eine unbestimmte Höhe zu schnellen. Eine leichte Handbewegung der vor ihm stehenden Gestalt bedeutete ihm, seinen Sitz wieder einzunehmen. Nun endlich fand er die Sprache wieder in gewohnter Lebhaftigkeit.
"Wie Sie befehlen," sagte er. "Es wäre mir eine große Ehre, wenn Sie ebenfalls Platz nehmen wollten und mir gütigst andeuten, wo ich mich eigentlich befinde."
Bei seinen Worten ließ die Gestalt ein leises, silbernes Lachen vernehmen.
"Er spricht, er spricht!" rief sie in der Sprache der Martier. "Es ist zu lustig!"
"Fafagolik?" versuchte Saltner die fremden Laute wiederzugeben. "Was ist das für eine Sprache, oder was für eine Gegend?"
Die Martierin lachte wieder und betrachtete ihn dabei vergnüglich, wie man ein merkwürdiges Tier ab- wartend anschaut.
Saltner wiederholte seine Frage französisch, englisch, italienisch und sogar lateinisch. Damit war sein Sprach- schatz erschöpft. Da ihn die Fremde offenbar nicht verstand und er noch immer keine Antwort erhielt, sagte er wieder auf deutsch:
"Die Gnädige scheint mich nicht zu verstehen, aber ich will mich doch wenigstens vorstellen. Mein Name ist Saltner, Josef Saltner, Naturforscher, Maler, Photograph und Mitglied der Tormschen Polar- expedition, augenblicklich verunglückt und, wie mir scheint, mehr oder weniger gerettet. Eigentlich ist da- bei gar nichts zu lachen, meine Gnädige, oder was Sie sonst sind."
Sechſtes Kapitel.
eine unbeſtimmte Höhe zu ſchnellen. Eine leichte Handbewegung der vor ihm ſtehenden Geſtalt bedeutete ihm, ſeinen Sitz wieder einzunehmen. Nun endlich fand er die Sprache wieder in gewohnter Lebhaftigkeit.
„Wie Sie befehlen,‟ ſagte er. „Es wäre mir eine große Ehre, wenn Sie ebenfalls Platz nehmen wollten und mir gütigſt andeuten, wo ich mich eigentlich befinde.‟
Bei ſeinen Worten ließ die Geſtalt ein leiſes, ſilbernes Lachen vernehmen.
„Er ſpricht, er ſpricht!‟ rief ſie in der Sprache der Martier. „Es iſt zu luſtig!‟
„Fafagolik?‟ verſuchte Saltner die fremden Laute wiederzugeben. „Was iſt das für eine Sprache, oder was für eine Gegend?‟
Die Martierin lachte wieder und betrachtete ihn dabei vergnüglich, wie man ein merkwürdiges Tier ab- wartend anſchaut.
Saltner wiederholte ſeine Frage franzöſiſch, engliſch, italieniſch und ſogar lateiniſch. Damit war ſein Sprach- ſchatz erſchöpft. Da ihn die Fremde offenbar nicht verſtand und er noch immer keine Antwort erhielt, ſagte er wieder auf deutſch:
„Die Gnädige ſcheint mich nicht zu verſtehen, aber ich will mich doch wenigſtens vorſtellen. Mein Name iſt Saltner, Joſef Saltner, Naturforſcher, Maler, Photograph und Mitglied der Tormſchen Polar- expedition, augenblicklich verunglückt und, wie mir ſcheint, mehr oder weniger gerettet. Eigentlich iſt da- bei gar nichts zu lachen, meine Gnädige, oder was Sie ſonſt ſind.‟
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Sechſtes Kapitel.
eine unbeſtimmte Höhe zu ſchnellen. Eine leichte
Handbewegung der vor ihm ſtehenden Geſtalt bedeutete
ihm, ſeinen Sitz wieder einzunehmen. Nun endlich
fand er die Sprache wieder in gewohnter Lebhaftigkeit.
„Wie Sie befehlen,‟ ſagte er. „Es wäre mir eine
große Ehre, wenn Sie ebenfalls Platz nehmen wollten
und mir gütigſt andeuten, wo ich mich eigentlich befinde.‟
Bei ſeinen Worten ließ die Geſtalt ein leiſes,
ſilbernes Lachen vernehmen.
„Er ſpricht, er ſpricht!‟ rief ſie in der Sprache
der Martier. „Es iſt zu luſtig!‟
„Fafagolik?‟ verſuchte Saltner die fremden Laute
wiederzugeben. „Was iſt das für eine Sprache, oder
was für eine Gegend?‟
Die Martierin lachte wieder und betrachtete ihn dabei
vergnüglich, wie man ein merkwürdiges Tier ab-
wartend anſchaut.
Saltner wiederholte ſeine Frage franzöſiſch, engliſch,
italieniſch und ſogar lateiniſch. Damit war ſein Sprach-
ſchatz erſchöpft. Da ihn die Fremde offenbar nicht
verſtand und er noch immer keine Antwort erhielt,
ſagte er wieder auf deutſch:
„Die Gnädige ſcheint mich nicht zu verſtehen, aber
ich will mich doch wenigſtens vorſtellen. Mein Name
iſt Saltner, Joſef Saltner, Naturforſcher, Maler,
Photograph und Mitglied der Tormſchen Polar-
expedition, augenblicklich verunglückt und, wie mir
ſcheint, mehr oder weniger gerettet. Eigentlich iſt da-
bei gar nichts zu lachen, meine Gnädige, oder was
Sie ſonſt ſind.‟
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Laßwitz, Kurd: Auf zwei Planeten. Bd. 1. Weimar, 1897, S. 76. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_planeten01_1897/84>, abgerufen am 23.07.2024.
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