsmenge können wir leicht
mechaniſch definieren und herſtellen, und alle Arbeits-
kraft, die wir zur Verfügung haben, ſtammt von der
Sonne. Wir fangen die geſamte Sonnenſtrahlung
auf, benutzen ſie, um eine beſtimmte Menge Aether
zu kondenſieren, und ſo beſitzen wir eine überall ver-
wertbare Einheit der Arbeit. Die Sonnenſtrahlung
haben wir mit der Erde gemeinſam, hier muß ſich
alſo auch eine Vergleichbarkeit unſerer Währungen
ergeben.‟

„Verzeihen Sie‟, unterbrach ſie Ell, „es beſteht
dabei noch eine Schwierigkeit. Jch habe nämlich
die Umrechnung ſchon gemacht, um ein Urteil über
das Budget der Erde aufzuſtellen. Aber auf der
Erde vermögen wir Menſchen nur einen ſehr beſchränk-
ten Teil der Sonnenſtrahlung, eigentlich nur die
Wärme zu verwerten, während Sie auf dem Mars
auch die langwelligen und die kurzwelligen Strahlen,
die gar nicht durch unſre Atmoſphäre gehen, in Wärme
umwandeln und daher mitrechnen. Jch muß geſtehen,
daß ich nicht weiß, wie groß dieſer Betrag iſt.‟

„Das ſchlagen wir nach‟, ſagte La. Sie hatte
ſchon das phyſikaliſche Lexikon ergriffen. „Hier ſteht es.
Wir können rechnen, daß die Jhnen bekannte Strah-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0114" n="106"/>
          <fw place="top" type="header">Dreiunddreißig&#x017F;tes Kapitel.</fw><lb/>
          <p>&#x201E;Gehört hab&#x2019; ich&#x2019;s &#x017F;chon&#x201F;, &#x017F;agte Saltner, &#x201E;als man<lb/>
mir meinen &#x201E;Energie&#x017F;chwamm&#x201F; ausgezahlt hat, aus<lb/>
dem ich alle Tage mein Ta&#x017F;chengeld abzapfe. Aber<lb/>
warum Sie &#x017F;o rechnen, das weiß ich nicht.&#x201F;</p><lb/>
          <p>&#x201E;Es i&#x017F;t das Einfach&#x017F;te. Einen vergleichbaren Preis<lb/>
mit allen Kräften der Natur hat doch nur die Arbeit,<lb/>
eine gleichbleibende Arbeitsmenge können wir leicht<lb/>
mechani&#x017F;ch definieren und her&#x017F;tellen, und alle Arbeits-<lb/>
kraft, die wir zur Verfügung haben, &#x017F;tammt von der<lb/>
Sonne. Wir fangen die ge&#x017F;amte Sonnen&#x017F;trahlung<lb/>
auf, benutzen &#x017F;ie, um eine be&#x017F;timmte Menge Aether<lb/>
zu konden&#x017F;ieren, und &#x017F;o be&#x017F;itzen wir eine überall ver-<lb/>
wertbare Einheit der Arbeit. Die Sonnen&#x017F;trahlung<lb/>
haben wir mit der Erde gemein&#x017F;am, hier muß &#x017F;ich<lb/>
al&#x017F;o auch eine Vergleichbarkeit un&#x017F;erer Währungen<lb/>
ergeben.&#x201F;</p><lb/>
          <p>&#x201E;Verzeihen Sie&#x201F;, unterbrach &#x017F;ie Ell, &#x201E;es be&#x017F;teht<lb/>
dabei noch eine Schwierigkeit. Jch habe nämlich<lb/>
die Umrechnung &#x017F;chon gemacht, um ein Urteil über<lb/>
das Budget der Erde aufzu&#x017F;tellen. Aber auf der<lb/>
Erde vermögen wir Men&#x017F;chen nur einen &#x017F;ehr be&#x017F;chränk-<lb/>
ten Teil der Sonnen&#x017F;trahlung, eigentlich nur die<lb/>
Wärme zu verwerten, während Sie auf dem Mars<lb/>
auch die langwelligen und die kurzwelligen Strahlen,<lb/>
die gar nicht durch un&#x017F;re Atmo&#x017F;phäre gehen, in Wärme<lb/>
umwandeln und daher mitrechnen. Jch muß ge&#x017F;tehen,<lb/>
daß ich nicht weiß, wie groß die&#x017F;er Betrag i&#x017F;t.&#x201F;</p><lb/>
          <p>&#x201E;Das &#x017F;chlagen wir nach&#x201F;, &#x017F;agte La. Sie hatte<lb/>
&#x017F;chon das phy&#x017F;ikali&#x017F;che Lexikon ergriffen. &#x201E;Hier &#x017F;teht es.<lb/>
Wir können rechnen, daß die Jhnen bekannte Strah-<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[106/0114] Dreiunddreißigſtes Kapitel. „Gehört hab’ ich’s ſchon‟, ſagte Saltner, „als man mir meinen „Energieſchwamm‟ ausgezahlt hat, aus dem ich alle Tage mein Taſchengeld abzapfe. Aber warum Sie ſo rechnen, das weiß ich nicht.‟ „Es iſt das Einfachſte. Einen vergleichbaren Preis mit allen Kräften der Natur hat doch nur die Arbeit, eine gleichbleibende Arbeitsmenge können wir leicht mechaniſch definieren und herſtellen, und alle Arbeits- kraft, die wir zur Verfügung haben, ſtammt von der Sonne. Wir fangen die geſamte Sonnenſtrahlung auf, benutzen ſie, um eine beſtimmte Menge Aether zu kondenſieren, und ſo beſitzen wir eine überall ver- wertbare Einheit der Arbeit. Die Sonnenſtrahlung haben wir mit der Erde gemeinſam, hier muß ſich alſo auch eine Vergleichbarkeit unſerer Währungen ergeben.‟ „Verzeihen Sie‟, unterbrach ſie Ell, „es beſteht dabei noch eine Schwierigkeit. Jch habe nämlich die Umrechnung ſchon gemacht, um ein Urteil über das Budget der Erde aufzuſtellen. Aber auf der Erde vermögen wir Menſchen nur einen ſehr beſchränk- ten Teil der Sonnenſtrahlung, eigentlich nur die Wärme zu verwerten, während Sie auf dem Mars auch die langwelligen und die kurzwelligen Strahlen, die gar nicht durch unſre Atmoſphäre gehen, in Wärme umwandeln und daher mitrechnen. Jch muß geſtehen, daß ich nicht weiß, wie groß dieſer Betrag iſt.‟ „Das ſchlagen wir nach‟, ſagte La. Sie hatte ſchon das phyſikaliſche Lexikon ergriffen. „Hier ſteht es. Wir können rechnen, daß die Jhnen bekannte Strah-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_planeten02_1897
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_planeten02_1897/114
Zitationshilfe: Laßwitz, Kurd: Auf zwei Planeten. Bd. 2. Weimar, 1897, S. 106. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_planeten02_1897/114>, abgerufen am 04.05.2024.